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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Rothes, Walter: Anton van Dyck
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https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0102
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Abb. 37 (Tcxt S. 31, Lord Philipp Warton Phot. F. Bruckmann

eine Aszetin viel zu kräftige Ge-
stalt der Heiligen erscheint hier
entschieden von Rubens beeinflußt
(Reichsmuseum zu Amsterdam).

Ein drittes Mal ist die Heilige in
halber Gestalt gegeben. Vor der
knienden und händeringenden
Magdalena liegen auf einem Pulte
ein Buch und ein Totenschädel.

Der gen Himmel gerichtete Blick
zeigt diesmal die etwas leere Ver-
schwärmtheit, die wir schon bei
einer Anzahl Madonnenphysio-
gnomienfeststellen mußten (K. Ge-
mäldegalerie zu Schleißheim).

Zwei nahezu gleichartige Bilder
stellen dar, wie der heilige Martin
seinen Mantel mit einem Armen
teilt. (K. Schloß Windsor und
Kirche zu Saventhem). Jn eherner
Rüstung sitzt der Heilige kühn auf
einem Schimmel. Sein Haupt
schmückt ein Federbarett. Die
Rechte teilt mit dem Schwerte den
oberhalb der Rüstung wallenden
llberwurf, wonach gierig ein auf
dem Boden kauernder Bettler
greift. Weitere Hilfsbedürftige
drängen sich heran. Ein gerüsteter
bärtiger Gefährte Martins —
dieser selbst ist bartlos — reitet zur
Rechten des Heiligen und schaut
ihn an, als ob er dessen Wohl-
tätigkeit unverständlich sände. Jn
dem Bilde zu Saventhem schließt
eine zu einer Kirche gehörige
Mauer mit Säule den Bildrand
rechts ab, während in jenem zu
Windsor an deren Statt die bettelnde Frau mit
zwei Kindern steht. — Heilige, schwärmerisch dar-
gestellte Jünglinge entsprechen der sentimentalen
Art van Dycks. Mehr noch als mit dem jungen
Ritter Martin beschäftigte sich sein Pinsel mit
dem jugendlichen Martyrerhauptmann Sebastian.
Dreimal hält er den Augenblick fest, wie der
Heilige, um den Martertod durch Pfeilschüsse zu
erleiden, an einen Baum gebunden wird. Krieger
zu Fuß und zu Pferde sind zugegen. Ein Bild
der Münchener Pinakothek (Abb. 23) und ein
solches im Museum zu Lierre sind ganz gleich-
artig. Eine große rote Fahne hinter dem Rücken
eines berittenen Kriegers gibt hier die auffallende
Note in der gesamten Bildtönung ab, in der im
übrigen die gebräunten kräftigen Körper der
Schergen gegenüber dem weißen weichen Karnat
des Heiligen wirksam abstechen. Ein zweites
Sebastiansbild der gleichen Münchener Pinakothek
(Abb. 24) zeigt inbezug auf Gruppierung und
Raumfüllung eine Anzahl abweichender Motive.
Auch schaut hier Sebastian nicht wie in den
eben erwähnten Bildern verzückt gen Himmel,
sondern — allerdings ebenfalls schwärmerisch —
nieder. Ilnd während ihm dort, wie in plötzlicher

Mitleidsrührung, ein Scherge den Arm um den
Nacken legt, so hier ein Alter die Hand auf den
Kopf. Einen ganz anderen Gedanken ersann der
Meister für drei weitere Sebastiansbilder. Hier
ziehen dem noch gefesselten, bereits ersterbenden
Heiligen Engel die Marterpfeile aus dem Körper
heraus. Jm Louvre zu Paris und in der Pa-
rochialkirche zu Schelle (Provinz Antwerpen)
erweisen, mitleiderfüllt, zweiPnttensolchenLiebes-
dienst, in der Eremitage zu Petersburg zwei
große Engel. — Die Verherrlichung eines wei-
teren jungen Martyrers, des heiligen Stephanus,
gibt ein Bild bei Graf Egerton in Tatton.
Schmerz, Ergebung und himmlische Sehnsuchk
halten sich die Wage. Halbnackte Männergestalten
heben Steine auf oder sind im Begriffe, solche
zu wersen. Jn den Lüften nahen sich zwei Putten
mit Lorbeerkränzen und Siegespalme.

Der heiligen Rosalie widmet unser Meister
ferner zwei Bilder. Auf einem Gemälde des
Wiener Hofmuseums überreicht der Jesusknabe
vom Schoße seiner Mutter herab der Heiligen einen
Blumenkranz (Abb. 20), Petrus und Paulus
umgeben die Madonna, die vor einem ragenden
Säulenbau sitzt. Jn der Kirche des Priester-
 
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