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Die Kunst dem Volke <München> — 1918 (Nr. 33-36)

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Zils, Wilhelm: Ludwig Knaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.21072#0126
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Abb. 17 (Text S. 17) Phot. F. Brurlmann A.-G.

Die Tanzstmidc

keinen Augenblick daran, daß ich das Volksleben
hier iJtalien) besser darstellen würde als meine
Kollegen hier; es wird mir indessen immer etwas
Fremdes bleiben und das interessante gemütliche
deutsche Genre sagt mir weit besser zu. Jst hier
die Natur und das Volk weit großartiger, schöner
und einfacher, so sind beide bei uns charakteristi-
scher und individueller, welches aufzufassen ja
meine starke Seite ist." Diese von großem Selbst-
bewußtsein getragenen ehrlichen Worte, die sür den
Menschen und Künstler gleich bezeichnend sind,
wollen besagen, daß seine Meisterschaft bereits
zu reif, zu selbständig war, um einen nachhaltigen
Einfluß zu erfahren. Jmmerhin entnahm er auch
dem italienischen Volksleben, was ihm schön dünkte,
in Einzelheiten wie den ganz meisterhaft gemalten
„Pifseraro" (Abb. 5). Eine Menge ausgeführte,
zum Teil lebensgroße Studien (Abb. 6) beweisen
in der Tat die Richtigkeit seiner Anschauung, daß
ihm die Auffassung des italienischen Volkscharakters
ebensogut gelang als der Menge seiner Kollegen.

Knaus war also in Jtalien wie vorher und
nachher in Paris ein Deutscher geblieben. Paris
lieferte ihm, um dies nochmals zu unterstreichen,
die technischen Errungenschaften, die Heimat das
Motiv, den gedanklichen Jnhalt. Er kränkelte nicht
an dem, was heutigestags wieder stark vielen
Künstlern anhaftet und was schon Wilhelm
Müller") in die mehr innerlich wahren als poesie-
reichen Verse gekleidet hatte:

„Volksleben holen die Künstler sich
Am liebsten in der Fremde,

So daß die Heimat ihnen bezahlt
Trank, Speise, Nock und Hemde."

Trotz aller Eh-
rungen, die ihm
Pariszuteilwer-
den ließ, zog es
Knaus im Jahre
1860wiedernach
Deutschland,wo-
zu die ein Jahr
vorher geschlos-
seneEhemiteiner
deutschen Frau
beigetragen ha-
ben mag. Zwei
Jahre weilte er
in seiner und
seinerGattinGe-
burtsstadt, dann
besuchte er zum
erstenMaleBer-
lin, wo der durch
seine Bilder
längst Bekannte
mit offenen Ar-
men empfangen
wurde. Er blieb
dort vier Jahre,
dann bezog er
das mittlerweile
in Düsseldorf erbaute Haus. A uch die Düssel-
dorfer Künstler feierten ihn auf Grund seiner
bisherigen Leistungen. Diese zu betrachten, dürfte
daher jetzt der geeignete Ort sein. Aus den in

Abb. 18 <Tcxt S. 19) Phot. F. Bruckmcinn A.-G.

Dcr Spaziergang
 
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