Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

DOI Heft:
Rothes, Walter: Anton van Dyck
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0113
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 2S —

Abb. 53 lText S. Lt) König Karl I. von England Phot. F. Bruckmann

Louvre, Paris

Vorsterman, Hendrickxy, Neefs. Das Werk wurde
nach van Dycks Tod noch wiederholt neu aufgelegt.

Die koloristischen Reize, die feinen Tönungen
und farbigen Abstufungen in van Dycks gemalter
Kunst, die seinen Porträtgemälden einen sehr
wesentlichen Wert verleihen, vermeinen wir nicht
minder in seinen graphischen, nur durch die
zeichnenden Künste festgehaltenen Bildnissen zu
verspüren (Abb. 54, 55), obwohl doch sede zeich-
nerische Technik zuerst durch lineare Wirkungen
bestechen möchte. Bei aller hohen zeichnerischen
Fertigkeit empfand, sah und arbeitete unser Künst-
ler aber in erster Reihe als Maler. Darin glich er
Rembrandt, trotz sonstiger denkbar weitester Ver-
schiedenheit in der Auffassung der Porträtmalerei
gegenüber dem großen Holländer. Man halte
Gruppenbilder der beiden wesentlich mit Ton-
werten Wirkung erzielenden niederländischen

Meister nebeneinander, um Gleichheiten und trotz
solcher Gleichheiten noch stärkere Verschiedenheiten
in ihrer Kunst zu erkennen, vielleicht Rembrandts
berühmte „Anatomie" im Museum zu Haag neben
van Dycks mit Sepia braun getuschter Skizze zu
einem für das Rathaus zu Brüssel geplanten
Monumentalgemälde, das eine Magistratsver-
sammlung darstellen sollte (Sammlung Armand,
Abb. 56). Seine volle Wirkung erzielt jedes der
beiden Bilder durch die großartigen Tonwerte,
durch das Gegenspiel von Hell und Dunkel. Aber
bei Rembrandt weiß dieses Spiel zu individuali-
sieren, jede seelische Regung zu enthüllen, jede
körperliche Schärfe unerbittlich kundzugeben, bei
van Dyck dagegen weiß dieses Spiel zu typisieren,
jede seelische Regung, welche die große edle Geste
stören dürfte, zu verhüllen, jede körperliche Un-
ebenheit sorgsam zu verbergen, die erhabene Ver-
 
Annotationen