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Abb. 27 (Tert S. 26) Phot. F. Bruckmann
Studicnkopf zum Evangelisten JohanncZ
Abb 28 (Tcxt S. S0) Phot. F. Bruckmann
Scldstbildnis aus dcr Friihzeit des Meisters
reicht, geben slch als gut erfundene lvirkungs-
volle Kontraste. Ein ähntiches Ecce-Homo-Sluck
des Wiener Hofmuseums, wo dem traurig ge-
stimmten, gefesselten, dornengekrönten, mit den
Fingern der Rechten das Rohr sassenden Hei-
land ein Krieger den Purpurmantel ausbreitet,
erscheint dem Bonner Werke gegenüber nur
als schwache, hauptsäch-
lich von Gesellenhän-
den ausgeführte Arbeil.
Auch der an der Säule
gebundene sentimentale
Christus der Galerie
Czernin zu Wien dürfte
vorzugsweise Gehilfen-
werk sein.
Mit flottem Strich,
venezianisch beeinflußt,
ist die Kreuztragung in
der Sankt-Pauls-Kirche
zu Antwerpen gemalt.
DertodesmatteSchmer-
zensblick, den der unter
der Last des Kreuzes zu-
sammengebrochene Hei-
land seiner im Aus-
druck weniger geratenen
Mutter zuwirft, wirkt
geradezu erschütternd.
Eine Darstellung, die
dendas Kreuzesholz um-
sassenden Heiland mit
mehr weichem, stark sen-
timentalem, als ausge-
sprochen schmerzlichem
Gesichtsausdruck allein
gibt, bewahrt der Palazzo Rosso zu Genua. —
Den in der Kunst seltener festgehaltenen Monient
der Aufrichtung des Kreuzes, an das der Heiland
bereits genagelt ist, ein Thema, das ein Meister-
werk des Rubens in der Kathedrale zu Antwerpen
ungleich hervorragender und vollkommener behan-
delt, zeigt eine ziemlich schwächlicheAltartafel in der
Notre-Dame-Kirche zu
Courtrai (Abb.11). Die
Anstrengungen der das
Kreuz hebenden Scher-
gen scheinen nicht echt
genug. Der gen Him-
mel gerichtete schmerz-
erfüllteBIick des gekreu-
zigten Gottessohns ver-
nmg noch am ehesten zu
befriedigen und zu er-
greifen.
Den am Kreuze hän-
genden, sür dasWohl der
Welt verblutenden Hei-
land hat van Dyck ver-
hältnismäßig recht ost
gemalt. Ja,dieBewälti-
gung gerade dieses The-
nras war sür ihn der Jn-
begriff seines gesamten
religiösen künstlerischen
Schaffens. Wir können
unter seinen Kreuzi-
guugsdarstellungen drei
Kategorien unterschei-
den, einmal solche, die
den gekreuzigten Gottes-
sohn ohne alles Beiwerk
Abb.2S(Tcrt S. 31) Brldnis cines Felühcrrn Phot. F. Bruckmann
Abb. 27 (Tert S. 26) Phot. F. Bruckmann
Studicnkopf zum Evangelisten JohanncZ
Abb 28 (Tcxt S. S0) Phot. F. Bruckmann
Scldstbildnis aus dcr Friihzeit des Meisters
reicht, geben slch als gut erfundene lvirkungs-
volle Kontraste. Ein ähntiches Ecce-Homo-Sluck
des Wiener Hofmuseums, wo dem traurig ge-
stimmten, gefesselten, dornengekrönten, mit den
Fingern der Rechten das Rohr sassenden Hei-
land ein Krieger den Purpurmantel ausbreitet,
erscheint dem Bonner Werke gegenüber nur
als schwache, hauptsäch-
lich von Gesellenhän-
den ausgeführte Arbeil.
Auch der an der Säule
gebundene sentimentale
Christus der Galerie
Czernin zu Wien dürfte
vorzugsweise Gehilfen-
werk sein.
Mit flottem Strich,
venezianisch beeinflußt,
ist die Kreuztragung in
der Sankt-Pauls-Kirche
zu Antwerpen gemalt.
DertodesmatteSchmer-
zensblick, den der unter
der Last des Kreuzes zu-
sammengebrochene Hei-
land seiner im Aus-
druck weniger geratenen
Mutter zuwirft, wirkt
geradezu erschütternd.
Eine Darstellung, die
dendas Kreuzesholz um-
sassenden Heiland mit
mehr weichem, stark sen-
timentalem, als ausge-
sprochen schmerzlichem
Gesichtsausdruck allein
gibt, bewahrt der Palazzo Rosso zu Genua. —
Den in der Kunst seltener festgehaltenen Monient
der Aufrichtung des Kreuzes, an das der Heiland
bereits genagelt ist, ein Thema, das ein Meister-
werk des Rubens in der Kathedrale zu Antwerpen
ungleich hervorragender und vollkommener behan-
delt, zeigt eine ziemlich schwächlicheAltartafel in der
Notre-Dame-Kirche zu
Courtrai (Abb.11). Die
Anstrengungen der das
Kreuz hebenden Scher-
gen scheinen nicht echt
genug. Der gen Him-
mel gerichtete schmerz-
erfüllteBIick des gekreu-
zigten Gottessohns ver-
nmg noch am ehesten zu
befriedigen und zu er-
greifen.
Den am Kreuze hän-
genden, sür dasWohl der
Welt verblutenden Hei-
land hat van Dyck ver-
hältnismäßig recht ost
gemalt. Ja,dieBewälti-
gung gerade dieses The-
nras war sür ihn der Jn-
begriff seines gesamten
religiösen künstlerischen
Schaffens. Wir können
unter seinen Kreuzi-
guugsdarstellungen drei
Kategorien unterschei-
den, einmal solche, die
den gekreuzigten Gottes-
sohn ohne alles Beiwerk
Abb.2S(Tcrt S. 31) Brldnis cines Felühcrrn Phot. F. Bruckmann