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Abb. 1S (Tcxl S. 22)
Ruhe aus dcr FluLt nach Äghplcn
(London, bei Charles Turner), „Rinaldo und
Arrnida" (bei demHerzog vonNewcastle, Clumber
und im Louvre zu Paris), „Nenus bittet Vulkan
um Waffen für Aneas" (Louvre zu Paris),
„Venus empfängt von Vulkan Waffen für Äneas"
(Hofmuseum zu Wien), „Die Zeit, der Liebe die
Flügel beschneidend" (bei Madame Andrv, Paris),
„Amor und Pschche" (Palastsammlung zu
Hamptencourt), „Herminia legt die Rüstung
der Klorinde an" (London bei I. C. Harford).
Für die wenigen „Stilleben", die unter dem
Namen van Dyck gehen, in den Königlichen
Museen in Haag und zu Wien, ist schon der
Umstand fehr bezeichnend, daß nur die darauf
dargestellten menschlichen Figuren, vielleicht
noch der Raum auf unseren Künstler zurück-
gehen, das übrige — insbesondere das Getier,
Wildbret, Fische, Früchte, Gemüse — von
Franz Snyders in die betreffenden Gemälde
hineingemalt wurde. Nicht minder interessant
ist, daß das einzige Kriegsgemälde, das unter
dem Namen van Dyck bekannt ist, die „Schlacht
bei Martin d'Eglise" (Pinakothek, München,
Abb. 26) ebenfalls nur sehr teilweise von
unserem Meister herrührt. Van Dyck selbst
malte hier nur den Vordergrund, wie der
königliche Feldherr seinen Hauptleuten stolz
und graziös Befehle erteilt, ließ aber den
Mittel- und Hintergrund des Gemäldes mit
den kämpfenden Soldatcn von P. Snayers
ausführen. So wenig lag Kriegsmalerei der
eher sentimental gerichteten künstlerischen
Eigenart van Dycks. Wohl gibt er bei einer
Anzahl Schilderungen aus der biblischen Ge-
schichte und aus der Heiligenlegende, zumal
der heiligen Soldaten Sebastian und Martin,
Darstellungen kriegerisch Gerüsteter, aber
diese haben an der von dem Meister belieb-
ten gefühlsamen Grundstim-
mung solcher Bilder keinen
eingreisenden Anteil, sie lassen
nur aus malerischen oder
durch den Jnhalt bedingten
Gründen ihren sauberen Waf-
fenanzug sunkeln. Ferner liebt
van Dyck es auch, seine por-
trätierten Edelleute in voller
Waffenrüstung zu geben. Aber
nur als Paradegalauniform
soll sie die kriegerische Tracht
schmücken; chevaleresken, hö-
fisch vornehmen, aber nicht
kriegerischen Geist verrät ihr
ganzes Auftreten. Gerade der
Hinweis auf kriegerische The-
men, für deren Behandlung
der Kraftmensch Rubens ei-
gens geschaffen schien, die abec
dem weichen und verweich-
lichten van Dyck so wenig wie
möglich entsprechen, beweist
zum mindesten in einer bemer-
kenswerten Hinsicht die Kluft,
die zwischen den Jndividualitäten der beiden großen
Flamen gähnt. Wenn van Dyck nach Rubensschen
Originalen die kriegerisch anmutende Bilderfolge
aus der Geschichte des römischen Konsuls Decius
Mus wiederholte, so wird ihm gerade bei dieser
Gelegenheit selbst klar geworden sein, wie wenig
die Dramatik kriegerischer Gewaltsamkeit für seine
Phot. F. Bruckmcmn
Abb. 16 (Tert S. 22)
Phot. F. Bructmann
Ruhe aus dcr Flucht nach Ägypten
Abb. 1S (Tcxl S. 22)
Ruhe aus dcr FluLt nach Äghplcn
(London, bei Charles Turner), „Rinaldo und
Arrnida" (bei demHerzog vonNewcastle, Clumber
und im Louvre zu Paris), „Nenus bittet Vulkan
um Waffen für Aneas" (Louvre zu Paris),
„Venus empfängt von Vulkan Waffen für Äneas"
(Hofmuseum zu Wien), „Die Zeit, der Liebe die
Flügel beschneidend" (bei Madame Andrv, Paris),
„Amor und Pschche" (Palastsammlung zu
Hamptencourt), „Herminia legt die Rüstung
der Klorinde an" (London bei I. C. Harford).
Für die wenigen „Stilleben", die unter dem
Namen van Dyck gehen, in den Königlichen
Museen in Haag und zu Wien, ist schon der
Umstand fehr bezeichnend, daß nur die darauf
dargestellten menschlichen Figuren, vielleicht
noch der Raum auf unseren Künstler zurück-
gehen, das übrige — insbesondere das Getier,
Wildbret, Fische, Früchte, Gemüse — von
Franz Snyders in die betreffenden Gemälde
hineingemalt wurde. Nicht minder interessant
ist, daß das einzige Kriegsgemälde, das unter
dem Namen van Dyck bekannt ist, die „Schlacht
bei Martin d'Eglise" (Pinakothek, München,
Abb. 26) ebenfalls nur sehr teilweise von
unserem Meister herrührt. Van Dyck selbst
malte hier nur den Vordergrund, wie der
königliche Feldherr seinen Hauptleuten stolz
und graziös Befehle erteilt, ließ aber den
Mittel- und Hintergrund des Gemäldes mit
den kämpfenden Soldatcn von P. Snayers
ausführen. So wenig lag Kriegsmalerei der
eher sentimental gerichteten künstlerischen
Eigenart van Dycks. Wohl gibt er bei einer
Anzahl Schilderungen aus der biblischen Ge-
schichte und aus der Heiligenlegende, zumal
der heiligen Soldaten Sebastian und Martin,
Darstellungen kriegerisch Gerüsteter, aber
diese haben an der von dem Meister belieb-
ten gefühlsamen Grundstim-
mung solcher Bilder keinen
eingreisenden Anteil, sie lassen
nur aus malerischen oder
durch den Jnhalt bedingten
Gründen ihren sauberen Waf-
fenanzug sunkeln. Ferner liebt
van Dyck es auch, seine por-
trätierten Edelleute in voller
Waffenrüstung zu geben. Aber
nur als Paradegalauniform
soll sie die kriegerische Tracht
schmücken; chevaleresken, hö-
fisch vornehmen, aber nicht
kriegerischen Geist verrät ihr
ganzes Auftreten. Gerade der
Hinweis auf kriegerische The-
men, für deren Behandlung
der Kraftmensch Rubens ei-
gens geschaffen schien, die abec
dem weichen und verweich-
lichten van Dyck so wenig wie
möglich entsprechen, beweist
zum mindesten in einer bemer-
kenswerten Hinsicht die Kluft,
die zwischen den Jndividualitäten der beiden großen
Flamen gähnt. Wenn van Dyck nach Rubensschen
Originalen die kriegerisch anmutende Bilderfolge
aus der Geschichte des römischen Konsuls Decius
Mus wiederholte, so wird ihm gerade bei dieser
Gelegenheit selbst klar geworden sein, wie wenig
die Dramatik kriegerischer Gewaltsamkeit für seine
Phot. F. Bruckmcmn
Abb. 16 (Tert S. 22)
Phot. F. Bructmann
Ruhe aus dcr Flucht nach Ägypten