Jhrg.1836) gegebenerBericht eines kunstbegeisterten
Weltwanderers, der sein Erstaunen ausdrückt, wie
in der Stadt München, die nicht ganz 100000 Be-
wohner zählt und „Wohnort eines der kleinsten Mo-
narchen unter den Gekrönten der Erde ist", so viele
grandiose Werke der Baukunst teils bereits aufge-
führt, teils im Erstehen begriffen zu schauen seien;
wie Scharen von Künstlern
unausgesetzttätig,dieSchätze
ihres vollen Könnens und
Strebens in einer Weise
aufzustapeln, wie dies sonst
nur in den größten und
reichsten Weltstädten er-
möglicht scheine. Bei aller
Anerkennung für Ludwig I.
äußert sich der Berichter-
statter jedoch, „ohne dem
Urteil der richtenden Nach-
welt vorgreifen zu wollen",
besorgt dahin, „es wird viel-
leicht ein strenges sein". —
Nun, bereits haben wir an-
gedeutet, daß es vorüber-
gehend nicht nur ein stren-
ges, sondern vielfach auch
ein höchst ungerechtes Urteil
war. Heute, wo wir die
nötige Distanz gewonnen,
um dieses Königs Schaffen
vollauf zu würdigen, ist es
anders geworden: mit be-
geisterter Verehrung dankt
mandemhochgesinntenMo-
narchen für sein unermüde-
tes Walten. Gewiß war
auch er von Mängeln und
Schwächen nicht frei; selbst
dieBestgesinntenseinesVol-
kes mochten es beklagen, daß
Ludwig I. bei seinem regen,
impulsiven Naturell für
Personen, die mit gewissem
Geschick geistsprühend sich
zu gerieren wußten, ohne in
der Seele die wahren Mittel
hierfür zu haben, rasch
Feuer fing, wobei ihm —
besonders in einem bedauer-
lichen Falle — alsbald
schlimme Enttäuschungen
und bittere Kränkungen
nicht erspart bleiben konn-
ten. Daß außerdem auch
Männer der Feder sich fanden, die erbärmlich und
charakterlos genug waren, einerseits um des Königs
Gunst zudringlich zu buhlen, anderseits ihn aber
in Wort und Schrift wieder zu verlästern, kann
hier ebenfalls nicht verschwiegen sein^). Solche
Erlebnisse zu erfahren, ist ja mehr oder minder
jedes hochgemuten Fürsten bitteres Los!
Solch trübe Geschehnisse sind dem Bewußtsein
des bayerischen Volkes längst entschwunden, es
schautin Ludwig I. nur mehr den genialen Herr-
scher, der seinen höchsten Ehrgeiz darein setzte,
Bapernzum wohlbestellten Garten edelster Kultur-
blüten zu machen, so daß diesem Lande im kulru-
rellen Wettstreit mit anderen Stämmen nnd Völ-
kern eine bevorzugte Stellung gesichertbleiben müsse.
Auf socher Bahn, die zugleich auch den großen
nationalen Gesichtspunkten
diente, mußten die Ziele
von Ludwigs auserlesenem
Wirken selbstverständlich
dem ganzen deutschen Volke
zu gute kommen. Seine der
Nation gewidmeten Denk-
male würden ihm allein
schon ein dauerndes An-
denken verbürgen, denn so
langeWalhallashochragen-
der, von Genien und Wal-
küren behüteter Marmor-
tempel in den Wellen des
ostwärts ziehenden Donau-
stromes sich spiegelt, so lange
kann dankbares Erinnern
an den Erbauer nicht ent-
schwinden. Wie Ludwigs
BaudenkmaledieserArtuns
hoch erfreuen, so müssen
uns auch seine sonstigen
Kunstschöpfungen, nicht zu-
letzt seine Kirchenbauten
wert und teuer sein. Bei
dem tiefen Erfassen des
Wertes der Religion, das
dem König eigen war, wußte
dieser schon als Begründer
des im Jahre 1835 entstan-
denen hochverdienstlichen
,Ludwig- Missionsvereinsfi
der den fernsten Erdteilen
dieSegnungen desChristen-
tums zuführte, welch hohes
Ehrenamt in der Heimat
es sein müsse, Förderer und
mächtiger Schirmherr der
religiösen Kunst zu sein.
Dieser erkorenen Aufgabe
kam Ludwig nicht nur in
bezug auf s eine Residenzstadt
München und durch ent-
sprechende Herstellung der
altehrwürdigen Dome des
Landes nach, seine Umsicht
und Sorgfalt erstreckte sich,
wie schon angedeutet, selbst auf die schlichtesten
Kirchen und Kapellen einsacher Dorfschaften. So
erscheint uns denn Ludwig nach allen Seiten als
ein unermüdeter, erhabener Wohltäter im edelsten
Sinne des Wortes. Mit dieser Feststellung können
wir die gedrängte Darlegung über sein Wirken und
zunächst über seine Kunstpflege getrost zum Ab-
schluß bringen. Hält man im weiten Rahmen der
Kunst- und Kulturgeschichte aller Zeiten, von den
Abb. 100 (Text S. 50>
Glasgcmäldc in dcr Mariahilslirche
Weltwanderers, der sein Erstaunen ausdrückt, wie
in der Stadt München, die nicht ganz 100000 Be-
wohner zählt und „Wohnort eines der kleinsten Mo-
narchen unter den Gekrönten der Erde ist", so viele
grandiose Werke der Baukunst teils bereits aufge-
führt, teils im Erstehen begriffen zu schauen seien;
wie Scharen von Künstlern
unausgesetzttätig,dieSchätze
ihres vollen Könnens und
Strebens in einer Weise
aufzustapeln, wie dies sonst
nur in den größten und
reichsten Weltstädten er-
möglicht scheine. Bei aller
Anerkennung für Ludwig I.
äußert sich der Berichter-
statter jedoch, „ohne dem
Urteil der richtenden Nach-
welt vorgreifen zu wollen",
besorgt dahin, „es wird viel-
leicht ein strenges sein". —
Nun, bereits haben wir an-
gedeutet, daß es vorüber-
gehend nicht nur ein stren-
ges, sondern vielfach auch
ein höchst ungerechtes Urteil
war. Heute, wo wir die
nötige Distanz gewonnen,
um dieses Königs Schaffen
vollauf zu würdigen, ist es
anders geworden: mit be-
geisterter Verehrung dankt
mandemhochgesinntenMo-
narchen für sein unermüde-
tes Walten. Gewiß war
auch er von Mängeln und
Schwächen nicht frei; selbst
dieBestgesinntenseinesVol-
kes mochten es beklagen, daß
Ludwig I. bei seinem regen,
impulsiven Naturell für
Personen, die mit gewissem
Geschick geistsprühend sich
zu gerieren wußten, ohne in
der Seele die wahren Mittel
hierfür zu haben, rasch
Feuer fing, wobei ihm —
besonders in einem bedauer-
lichen Falle — alsbald
schlimme Enttäuschungen
und bittere Kränkungen
nicht erspart bleiben konn-
ten. Daß außerdem auch
Männer der Feder sich fanden, die erbärmlich und
charakterlos genug waren, einerseits um des Königs
Gunst zudringlich zu buhlen, anderseits ihn aber
in Wort und Schrift wieder zu verlästern, kann
hier ebenfalls nicht verschwiegen sein^). Solche
Erlebnisse zu erfahren, ist ja mehr oder minder
jedes hochgemuten Fürsten bitteres Los!
Solch trübe Geschehnisse sind dem Bewußtsein
des bayerischen Volkes längst entschwunden, es
schautin Ludwig I. nur mehr den genialen Herr-
scher, der seinen höchsten Ehrgeiz darein setzte,
Bapernzum wohlbestellten Garten edelster Kultur-
blüten zu machen, so daß diesem Lande im kulru-
rellen Wettstreit mit anderen Stämmen nnd Völ-
kern eine bevorzugte Stellung gesichertbleiben müsse.
Auf socher Bahn, die zugleich auch den großen
nationalen Gesichtspunkten
diente, mußten die Ziele
von Ludwigs auserlesenem
Wirken selbstverständlich
dem ganzen deutschen Volke
zu gute kommen. Seine der
Nation gewidmeten Denk-
male würden ihm allein
schon ein dauerndes An-
denken verbürgen, denn so
langeWalhallashochragen-
der, von Genien und Wal-
küren behüteter Marmor-
tempel in den Wellen des
ostwärts ziehenden Donau-
stromes sich spiegelt, so lange
kann dankbares Erinnern
an den Erbauer nicht ent-
schwinden. Wie Ludwigs
BaudenkmaledieserArtuns
hoch erfreuen, so müssen
uns auch seine sonstigen
Kunstschöpfungen, nicht zu-
letzt seine Kirchenbauten
wert und teuer sein. Bei
dem tiefen Erfassen des
Wertes der Religion, das
dem König eigen war, wußte
dieser schon als Begründer
des im Jahre 1835 entstan-
denen hochverdienstlichen
,Ludwig- Missionsvereinsfi
der den fernsten Erdteilen
dieSegnungen desChristen-
tums zuführte, welch hohes
Ehrenamt in der Heimat
es sein müsse, Förderer und
mächtiger Schirmherr der
religiösen Kunst zu sein.
Dieser erkorenen Aufgabe
kam Ludwig nicht nur in
bezug auf s eine Residenzstadt
München und durch ent-
sprechende Herstellung der
altehrwürdigen Dome des
Landes nach, seine Umsicht
und Sorgfalt erstreckte sich,
wie schon angedeutet, selbst auf die schlichtesten
Kirchen und Kapellen einsacher Dorfschaften. So
erscheint uns denn Ludwig nach allen Seiten als
ein unermüdeter, erhabener Wohltäter im edelsten
Sinne des Wortes. Mit dieser Feststellung können
wir die gedrängte Darlegung über sein Wirken und
zunächst über seine Kunstpflege getrost zum Ab-
schluß bringen. Hält man im weiten Rahmen der
Kunst- und Kulturgeschichte aller Zeiten, von den
Abb. 100 (Text S. 50>
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