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die „Kartoffelernte" (Abb. 40).
Jn der Auffassung des jugend-
lichen Gemütes wie in der
Durchführung zeigen endlich
auch das „Vesperbrot" (Abb. 44)
und die „Tausend Ängste"
(Abb. 3,) die dem Mädchen die
schnatternde Gänseschar ein-
flößt, die große Meisterschast.
Den „Unwillkommenen Kun-
den" (Abb. 20) macht die Ge-
samtanlage mit der von gerech-
tem Zorn ob des Diebstahls er-
faßten Metzgersfrau und der
technisch vollendeten Wiedergabe
des Fleischtones besonders be-
achtenswert.
III.
Zum letzten Mal erfaßte
Knaus im Jahre 1874 den vom
Vater ererbten Wandertrieb.
Er folgte dem an ihn ergan-
genen Ruf des preußischen Kul-
tusministeriums zur Leitung
eines neuerrichteten Meister-
ateliers an der gründlich reor-
ganisierten und unter von Wer-
nersDirektion gestelltenBerliner
Kunstakademie. Bei gewissen-
hafter Ausführung des ihm über-
tragenen Amtes fühlte Knaus
bald, daß ihn die Lehrtätigkeit
in seiner Arbeitskraft lähmte.
Nach zehn Jahren legte er da-
her sein Amt nieder, behielt aber
für dauernd seinen Sitz in Ber-
lin. Auf der ersten akademischen
Ausstellung nach seiner Uber-
siedlung blendete Knaus mit
seiner „Hl. Familie" (Abb. 13).
So wenig kokett oder süßlich
die Mutter anmutet, ebenso-
wenig erfüllt das Bild kirchlich-religiöser Geist.
Die Gottesgebärerin ist keine göttliche, wohl aber
eine liebenswürdige Mutter, die das Glück ver-
klärt, ein solches Kind geboren zu haben. Das
ganze Bild erfüllt der Reiz der liebenswürdigen
Jdylle, der jede theatralische Pose fehlt und
der man die Benützung des Modells oder das
Vorwiegen des Stofflichen nicht anmerkt. Ein
Hauptanziehungspunkt auf der Berliner Jubi-
läumsausstellung von 1886 bildete das „För-
sterheim". Die Behaglichkeit, die sich der Förster
in seiner Waldwohnung schuf, schildert Knaus
bis in das Kleinste. Ünd doch gewinnen alle
diese Nebendinge, an denen der Förster hängt,
nicht die Uberhand, sondern ordnen sich willig
dem Hauptthema unter. Mit dem „Gehetzten
Wild" kehrte Knaus in das Zigeunerleben zu-
rück, aus dem er auch die „Zigeunerpost" ge-
nommen und aus dem ihm schon in den Pariser
Abb. 32 (Tcxt unten)
Mit Gcnchmigung der Photographischen Gescllschast, Charlottcnburg
Mommscn
Jahren wie mit dem „Zigeunerlager" u. a. zahl-
reiche Vorlagen erwachsen waren.
Die vielseitige Knaus'sche Größe offenbaren
seine Porträts, von denen er, wie erinnerlich,
einst als junger Düsseldorfer Akademiker aus-
ging. Knaus malte alles als etwas Selbstver-
ftändliches mit der verblüffenden Sicherheit eines
Malers, bei dem sich Absicht und Ausführung
decken. Man warf seinen bekanntesten Bildnissen
„Helmholtz" und „Mommsen" (Abb. 31 u. 32) vor,
sie seien kleinlich empfunden. Die großen Ge-
lehrten sind in ihrem Arbeitszimmer mit allem
Drum und Dran charakteristisch aufgefaßt und
geschildert. Mit Absicht. Gerade alles das, was
kleinlich anmutet, symbolisiert uns demsche Ge-
lehrtengründlichkeit. Und selbft der Gesellschafts-
anzug mag nicht ohne Absicht gewählt sein, soll
doch mancher Entdecker neuer wissenschaftlicher
Ereignisse nicht frei von Eitelkeit sein. Knaus
die „Kartoffelernte" (Abb. 40).
Jn der Auffassung des jugend-
lichen Gemütes wie in der
Durchführung zeigen endlich
auch das „Vesperbrot" (Abb. 44)
und die „Tausend Ängste"
(Abb. 3,) die dem Mädchen die
schnatternde Gänseschar ein-
flößt, die große Meisterschast.
Den „Unwillkommenen Kun-
den" (Abb. 20) macht die Ge-
samtanlage mit der von gerech-
tem Zorn ob des Diebstahls er-
faßten Metzgersfrau und der
technisch vollendeten Wiedergabe
des Fleischtones besonders be-
achtenswert.
III.
Zum letzten Mal erfaßte
Knaus im Jahre 1874 den vom
Vater ererbten Wandertrieb.
Er folgte dem an ihn ergan-
genen Ruf des preußischen Kul-
tusministeriums zur Leitung
eines neuerrichteten Meister-
ateliers an der gründlich reor-
ganisierten und unter von Wer-
nersDirektion gestelltenBerliner
Kunstakademie. Bei gewissen-
hafter Ausführung des ihm über-
tragenen Amtes fühlte Knaus
bald, daß ihn die Lehrtätigkeit
in seiner Arbeitskraft lähmte.
Nach zehn Jahren legte er da-
her sein Amt nieder, behielt aber
für dauernd seinen Sitz in Ber-
lin. Auf der ersten akademischen
Ausstellung nach seiner Uber-
siedlung blendete Knaus mit
seiner „Hl. Familie" (Abb. 13).
So wenig kokett oder süßlich
die Mutter anmutet, ebenso-
wenig erfüllt das Bild kirchlich-religiöser Geist.
Die Gottesgebärerin ist keine göttliche, wohl aber
eine liebenswürdige Mutter, die das Glück ver-
klärt, ein solches Kind geboren zu haben. Das
ganze Bild erfüllt der Reiz der liebenswürdigen
Jdylle, der jede theatralische Pose fehlt und
der man die Benützung des Modells oder das
Vorwiegen des Stofflichen nicht anmerkt. Ein
Hauptanziehungspunkt auf der Berliner Jubi-
läumsausstellung von 1886 bildete das „För-
sterheim". Die Behaglichkeit, die sich der Förster
in seiner Waldwohnung schuf, schildert Knaus
bis in das Kleinste. Ünd doch gewinnen alle
diese Nebendinge, an denen der Förster hängt,
nicht die Uberhand, sondern ordnen sich willig
dem Hauptthema unter. Mit dem „Gehetzten
Wild" kehrte Knaus in das Zigeunerleben zu-
rück, aus dem er auch die „Zigeunerpost" ge-
nommen und aus dem ihm schon in den Pariser
Abb. 32 (Tcxt unten)
Mit Gcnchmigung der Photographischen Gescllschast, Charlottcnburg
Mommscn
Jahren wie mit dem „Zigeunerlager" u. a. zahl-
reiche Vorlagen erwachsen waren.
Die vielseitige Knaus'sche Größe offenbaren
seine Porträts, von denen er, wie erinnerlich,
einst als junger Düsseldorfer Akademiker aus-
ging. Knaus malte alles als etwas Selbstver-
ftändliches mit der verblüffenden Sicherheit eines
Malers, bei dem sich Absicht und Ausführung
decken. Man warf seinen bekanntesten Bildnissen
„Helmholtz" und „Mommsen" (Abb. 31 u. 32) vor,
sie seien kleinlich empfunden. Die großen Ge-
lehrten sind in ihrem Arbeitszimmer mit allem
Drum und Dran charakteristisch aufgefaßt und
geschildert. Mit Absicht. Gerade alles das, was
kleinlich anmutet, symbolisiert uns demsche Ge-
lehrtengründlichkeit. Und selbft der Gesellschafts-
anzug mag nicht ohne Absicht gewählt sein, soll
doch mancher Entdecker neuer wissenschaftlicher
Ereignisse nicht frei von Eitelkeit sein. Knaus