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Abb. 20 (Text S. 24)
Die hl. Rosalic erhält vom Jesuslindc eincn Kranz
Künstler, dessen Bekanntschaft er wohl im Atelier
des Lehrers gemacht hatte, nach England zu
ziehen. Jm Herbst des gleichen Jahres ist van
Dyck, nachdem ihm vom englischen Könige eine
jährliche Pension von lOO Pfund Sterlingen
neben dem Tagesverdienst zugesichert war, in
England. Bildnisse von Jakob I., der könig-
lichen Familie und englischen Hofleuten gefielen
dort sehr wohl, und Jntrigen der Hofmaler Paul
van Somer und Daniel Mytens, welche die Ver-
dunkelung ihres schwachen Lichts durch deu neu
aufgehenden Stern fürchteten, waren wohl die
Ursache, daß van Dyck schon am letzten Februar
1621 einen Reisepaß für acht Monate Urlaub
in der Hand hatte. Unser Künstler war stolz
genug, nach Ablauf desselben zunächst nicht wieder
nach England zurückzukehren. Anton war vielmehr
im November 1621 nach dem Eldorado aller
Künstler, dem schönen Jtalien geeilt, um es erst
im Frühling 1627 wieder zu verlassen. Haupt-
sächlich weilte er in Genua, wo eine ansehnliche
niederländische Kolonie ihm Boden und Orien-
tierung bot. Offenen Auges
durchreiste er ganz Jtalien. Das
ewige Rom, das traumhafte
Venedig, das tropische Palermo
gewährten ihm Aufenthalt, Stu-
dium und Aufträge. Sich von
demberühmten jungen flämischen
Bildnismaler porträtieren zu
lassen, gehörte in den vornehmsten
und reichsten italienischen Kreisen
zum guten Ton. Adel und wohl-
habende Kaufmannschaft be-
mühten sich darum. Jn Rom
wollten der ganze päpstliche Hof,
die Kardinäle, vor allem sein
besonderer Gönner Guido Benti-
voglio (Abb. 2) und Maffeo Bar-
berini, der spätere Papst Ur-
ban VIII., von van Dyck gemalt
sein. Jn Palermo saß ihm der
spanische Vizekönig Philibert
Emanuel von Savoyen. Kirchen
und Klöster verlangten Altar-
bilder von unserem Meister.
Die Rückreise nach Antwerpen,
bei welcher Gelegenheit van Dyck
auch in Aix bei Peiresc, dem
gelehrten Freunde des Rubens,
kurz weilte, mag — um zu son-
dieren — auf dem Umweg über
Paris und London stattgefunden
haben. Zunächst blieb der Künst-
ler nun sechs Jahre in seiner
flämischen Heimat, wo er ganz
vorzugsweise Aufträge für Kir-
chenbilder erhielt und erfüllte.
Vorab der Jesuitenorden, zumal
der Prior des Antwerpener Pro-
Ph°t. F. B-u-lmann feßhauses der Gesellschaft Jesu,
Pater Jakob Tirinus hatte, wie
bei Rubens, frühzeitig das
Talent van Dycks erkannt und für sich bean-
sprucht. Aber van Dyck behagte es auf die Dauer
nicht, neben dem gewaltigeren Lehrer Rubens,
zumal in der Kirchenmalerei, die zweite Violine
zu spielen. Auch sehnte er sich nach hauptsäch-
lichster Betätigung in seinem ureigentlichenMetier,
der Porträtmalerei, zurück.
Ein neues Angebot aus England kam jetzt
van Dyck nicht mehr ungelegen. Die Aufmerk-
samkeit des neuen Königs von England, Karls I.
aus dem Hause der Stuart, hatte van Dycks
alter britischer Gönner Graf Arundel sofort wieder
auf den jungen Flamen zu lenken gewußt. Und
so finden wir den Künstler im Frühling 1632
wieder in London. Um ihn für frühere Krän-
kung zu entschädigen, wurde ihm die glänzendste
Genugtuung zuteil. Der König entließ seine
früheren Hofmaler Daniel Mytens und Cornelis
Janssens van Feulen und ernannte van Dyck zu
seinem obersten Hofmaler, ftellte diesem ein Atelier
in Blackfriars und eine Villa in Eltham zur
Verfügung, erteilte ihm alsbald den Ritterschlag
Abb. 20 (Text S. 24)
Die hl. Rosalic erhält vom Jesuslindc eincn Kranz
Künstler, dessen Bekanntschaft er wohl im Atelier
des Lehrers gemacht hatte, nach England zu
ziehen. Jm Herbst des gleichen Jahres ist van
Dyck, nachdem ihm vom englischen Könige eine
jährliche Pension von lOO Pfund Sterlingen
neben dem Tagesverdienst zugesichert war, in
England. Bildnisse von Jakob I., der könig-
lichen Familie und englischen Hofleuten gefielen
dort sehr wohl, und Jntrigen der Hofmaler Paul
van Somer und Daniel Mytens, welche die Ver-
dunkelung ihres schwachen Lichts durch deu neu
aufgehenden Stern fürchteten, waren wohl die
Ursache, daß van Dyck schon am letzten Februar
1621 einen Reisepaß für acht Monate Urlaub
in der Hand hatte. Unser Künstler war stolz
genug, nach Ablauf desselben zunächst nicht wieder
nach England zurückzukehren. Anton war vielmehr
im November 1621 nach dem Eldorado aller
Künstler, dem schönen Jtalien geeilt, um es erst
im Frühling 1627 wieder zu verlassen. Haupt-
sächlich weilte er in Genua, wo eine ansehnliche
niederländische Kolonie ihm Boden und Orien-
tierung bot. Offenen Auges
durchreiste er ganz Jtalien. Das
ewige Rom, das traumhafte
Venedig, das tropische Palermo
gewährten ihm Aufenthalt, Stu-
dium und Aufträge. Sich von
demberühmten jungen flämischen
Bildnismaler porträtieren zu
lassen, gehörte in den vornehmsten
und reichsten italienischen Kreisen
zum guten Ton. Adel und wohl-
habende Kaufmannschaft be-
mühten sich darum. Jn Rom
wollten der ganze päpstliche Hof,
die Kardinäle, vor allem sein
besonderer Gönner Guido Benti-
voglio (Abb. 2) und Maffeo Bar-
berini, der spätere Papst Ur-
ban VIII., von van Dyck gemalt
sein. Jn Palermo saß ihm der
spanische Vizekönig Philibert
Emanuel von Savoyen. Kirchen
und Klöster verlangten Altar-
bilder von unserem Meister.
Die Rückreise nach Antwerpen,
bei welcher Gelegenheit van Dyck
auch in Aix bei Peiresc, dem
gelehrten Freunde des Rubens,
kurz weilte, mag — um zu son-
dieren — auf dem Umweg über
Paris und London stattgefunden
haben. Zunächst blieb der Künst-
ler nun sechs Jahre in seiner
flämischen Heimat, wo er ganz
vorzugsweise Aufträge für Kir-
chenbilder erhielt und erfüllte.
Vorab der Jesuitenorden, zumal
der Prior des Antwerpener Pro-
Ph°t. F. B-u-lmann feßhauses der Gesellschaft Jesu,
Pater Jakob Tirinus hatte, wie
bei Rubens, frühzeitig das
Talent van Dycks erkannt und für sich bean-
sprucht. Aber van Dyck behagte es auf die Dauer
nicht, neben dem gewaltigeren Lehrer Rubens,
zumal in der Kirchenmalerei, die zweite Violine
zu spielen. Auch sehnte er sich nach hauptsäch-
lichster Betätigung in seinem ureigentlichenMetier,
der Porträtmalerei, zurück.
Ein neues Angebot aus England kam jetzt
van Dyck nicht mehr ungelegen. Die Aufmerk-
samkeit des neuen Königs von England, Karls I.
aus dem Hause der Stuart, hatte van Dycks
alter britischer Gönner Graf Arundel sofort wieder
auf den jungen Flamen zu lenken gewußt. Und
so finden wir den Künstler im Frühling 1632
wieder in London. Um ihn für frühere Krän-
kung zu entschädigen, wurde ihm die glänzendste
Genugtuung zuteil. Der König entließ seine
früheren Hofmaler Daniel Mytens und Cornelis
Janssens van Feulen und ernannte van Dyck zu
seinem obersten Hofmaler, ftellte diesem ein Atelier
in Blackfriars und eine Villa in Eltham zur
Verfügung, erteilte ihm alsbald den Ritterschlag