41
Abb.67 (Teit S. 37> Der Königsplatz Phot. Ferd. Finsterlin
räume knüpft. Daß man in der unteren Ludwigs-
straße aus dem Georgianum junge Kleriker zum
Besuche der Nniversität schreiten "sieht, färbt doch
schwerlich „mönchisch roh" diese umfangreichen
Bauten, die allerdings herbe und strenge gestaltet,
schon in ihrem Aeußeren eben die ernsten Zwecke
und Aufgaben andeuten, denen sie zugewiesen sind.
JedemTadel entrückt blieb Gärtner beim Bau der
Kgl. Hof- und Staatsbiblioth ek, die innerhalb
der Jahre 1832—44 südlich der Ludwigskirche sich
erhob (Abb. 75j. Sie mahnt in ihrer gedehnten
Front an die vornehmsten mittelalterlichen Palast-
bauten Jtaliens, und trägt zur monumental wir-
kenden Gestaltung der Ludwigsstraße ganz beson-
ders bei. Die Fassade erfährt durch die in ihrer Mitte
gelegene Freitreppe, auf deren Brüstung vier Mar-
morstatuen antiker Dichter und Philosophen thro-
nen, eine günstige llnterbrechung. Das innere Trep-
penhaus wirkt ob seiner großartigen Anlage und
seinem reichen farbigen und plastischen Detail-
schmuck wohl auf jeden Eintretenden höchst über-
raschend fAbb. 7b) — ein würdiger Ausgang zu den
wertvollen Schätzen, welche die Räume dieses Hau-
ses erfüllen. Wirksame monumentale Zier bilden
am Ende der Treppe die herrlichen Marmorgestal-
ten Schwanthalers: Herzog Albrecht V., der eifrige
Bücher- und Schriftensammler, und König Ludwig,
der Erbauer der Bibliothek. Die höchst sorgsam
durchgeführte dekorative Malerei des Stiegen-
hauses ward durch Jos. Schwarzmann, den
tüchtigsten damaligen Aleister dieses Faches, mu-
stergültig vollführt. Der Genannte erledigte ja in
allen Bauten Ludwigs I., in weltlichen wie kirch-
lichen, mit einer Schar tüchtiger Gehilfen die ein-
schlägigen Aufgaben, auch im Tome zu Speier und
in der kgl. Residenz zu Athen war er tätig; einen
Auftrag, in St. Petersburg die Kaiserresidenz zu
schmücken, ließen ihn seine vielen in München zu
erledigenden Aufgaben zur Befriedigung seines
Königs dankend ablehnen. Schwarzmann (geb.
1806 zu Prutz in Tirol, gestorben 18. Juli 1890
zu München) ward von allen Künstlern, mit denen
er in Fühlung zu treten hatte, besonders von Klenze
und Gärtner, hochgeschätzt; wort- und schriftge-
wandt,verfügte er über wahrhaftklassischen Humor,
der den großen Münchener Künstlerfesten jener
Zeit trefflich zu Diensten stand!
Gärtnerhatteauchdafürzusorgen, derLudwigs-
straße anihrem südlichen wie nördlichen Ende einen
entsprechend monumentalen Abschluß zu sichern,
was einerseits durch dieFeldherrnhalle, ander-
seits durch das Siegestor geschah. Erstere, an der
Gabelung zweier nach der inneren
Stadt führenden Straßen gelegen,
zeigt sich als ziemlich genaue Nach-
bildung der bekannten Loggia dei
Lanzi in Florenz, welche allerdings
reicheren plastischen Jnhalt aufweist
als die Münchener Halle, die außer
der später hier zur Aufstellung ge-
brachten Friedensgruppe von Ferd.
v. Miller nur die von Schwanthaler
modellierten Erzstatuen der baperi-
fchen Generäle Tilly und Wrede be-
herbergt (Abb. 79). Ein mehr selb-
ständiges, wenn auch in der Haupt-
form dem römischen Konstantins-
bogen angeschlossenes Denkmal ist
Abb. 6S S. 37) Propyläen: Grundriß
L
XXXIII/XXXIV
6
Abb.67 (Teit S. 37> Der Königsplatz Phot. Ferd. Finsterlin
räume knüpft. Daß man in der unteren Ludwigs-
straße aus dem Georgianum junge Kleriker zum
Besuche der Nniversität schreiten "sieht, färbt doch
schwerlich „mönchisch roh" diese umfangreichen
Bauten, die allerdings herbe und strenge gestaltet,
schon in ihrem Aeußeren eben die ernsten Zwecke
und Aufgaben andeuten, denen sie zugewiesen sind.
JedemTadel entrückt blieb Gärtner beim Bau der
Kgl. Hof- und Staatsbiblioth ek, die innerhalb
der Jahre 1832—44 südlich der Ludwigskirche sich
erhob (Abb. 75j. Sie mahnt in ihrer gedehnten
Front an die vornehmsten mittelalterlichen Palast-
bauten Jtaliens, und trägt zur monumental wir-
kenden Gestaltung der Ludwigsstraße ganz beson-
ders bei. Die Fassade erfährt durch die in ihrer Mitte
gelegene Freitreppe, auf deren Brüstung vier Mar-
morstatuen antiker Dichter und Philosophen thro-
nen, eine günstige llnterbrechung. Das innere Trep-
penhaus wirkt ob seiner großartigen Anlage und
seinem reichen farbigen und plastischen Detail-
schmuck wohl auf jeden Eintretenden höchst über-
raschend fAbb. 7b) — ein würdiger Ausgang zu den
wertvollen Schätzen, welche die Räume dieses Hau-
ses erfüllen. Wirksame monumentale Zier bilden
am Ende der Treppe die herrlichen Marmorgestal-
ten Schwanthalers: Herzog Albrecht V., der eifrige
Bücher- und Schriftensammler, und König Ludwig,
der Erbauer der Bibliothek. Die höchst sorgsam
durchgeführte dekorative Malerei des Stiegen-
hauses ward durch Jos. Schwarzmann, den
tüchtigsten damaligen Aleister dieses Faches, mu-
stergültig vollführt. Der Genannte erledigte ja in
allen Bauten Ludwigs I., in weltlichen wie kirch-
lichen, mit einer Schar tüchtiger Gehilfen die ein-
schlägigen Aufgaben, auch im Tome zu Speier und
in der kgl. Residenz zu Athen war er tätig; einen
Auftrag, in St. Petersburg die Kaiserresidenz zu
schmücken, ließen ihn seine vielen in München zu
erledigenden Aufgaben zur Befriedigung seines
Königs dankend ablehnen. Schwarzmann (geb.
1806 zu Prutz in Tirol, gestorben 18. Juli 1890
zu München) ward von allen Künstlern, mit denen
er in Fühlung zu treten hatte, besonders von Klenze
und Gärtner, hochgeschätzt; wort- und schriftge-
wandt,verfügte er über wahrhaftklassischen Humor,
der den großen Münchener Künstlerfesten jener
Zeit trefflich zu Diensten stand!
Gärtnerhatteauchdafürzusorgen, derLudwigs-
straße anihrem südlichen wie nördlichen Ende einen
entsprechend monumentalen Abschluß zu sichern,
was einerseits durch dieFeldherrnhalle, ander-
seits durch das Siegestor geschah. Erstere, an der
Gabelung zweier nach der inneren
Stadt führenden Straßen gelegen,
zeigt sich als ziemlich genaue Nach-
bildung der bekannten Loggia dei
Lanzi in Florenz, welche allerdings
reicheren plastischen Jnhalt aufweist
als die Münchener Halle, die außer
der später hier zur Aufstellung ge-
brachten Friedensgruppe von Ferd.
v. Miller nur die von Schwanthaler
modellierten Erzstatuen der baperi-
fchen Generäle Tilly und Wrede be-
herbergt (Abb. 79). Ein mehr selb-
ständiges, wenn auch in der Haupt-
form dem römischen Konstantins-
bogen angeschlossenes Denkmal ist
Abb. 6S S. 37) Propyläen: Grundriß
L
XXXIII/XXXIV
6