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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Rothes, Walter: Anton van Dyck
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https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0101
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Abb. 36 (Text S. 30) Mannlichcs Bildnis Phat. F. Bruckmann

Mann im härenen, strickumgürteten Ordensge-
wande. Jm Brüsseler Museum erscheint dem
stehenden Heiligen der Kruzifixus, um ihm die
fünf Wundmale mitzuteilen; auf gleichartigen
Bitderu des Pradomuseums zu Madrid und des
Hosmuseums zu Wien sitzt Sankt Franz, in tiefes
Sinnen verloren, auf einer Felsbank, in der rechten
Hand einen Totenkopf, unter dem linken Arm ein
Kreuz. Zur Rechten liegt ein geöffnetes Buch.
Mit einer Mandoline ist ein Engelein voin Himmel
niedergeschwebt, um durch himmlische Töne
Franziskus den „Spielmann des Herrn" zu ent-
zücken. Zwei Werke sind dem Andenken von
Franziski Ordensgenossen Antonius von Padua
geweiht. Jn dem im Museum zu Lille befind-
lichen Gemälde ist die unvernünftige Kreatur,
ein Esel, vor der von Antonius gehaltenen heiligen
Hostie niedergekniet, ein Wunder, das die Be-
gleiter des Tieres mit frommem Staunen erfüllt.
Jn der Brera zu Mniland erscheint dem heiligen

Antonius die Madonna mit dem Jesus-
kinde, das ihn liebkost (Abb. 22). Der
greise bärtige Mönch des Brüsseler Mu-
seums, in dessen Händen das Jesukindlein
zappelt, ist aber nicht, wie fälschlich an-
genommen wird, Antonius, sondern der
heilige Kapuziner-Laienbruder Felix von
Cantalice, dem ebenfalls die Legende eine
solche Erscheinung zuschreibt. — Den hei-
ligen Augustinus in Verzückung zeigt das
Altarwerk der Augustinerkirche zu Ant-
werpen. Jm Bischofsmantel, vor sich
Mitra und Hirtenftab, erschaut derHeilige,
in dem das Feuer der sehnsüchtigen Liebe
so gewaltig entflammt ist, daß zwei große
starke Engel ihn halten müssen, den Hei-
land der Welt, das Auge Gottvaters und,
als Taube den Heiligen Geist, von einer
reichen Engclschar umschwebt. DieMutter
Monika und ein Ordensbruder sind Zeuge
dieser Vision. Eine flott hingesetzte
Grisaille-Skizze des Meisters zu diesem
Gemälde besitzt der Graf von Northbrook
zu London (Abb. 10). Eine andere
Vision verwahrt das Hofmuseum zu Wien.
Jn Gegenwart zweier Engel erscheint dem
seligen Hermann Joseph die Gottes-
mutter, die dem Niedergeknieten ein Geld-
stück einhändigt (Abb. 19).

Den heiligen Büßer und Kirchenvater
Hieronymus zeigcn dreiBilder der wieder-
holt erwähnten Sammlung Kann, der
Galerie Liechtenstein zu Wien und der
Gcmäldegalerie zu Dresden. Jedesmal
sind Oberkörper und Füße nackt, der Unter-
körper durch Gewandstücke verhüllt; ver-
wildert erscheinen Haupthnar und Bart.
Zu Füßen des Einsiedlcrs kauert der Löwe.
Bücher liegen am Boden. Auf dem Wiener
Bilde ist Hieronymus eifrig am Schrei-
ben, auf deni Kannschen Bilde hält dem
Heiligen ein Engel den Federhalter bereit.
Nur auf dem Dresdener Bilde ist nicht
der schriftstellernde Kirchenvater sondern aus-
schließlich der Büßer betont. Den Blick auf ein
aufgestelltes Kruzifix gerichtet, schlägt sich der
Heilige mit einem Steine wider die Brust. —
Den Tod des Apostels Jakobus des Älteren gibt
ein Gemälde des Museums zu Valenciennes.
Der mit gebundenen Händen niedergekniete Heilige
wird enthauptet. Ein Scherge zieht gerade das
Schwert. An einem Gefährten ist die Hinrichtung
schon vollendet. Das Haupt liegt, vom Rumpfe
getrennt, am Boden. Zwei Reiter sind Zeugen
des Vorgangs. Jn den Lüften schwirren Putten
mit Martyrerpalme und Kranz. — Die Büßerin
Maria Magdalena gibt der Künstler in drei
verschiedenen Auffassungen: einmal als Brust-
bild, bekleidet, wie fie einen Totenkopf betrachtet
(Großherzogliches Museum zu Oldenburg), dann
in ganzer Gestalt, nur teilweise mit einem Um-
hang leicht verhüllt, reuevoll die Hände ringend.
Ein Putto schaut in das Salbgefäß. Die für
 
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