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Abb. 94 (Tert S. 43 u. 59) Das Kuisaalgebaude >» Bad Kissinge» Phot. Ferd. Finsterli»
So erhielt u. a. Würzburg die von M. Widu-
mann modellierte Gestalt des edlen Bischofs
Julius Echter von Mespelbrunn, Bamberg jene
des Fürstbischofs Franz Ludwig, Regensburg
das Standbild des milden, gelehrten Bischofs
Sailer, Erlangen jenes des Markgrafen Fried-
rich von Bayreuth, des Stifters der Erlanger
Universität, in Augsburg erstand für Hans Jakob
Fugger, in Bayreuth für Jean Paul Richter,
in Ansbach für den Dichter Graf Platen ein wür-
diges Denkmal, während dem verdienten Be-
gründer der ersten bayerischen Universität, Herzog
Ludwig dem Reichen, in Landshut diese Ehre zu-
teil ward. Jn München, wo Ludwig im Jahre
1833 zum Andenken an die 50U 0 Bayern, die
im russischen Feldzug unter Napoleon I. ihr trau-
riges Ende gefunden, einen 29Meter hohen Obelisk
am Karolinenplatz hatte errichten lassen (Abb. 111),
erhieltder statuarischeSchmuck besondcreMehrung,
vor allem in dem hervorragenden, von Rauch treff-
lich modellierten Denkmal König Max Josephs I.
(Abb. 114), dem sich alsbald das ernste Reiterstand-
bild des Großen Kurfürsten Maximilians I., welches
Thorwaldsen im Jahre I83ö in Rom geformt, wür-
dig anreihte (Abb. 113). Reichlich betraut mit ähn-
lichen Aufgaben wurden vor allem Schwanthalers
tüchtige Schüler, darunter besonders M. Widn-
mann^°) und Friedrich Brugger. Sind auch nicht
alle von den letzteren gestalteten Denkmale von
gleichem Werte, so gereichen sie doch zum min-
desten den Straßen und Plätzen der bayerischen
Residenz zur anregenden künstlerischen Zierde.
Auch das von Widnmann modellierte große
Reiterdenkmal Ludwigs I. (Abb. 115), das die
Stadt München noch zu Lebzeiten des Königs im
Jahre 186ll als Ausdruck ihres Dankes zur Auf-
stellung bringen ließ, muß unter solchein Gesichts-
puukte geschaut werden. Das schönste, würdigste
Denkmal erhielt Ludwig nach seinem Ableben
im Jnnern seiner idealsten Schöpfuug, der Wal-
halla, das wahrhaft groß erfaßt, Ferdinand von
Miller im Jahre 1890 in karrarischem Marmor
zur Ausführung brachte (Abb. 116). Dort ist wohl
auch der geeignetste Ehrenplatz, die würdigsteThron-
stelle, auf der Ludwig I., vereinigt mit den großen
Geistern des Vaterlandes, in der Erinnerung seines
Bayernvolkes, wie in jener der gesamten Deutschen
Nation für alle Zeiten fortzuleben hat.
Wie sehr König Ludwig im allgemeinen daraus
bedacht war, spezifisch bayerische Erinnerungsan-
denken zu erhalten, bezeugt fein wachsamer Blick
auf Städtezier aus alten 'Zeiten, auf Türme und
Tore u. dgl., um sie, wenn einigermaßen möglich,
in ihremBestande zu sichern. Als etliche Münchener
eine Agitation für Abbruch des aus dem Jahre 1314
stammenden, freilich höchst ruinös gewordenen
Jsartores in Szene setzten, meinteLudwig erbittert,
daß es Leute gäbe, die nicht eher ruhen, bis alles
so slach sei wie ihre Köpfe. Die Toranlage weiter-
hin nicht zu gesährden, ließ er dieselbe im Jahre 1833
durch Gärtner erneuern und die drei alten Türme
durch einen Viereckbau zusammenfassen, um so den
vollen Charakter eines mittelalterlichen Tores zur
Anschauung zu bringen. Zudem ließ er zu beiden
Seiten des Mittelbogens die von Bildhauer K. Eber-
hard gemeißelten Statucn des heiligen Michael und
des Ritters St. Georg zur Aufstellung gelangen
und an der östlichen Außenfront ul trssoo von
Abb. 94 (Tert S. 43 u. 59) Das Kuisaalgebaude >» Bad Kissinge» Phot. Ferd. Finsterli»
So erhielt u. a. Würzburg die von M. Widu-
mann modellierte Gestalt des edlen Bischofs
Julius Echter von Mespelbrunn, Bamberg jene
des Fürstbischofs Franz Ludwig, Regensburg
das Standbild des milden, gelehrten Bischofs
Sailer, Erlangen jenes des Markgrafen Fried-
rich von Bayreuth, des Stifters der Erlanger
Universität, in Augsburg erstand für Hans Jakob
Fugger, in Bayreuth für Jean Paul Richter,
in Ansbach für den Dichter Graf Platen ein wür-
diges Denkmal, während dem verdienten Be-
gründer der ersten bayerischen Universität, Herzog
Ludwig dem Reichen, in Landshut diese Ehre zu-
teil ward. Jn München, wo Ludwig im Jahre
1833 zum Andenken an die 50U 0 Bayern, die
im russischen Feldzug unter Napoleon I. ihr trau-
riges Ende gefunden, einen 29Meter hohen Obelisk
am Karolinenplatz hatte errichten lassen (Abb. 111),
erhieltder statuarischeSchmuck besondcreMehrung,
vor allem in dem hervorragenden, von Rauch treff-
lich modellierten Denkmal König Max Josephs I.
(Abb. 114), dem sich alsbald das ernste Reiterstand-
bild des Großen Kurfürsten Maximilians I., welches
Thorwaldsen im Jahre I83ö in Rom geformt, wür-
dig anreihte (Abb. 113). Reichlich betraut mit ähn-
lichen Aufgaben wurden vor allem Schwanthalers
tüchtige Schüler, darunter besonders M. Widn-
mann^°) und Friedrich Brugger. Sind auch nicht
alle von den letzteren gestalteten Denkmale von
gleichem Werte, so gereichen sie doch zum min-
desten den Straßen und Plätzen der bayerischen
Residenz zur anregenden künstlerischen Zierde.
Auch das von Widnmann modellierte große
Reiterdenkmal Ludwigs I. (Abb. 115), das die
Stadt München noch zu Lebzeiten des Königs im
Jahre 186ll als Ausdruck ihres Dankes zur Auf-
stellung bringen ließ, muß unter solchein Gesichts-
puukte geschaut werden. Das schönste, würdigste
Denkmal erhielt Ludwig nach seinem Ableben
im Jnnern seiner idealsten Schöpfuug, der Wal-
halla, das wahrhaft groß erfaßt, Ferdinand von
Miller im Jahre 1890 in karrarischem Marmor
zur Ausführung brachte (Abb. 116). Dort ist wohl
auch der geeignetste Ehrenplatz, die würdigsteThron-
stelle, auf der Ludwig I., vereinigt mit den großen
Geistern des Vaterlandes, in der Erinnerung seines
Bayernvolkes, wie in jener der gesamten Deutschen
Nation für alle Zeiten fortzuleben hat.
Wie sehr König Ludwig im allgemeinen daraus
bedacht war, spezifisch bayerische Erinnerungsan-
denken zu erhalten, bezeugt fein wachsamer Blick
auf Städtezier aus alten 'Zeiten, auf Türme und
Tore u. dgl., um sie, wenn einigermaßen möglich,
in ihremBestande zu sichern. Als etliche Münchener
eine Agitation für Abbruch des aus dem Jahre 1314
stammenden, freilich höchst ruinös gewordenen
Jsartores in Szene setzten, meinteLudwig erbittert,
daß es Leute gäbe, die nicht eher ruhen, bis alles
so slach sei wie ihre Köpfe. Die Toranlage weiter-
hin nicht zu gesährden, ließ er dieselbe im Jahre 1833
durch Gärtner erneuern und die drei alten Türme
durch einen Viereckbau zusammenfassen, um so den
vollen Charakter eines mittelalterlichen Tores zur
Anschauung zu bringen. Zudem ließ er zu beiden
Seiten des Mittelbogens die von Bildhauer K. Eber-
hard gemeißelten Statucn des heiligen Michael und
des Ritters St. Georg zur Aufstellung gelangen
und an der östlichen Außenfront ul trssoo von