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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Zils, Wilhelm: Ludwig Knaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0123
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Abb. 13 (Text S. 21)

Rast aus dcr Flucht

schnell benutzte, um seine Studien auf eigene
Faust fortzusetzen und zu vollenden. Als er nach
dem Vorgange Jac. Beckers und Dielmanns und
angeregt durch des letzteren Bild (Willinghauser
Dorfschmiede, 184ö), mit seinem Freunde Adolf
Schreyer aus Frankfurt die Studienfahrt tejls
in der Post, teils in der Bahn nach Willing-
hausen antrat, hatteKnaus sich schon im Porträtsach
betätigt (Abb.4), zu dem er, der Vielseitige, immer
wieder zurückkehrte. Bei den zutraulichen und
freundlichen Dorfleuten richteten sich die Freunde
zu längerem Aufenthalte ein. Noch zehnmal suchte
Knaus in der Folgezeit Willinghausen von Berlin
und Düsseldorf aus auf und machte hier zuletzt
noch in den achtziger Jahren Studien zu einigen
großen figurenreichen Bildern. Über den Ort
schreibt°) der Künstler selbst, daß ihn an Willing-
hausen nur angenehme Erinnerungen fesselten,
bedeutete er doch eine michtige Etappe in seiner

künstlerischen Lauf-
bahn.

Die in den solgen-
den drei Jahren ge-
malten Bilder stehen
denn auch ganz un-
ter dem Einfluß der
in dem Hessendorfe
bezw. im Schwarz-
wald gewonnenen
Eindrücke. Nur ein-
mal griff Knaus aus
dem Rahmen seiner
Kunst in die Düssel-
dorfer romantische
Schule zurück mit
einer Szene aus dem
Bauernkrieg, die dar-
stellt, wie die Gräfin
HelfensteinumScho-
nung ihres Gemahls
bittet (1852). Sonst
lag der Charakter
seiner Kunst fest und
ändertesich auch nicht
im Laufe seines Pa-
riser Aufenthaltes
von 1852—60.

Die Gesahren, die
ihm durch längeren
Aufenthalt in Paris
drohten, erkannte
Knaus selbst am be-
sten. Und er wußte
ihnen auch zu begeg-
nen. Einmal durch
Studienfahrten, die
erindieländlicheUm-
gebung von Paris
wie nach Bongivall)
machte, und dann
durch häufige Reisen
in die Heimat, in der
er mehrmals weilte. So hielt sich der Meister im
Sommer 1856 zwei Monate lang im Schwaben-
lande auf, wo er meist landschaftliche Studierü
später auch Jagdpartien im Westerwald, malte.
Der treffende Beweis, wie seine Bilder in enger
Anlehnung an die Natur entstanden. Doch kehrte.
er immer wieder nach Paris zurück, da er, wie
er sich in einem BriefiÜ an Suermondt einmal
ausdrückte, die Vorteile in künstlerischer Bezie-
hung noch erkannte, die man in Paris genießt.
Knaus bestätigt also hier das Ergebnis seiner Ge-
schichtsforschung: Er übernahm technisch fremdes
Gut, soweit es ihm brauchbar schien, und ver-
arbeitete es in deutscher Umprägung zu deutscher
Volkskunst. Knaus strebte noch immer die höchste
technische Vollendung an, obwohl über ihn schon
im Jahre 1855 ein Pariser Künstler geschrieben
hatte: „Das ganze Talent Deutschlands verkörpert
sich in der Person des Herrn Knaus." Zweierlei

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