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Abb. 80 (Text S. 42)
Das Siegcstor in Mtiiichen
Phot. Gg. Böttger
den humorvollen Worten: „Schraudolphl das ist
einer der menigen Fälle, in denen man einen
König ungestraft beim Kragen nehmen darfl"
Bald nachdem Ziebland den Bau von Kirche
und Kloster St. Bonifaz begonnen, hatte er nörd-
lich von diesen, sie vom Königsplatze aus völlig
deckend, der Glyptothek gegenüber das Kunstaus-
stellungsgebäude aufzuführen. Die korinthische
Bauform für das Aeußere wählend, vermochte
Ziebland auch diese Aufgabe vortrefslich zu lösen.
Eine gedehnte, ansehnliche Freitreppe führt zum
säulengetragenen Mittelbau, dessen von Schwan-
thaler gestaltete Giebelfeldgruppe die Bavaria zeigt,
Ehrenkränze den verschiedenen Künsten reichend.
Das Vestibül weist vornehme Ausstattung auf,
während die durch Oberlicht erhellten Säle, ihrem
Zwecke zugeteilt, auf reichere Zier zu verzichten
hatten (Abb. 109, 110). Ziebland bewies, daß er
hellenische Formen ebenso zu beherrschen ver-
mochte wie den frühchristlichen Kirchenstil. Seiner
ganzen Veranlagung und Schulung nach steht
er als selbständiger Meister zwischen Klenze und
Gärtner und bildet somit die beste Ergänzung,
um den mannigfachen Anforderungen, die Lud-
wig I. an seine Künstler stellte, entsprechende
Erfüllung zu sichern. Die gründlichen Kenntnisse
Zieblands legten es nahe, ihn auch bei auswär-
tigen wichtigen Bauaufgaben zu Rate zu ziehen,
wie dies u. a. auch im Jahre 1843 von seiten
des Hofes in Weimar geschah, als bezüglich
Wiederherstellung der thüringschen Wartburg ein-
leitende Schritte unternommen wurden. Auch
Ludwigs Nachfolger, König Maximilian II., be-
absichtigte, bei seinen baulichen Unternehmungen
zunächst Ziebland in Anspruch zu nehmen, doch
vorzeitig brach die Arbeitskraft des Meisters zu-
sammen; geistiger Umnachtung verfallen, schloß
dieser sein verdienstvolles Leben am 24. Juli 1873
(Abb. 105).
Noch ein vierter in Ludwigs Diensten stehen-
der tüchtiger Architekt ist hier zu nennen: D aniel
Josef Ohlmüller. Dieser, im Jahre 1791 zu
Bamberg geboren, machte seine ersten Studien
in der Vaterstadt, ging 18 ll nach München,
weiterhin nach Jtalien und übernahm 1819 aus
Klenzes Anerbieten die Aufsicht beim Bau der
Glpptothek. Als Kgl.BayerischerZivilbauinspektor
erledigte Ohlmüller viele wichtige Bauten in den
Provinzen, u. a. das Badegebäude in Steben wie
das Salinenamt in Reichenhall. Pflegte er hier-
bei auch meist den Rundbogenstil, so war er seiner
inneren Neigung nach doch zunächst Gotiker.
Abb. 80 (Text S. 42)
Das Siegcstor in Mtiiichen
Phot. Gg. Böttger
den humorvollen Worten: „Schraudolphl das ist
einer der menigen Fälle, in denen man einen
König ungestraft beim Kragen nehmen darfl"
Bald nachdem Ziebland den Bau von Kirche
und Kloster St. Bonifaz begonnen, hatte er nörd-
lich von diesen, sie vom Königsplatze aus völlig
deckend, der Glyptothek gegenüber das Kunstaus-
stellungsgebäude aufzuführen. Die korinthische
Bauform für das Aeußere wählend, vermochte
Ziebland auch diese Aufgabe vortrefslich zu lösen.
Eine gedehnte, ansehnliche Freitreppe führt zum
säulengetragenen Mittelbau, dessen von Schwan-
thaler gestaltete Giebelfeldgruppe die Bavaria zeigt,
Ehrenkränze den verschiedenen Künsten reichend.
Das Vestibül weist vornehme Ausstattung auf,
während die durch Oberlicht erhellten Säle, ihrem
Zwecke zugeteilt, auf reichere Zier zu verzichten
hatten (Abb. 109, 110). Ziebland bewies, daß er
hellenische Formen ebenso zu beherrschen ver-
mochte wie den frühchristlichen Kirchenstil. Seiner
ganzen Veranlagung und Schulung nach steht
er als selbständiger Meister zwischen Klenze und
Gärtner und bildet somit die beste Ergänzung,
um den mannigfachen Anforderungen, die Lud-
wig I. an seine Künstler stellte, entsprechende
Erfüllung zu sichern. Die gründlichen Kenntnisse
Zieblands legten es nahe, ihn auch bei auswär-
tigen wichtigen Bauaufgaben zu Rate zu ziehen,
wie dies u. a. auch im Jahre 1843 von seiten
des Hofes in Weimar geschah, als bezüglich
Wiederherstellung der thüringschen Wartburg ein-
leitende Schritte unternommen wurden. Auch
Ludwigs Nachfolger, König Maximilian II., be-
absichtigte, bei seinen baulichen Unternehmungen
zunächst Ziebland in Anspruch zu nehmen, doch
vorzeitig brach die Arbeitskraft des Meisters zu-
sammen; geistiger Umnachtung verfallen, schloß
dieser sein verdienstvolles Leben am 24. Juli 1873
(Abb. 105).
Noch ein vierter in Ludwigs Diensten stehen-
der tüchtiger Architekt ist hier zu nennen: D aniel
Josef Ohlmüller. Dieser, im Jahre 1791 zu
Bamberg geboren, machte seine ersten Studien
in der Vaterstadt, ging 18 ll nach München,
weiterhin nach Jtalien und übernahm 1819 aus
Klenzes Anerbieten die Aufsicht beim Bau der
Glpptothek. Als Kgl.BayerischerZivilbauinspektor
erledigte Ohlmüller viele wichtige Bauten in den
Provinzen, u. a. das Badegebäude in Steben wie
das Salinenamt in Reichenhall. Pflegte er hier-
bei auch meist den Rundbogenstil, so war er seiner
inneren Neigung nach doch zunächst Gotiker.