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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Zils, Wilhelm: Ludwig Knaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0122
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8

nun sofort in meinem
Fahrwasser zurecht. So
malte ich damals unter
anderen Bildern eine
große hessische Kirmes
mit vielen Figuren. Als
ich mich dann 1850 noch
längere Zeit im badi-
schen Schwarzwalde,
namentlich dem von
Hebel und Scheffel viel-
fach besungenen, so inter-
essanten Teile des soge-
nannten,Hozenwaldes',
aufgehalten hatte, ent-
stand in rascher Folge
Bild auf Bild, so ,Das
Leichenbegängnis im
Waldeh ,Die Spielerh
,Der Jahrmarkt' usw.

Aus dieser Zeit datiert
auch meine erste Begeg-
nung mit meinem alten
Freunde, Herrn Bert-
hold Suermondt aus
Aachen, welcher als
großer Kunstfreund und
Sammler von alten,
namentlich niederländi-
schenGemäldenmirzum
Studium und zum Ver-
ständnis der alten Mei-
ster sehr förderlich war.

Jch besuchte mit ihm im
Laufe der Jahre die mei-
sten Gemäldegalerien
und wichtigeren Privat-
sammlungen in Jtalien,

Holland, Belgien und
England, wo er mir
sehr behilflich war, eine
hübsche Sammlung von
niederländischen Mei-
sterwerken zusammenzu-
bringen."

„Jm Jahre 1852 trat

sür mich ein großer Umschwung ein; es regte
sich in mir der Wunsch, die Welt zu sehen; ich
unternahm also zunächst eine Reise nach Paris,
wo ich drei Wochen zu bleiben gedachte, statt
dessen aber acht Jahre blieb. — Verschiedene Um-
stände veranlaßten mich, ein Bild dort zu malen,
,Der Morgen nach einem ländlichen Feste', womit
ich sosort auf der Ausstellung von 1853 durch
die Medaille II. Klasse ausgezeichnet wurde."

Was Knaus in seiner Autobiographie über-
geht oder nur streist,* soll hier kurz nachgeholt
werden. Jn der Langgasse zu Wiesbaden erblickte
er das Licht der Welt und hier, so wird erzählt/)
benutzte er zum großen Kummer seiner ordnungs-
liebenden Mutter alle Möbel, Wände und Fuß-
böden für seine Studienzwecke in Kohle und Kreide,


Abb. 12 (Text S. 1k)

, ° r. ,

p G 6

M!t Genehmigung der Photographischen Gesellschast, Charlottcnburg
Hessisches Leichenbegängnis

bis man ihm Papier und Bleistift kauste. Das
künstlerische Talent hatte sich schon bei dem Kinde
geregt und drängte wie bei Menzel durch stetes
Zeichnen und Studieren zur sreien Beherrschung
der Formen. Still und unentwegt arbeitete Knaus
auch während des Besuchs der Städtischen Schule
und des Kreis'schen Jnstituts in den Kindheits-und
Jünglingsjahren,bisdiesteteBeharrlichkeitdasZiel
erreicht hatte und seine zeichnerische Charakterisie-
rungskunst, von der wir inverschiedenen Abbildun-
gen Proben bringen (Abb. 45—51), große Treff-
sicherheit erreicht hatte. Knaus bezog daher schon auf
Grund eines guten Fundaments 1845 die Düssel-
dorfer Akademie, und wir verstehen es aus seinem
bisherigen Selbständigkeitsstreben, daß er die Auf-
regungen des Jahres 1848 nur allzugern und
 
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