Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

DOI Heft:
Rothes, Walter: Anton van Dyck
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0092
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14

Abb. 21 (Text S. 21) Pbot. F. Bruckmann

Vermählung der hl. Katharina mit dcm Jesuskinde

und schenkte ihm einige Monate später eine gol-
dene Kette, an der, von Brillanten umrahmt,
eine Medaille mit dem Abbild des
Königs niederhing. Der König saß
und plauderte hänfig stnndenlang im
Atelier van Dpcks, ja man hielt dem
Monarchen rügend vor, daß er sich
mehr für die Kunst als für die Re-
gierungsangelegenheiten interesfiere,
und die hohe Begünftigung des flä-
mischen katholischen Künstlers und
der intime Verkehr mit diesem brachte
den Fürsten bei der protestantischen
großen Parlaments- und Volks-
majorität in den Ruf übergroßer
Katholikenfreundlichkeit, ja selbst des
Kryptokatholizismus. Jn bezug auf
Bezahlung feilschte aber der König
gern gegenüber seinem Günstling.

„Sir Anthonis" forderte jedoch auch
enorme Preise und sammelte sich
damals für seine Porträts der könig-
lichen Familie und der Hofgesell-
schaft große Reichtümer an. Dem-
entsprechend lebte er. Nach glaub-
roücdigen Berichten unterhielt er für
seinepersönlichenBedürfnisseLakaien,

Karossen, Pferde, Musikanten, Sän-
ger, Narren, deren Spiel die vor-
nehmsten Persönlichkeiten, Damen
und Kavaliere anlockte, die, um sich
von ihm malen zu lassen, beständig
bei ihm ein- und ausgingen. Und
dieser Kundschaft gab der Künstler
große Feste und Essen. Waren doch
30 Skudi das mindeste, was van
Dyck täglich für seine Tafel ausgab, " ^ ^

eine Summe, bei rvelcher man übrigens die
Zahl der Leute, die bei und von ihm lebten,
berücksichtigen muß. Um die Einkünfte für seine
großen Bedürfnisse noch mehr zu erhöhen, ergab
er sich überdies alchimistischen Studien, verwachte
lange Nächte über Tiegeln und Rctorten, brachte
die teuersten Flüssigkeiten zum Sieden, erhitzte
die seltenstcn Metalle — die Wunderblume jedoch
öffnete sich ihm nicht, die Natur ließ sich ihr
Geheimnis nicht entreißen. Der König glaubte,
das Junggesellendasein trage an dem immer
wunderlicher werdenden Leben des Künstlers
schuld, und dieser ließ sich überreden, die hoch-
adelige und schöne, aber vermögenslose Marp
Ruthven aus dem Geschlechte der Grasen von
Govrie zu ehelichen (Abb. 43), aber seinem
Leben und Tun mangelten nach wie vor Stetig-
keit, Ziel, Ruhe und vor allem: Selbstbescheidung.
Als er dem König vorschlug, die Wände desselben
Bankettsaals von Whitehall-Palace, dessen Decke
Rubens miteiner ApotheoseJakobsl. gezierthatte,
durch Darstellungeu aus derGeschichte desHosen-
bandordens zu schmücken, fand der König die Jdee
sehr gut, doch verlangte van Dyck einen so hohen
Preis, daß der Monarch ärgerlich bestimmt ab-
lehnte und sich die Ausführung des Plans zerschlug.
Die Verstimmung über solche Ablehnung dürfte
van Dyck den Entschlnß erleichtert haben, vordcr-

Vision dcs hl. Anlonius von Padua

Phot. F. Bruckmann
 
Annotationen