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Abb. 7 (Tcxt S. 8 u. Lv) Bewcinung Christi Phot. F. Brucimnnn
Pinakothek zu München
in Bewunderung und blinder Nacheiferung der
Art des Rubens dessen volles saftiges Ausschöpfen
noch überbieten zu müssen glaubte, im allgemeinen
aber bedingte das eiufachere, weniger eigenartige
Talent des van Dyck nicht nur seine Äbhängig-
keit von bedeutenden Meistern, zumal von Rubens,
sondern zugleich eben auch eine glückliche Ab-
hängigkeit von der Natur, von der einzelnen
Persönlichkeit speziell, die er im Porträt wieder-
zugeben hatte. Diese Abhängigkeit von der Natur
und der dadurch begründete Respekt vor der Jn-
dividualität, die Sicherheit in ihrer Erfassung
wie in der Wiedergabe verbunden mit gewähltem
und vornchmem Geschmack sind
Eigenschaften, die unseren Künstler
zu einem der größten Bildnismaler
aller Zeiten erheben. Van Dyck ist
nicht nur ein nüchterner Kopist seiner
Modelle wie so mancher seiner Zeit-
genosseu in den spanischen wie in
dcn hollandischen Provinzen: wir
lesen aus denFormen den Geist der
Persouen, die er gemalt hat. Dazu
kommt es bei van Dyck von selbst,
daß er zur streng gewahrten Jndivi-
dualität der Targestellten immer
noch ein Stück der eigenen Natur
hinzutut, gerade das beste, die
vornehme ritterliche Erscheinung,
sein chevalereskes Wesen, das den
eigentlichen Zauber seiner Bild-
nisse ausmacht. So stellt die
Porträtmalerei zweifellos die be-
deutendste Abteilung in der Kunst
des van Dyck dar. Wir ha-
ben dementsprechend an spüterer
Stelle uns noch eingehend damit zu befassen.
Trotz des weiten Abstands nun zwischen Lehrer
und Schüler sind sich die Werke beider Künstler
zmn wenigsten eine Zeitlang so nahe verwandt,
daß sie nur schwer voneinander zu unterscheiden
sind, so schwer, daß bis vor kurzem noch die
Mehrzahl der Gemälde van Dycks aus seiner
ersten Epoche für Werke des Rubens galten, wie
übrigens auch heute noch hier und dort Bilder
des van Dyck für solche des Rubens gelten und
umgekehrt. Dies erklärt sich, wie gesagt, aus
jener Empfänglichkeit und Abhängigkeit der Natur
van Dycks, der die Eigenart von Rubens in den
Abb. 8 (Tert S. 8 u. 20) Beweinung Christi Phot. F. Brucimanu
Abb. 7 (Tcxt S. 8 u. Lv) Bewcinung Christi Phot. F. Brucimnnn
Pinakothek zu München
in Bewunderung und blinder Nacheiferung der
Art des Rubens dessen volles saftiges Ausschöpfen
noch überbieten zu müssen glaubte, im allgemeinen
aber bedingte das eiufachere, weniger eigenartige
Talent des van Dyck nicht nur seine Äbhängig-
keit von bedeutenden Meistern, zumal von Rubens,
sondern zugleich eben auch eine glückliche Ab-
hängigkeit von der Natur, von der einzelnen
Persönlichkeit speziell, die er im Porträt wieder-
zugeben hatte. Diese Abhängigkeit von der Natur
und der dadurch begründete Respekt vor der Jn-
dividualität, die Sicherheit in ihrer Erfassung
wie in der Wiedergabe verbunden mit gewähltem
und vornchmem Geschmack sind
Eigenschaften, die unseren Künstler
zu einem der größten Bildnismaler
aller Zeiten erheben. Van Dyck ist
nicht nur ein nüchterner Kopist seiner
Modelle wie so mancher seiner Zeit-
genosseu in den spanischen wie in
dcn hollandischen Provinzen: wir
lesen aus denFormen den Geist der
Persouen, die er gemalt hat. Dazu
kommt es bei van Dyck von selbst,
daß er zur streng gewahrten Jndivi-
dualität der Targestellten immer
noch ein Stück der eigenen Natur
hinzutut, gerade das beste, die
vornehme ritterliche Erscheinung,
sein chevalereskes Wesen, das den
eigentlichen Zauber seiner Bild-
nisse ausmacht. So stellt die
Porträtmalerei zweifellos die be-
deutendste Abteilung in der Kunst
des van Dyck dar. Wir ha-
ben dementsprechend an spüterer
Stelle uns noch eingehend damit zu befassen.
Trotz des weiten Abstands nun zwischen Lehrer
und Schüler sind sich die Werke beider Künstler
zmn wenigsten eine Zeitlang so nahe verwandt,
daß sie nur schwer voneinander zu unterscheiden
sind, so schwer, daß bis vor kurzem noch die
Mehrzahl der Gemälde van Dycks aus seiner
ersten Epoche für Werke des Rubens galten, wie
übrigens auch heute noch hier und dort Bilder
des van Dyck für solche des Rubens gelten und
umgekehrt. Dies erklärt sich, wie gesagt, aus
jener Empfänglichkeit und Abhängigkeit der Natur
van Dycks, der die Eigenart von Rubens in den
Abb. 8 (Tert S. 8 u. 20) Beweinung Christi Phot. F. Brucimanu