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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Fürst, Max: König Ludwig I. von Bayern und seine Bauwerke
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Abb. 89 (Text S. 44)

Das Pompejanuin: Pcristylium

dem christlichen Volke und auch den wahren Kunst-
freunden sicherlich nichts, wenn jedes ehrliche
Kunstschaffen in seinen Formen die Zeit erkennen
läßt, in der eben nicht mehr Meister der Vorzeit,
sondern Nachgeborne bestrebt waren, ihrer Hände
Werke zum Lobe und Preise desjenigen als fromme
Weihegaben zu hinterlegen, der den Menschen die
mannigfachen Talente nicht zur trüben Verküm-
merung, sondern zur frohen Entwicklung an-
vertraute.

Hatte Ludwig I. bei Errichtung der Mün-
chener Glasmalerei mit deren Erstlingswerken
schon mehrere Fenster des Regensburger Domes
schmücken lassen, so wandte er diesem herrlichen
gotischen Bau noch an seinem Lebensabend reges
Jnteresse zu. Er sorgte, daß die alte Bauhütte
dort wieder in Tätigkeit treten und gleichzeitig
an den Ausbau der beiden Türme geschritten
werden konnte. Nach einer sofortigen
namhaftenSpende ward für sieben Jahre,
von 1863—1870 ein jährlicher Beitrag
von 20000 Gulden (34285 Mark) fest-
gesetzt, so daß im Vereine mit anderen
Mitteln das Werk ungehindert seine Vvll-
führung fand. Ludwig erlebte den er-
sehnten Abschluß nicht mehr; aber noch
am 17.Oktober 1867, vor seiner letzten
Reise nach Nizza, sprach er in einem
Briefe dem tüchtigen Baumeister Frz.

Jos. Denzinger freudige Auerkennung
aus, dem es gegönnt war, drei Jahre
später den Schlußstein in die prächtigen
Turmhelme zu fügen, die nun weithin
ins Donautal ihre monumentalen Se-
gensgrüße senden. — Nicht nur den be-
rühmten Domen seines Landes galt das
Jnteresse Ludwigs, gar manches schlichte
Provinz- und Wallfahrtskirchlein, dem
künstlerische und volkstümliche Reize

eigen, das aber in der Ausklärungs-
zeit der Demolierung überwiesen
worden, sicherte anfänglich des Kron-
prinzen Fürwort, später des Königs
Befehl erfreuliche Erhaltung; ehr-
würdige, mitBapernsfrüherKultur-
geschichte eng verknüpfte Klöster, die
bereitsaufgelöstoderdemAussterben
überantwortet waren, wie Schepern,
Andechs, Schäftlarn und das agilol-
fingischeNonnenstift des Chiemsees,
danken dem edlen Monarchen ihren
Fortbestand oder ein neues Erblühen.
Kloster Scheyern lag ja Ludwig be-
sonders am Herzen; stand doch dort
einstmals die Stammburg seines er-
lauchten Geschlechts, welche durch
edle Schenkung im Jahre 1117 an
dieSöhne des hl.Benedikt übergeben
ward, und dadurch den neuen Burg-
bauWittelsbach, nahe dem Städtchen
Aichach, nötig machte. Das seit der
Säkularisation verödete Kloster
Scheyern stellte Ludwig aus eige-
nen Mitteln 1838 wieder her. Als ihm ein Be-
richt über die feierliche Wiedereinweihung zukam,
schrieb er am 7. Oktober des genannten Jahres
von Berchtesgaden aus an seinen Kabinetts-
sekretär, mit welch tiefer Rührung er von diesem
Berichte Kenntnis genommen habe: „eine Träne
fiel auf das Blatt". — Durch Dezennien trug sich
Ludwig auch mit dem Plane, im Stifte Schepern
eine Grabstätte sich errichten zu lassen, erst in
späteren Jahren gab er Weisung, in der inzwischen
von ihm erbauten Basilika des hl. Bonifatius zur
ewigen Nuhe gebettet zu werden (Abb. 108).

Den vaterländischen Sinn allerorts zu heben,
war dem König ein besonderes Anliegen, daher
erschien ihm die Plastik besonders willkommen,
um in zahlreichen Statuen und Denkmälern aus
Erz oder Stein die verdienten Männer des Bayer-
landes dem Volke stets vor Augen zu halten.

Phot. Gz. Böttgcr

Abb. Sv (Tcxt S. 44) DaL Pompcjanum. Peristplium

Phot. Gg. Böttger
 
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