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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Rothes, Walter: Anton van Dyck
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https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0110
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— 32

(Abb. 48 Tcxt S. 3L>

Der Maler Jan de Wael und seine Frau
Pinakothek zu Müncheu

Pinsel dessen Gattin Henriette Maria (Abb. 38)
zur schönsten und anmutvollsten Frau ihres Hofes.
Daß diese engherzige Jntrigantin aber in keincr
Weise der Königin glich, als welche sein Vasallen-
auge sie erschaute und sein idealisierender Pinsel
sie verewigte, lehrt uns ihre eigene Nichte Sophie
von Bayern. „Die schönen Bildnisse van Dycks"
— berichtet die Prinzessin — „hatten mir eine

so glänzende Vorstellung von allen
Damen Englands gegeben, daß ich
überrascht war in der Königin, die,
gemalt doch so schön ist, eine kleine
Frau zu finden, mit langen, dürren
Armen, ungleichen Schultern und
Zähnen, die gleich Hauern aus dem
Munde vorstehen." Den Bildnissen
der Königin gleichen, was das
Geistige anlangt, die Porträts
ihrer Hofdamen. Alle sind von ge-
zierter Puppenhaftigkeit, fchmach-
tenden Blicks und süßtich kokett
mie die Klorinden und Thisben
eines manierierten Schäserspiels.
Die zuckerige Langeweile dieser
Frauengalerie unterbricht allein
der glutäugige Rassekopf Margarete
Lemons, und man erkennt und
begreift, daß unser Meister sür
diese Dame persönliche Neigung
empfaud, während selbst in das
Porträt eines so prächtigen Modells
wie Luisa de Tassis (Abb. 39)
innere Anteilnahme nicht mithinein
gemalt ist — eine klassische aber
leblose kalte Schönheit. Und in
diesem Sinne ein bcsonders echter
Für die mangelnde Jndividuali-
sierung entschädigen tausend malerische Reize:
wie raffiniert ist gegen dcn kaum merkbar hellcren
Grund das kastanicnbraune Haar gesctzt, wie
sehr gewinnt das lichte Angesicht durch den Kon-
trast zu dieser seiner Bekrönung. Wie schwer
mochte es sein, deu dunkeln goldgestickten Samt
des Gewandes mit der wcißen, ebenfalls von

Phot. F. Bruckmann

van Dyckl

Abb. 49

Lilly, Feldherr der Liga

Abb. 50

Wallenstein, Gcncralissimuz im Drcisjigjiihrigcn Kriege
 
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