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Abb. 28 (Text S.23>
Raffacl, Befrciunx des hl. Petrus aus dcm Kerker
Phot. Nlinar!
dung des blutigen Kampses. Auf herrlichem Rosse
sprengt Constantin heran, von seinen Kriegern
gefolgt, die in ihrer Mitte das L a b a r u m, das
neue christliche Heerbanner tragen, das den Kaiser
siegreich bis nach Rom geführt hat; der Tyrann
Maxentius versinkt samt seinem Rosse in den Flu-
ten des Tiber. Über die Brücke, wie auf Kähnen
entfliehen die Feinde vor dem unaufhaltsamen
Vordringen der Sieger; daß dieser Sieg seine
Opfer kostete, lehrt uns der alte Krieger links, der
seinen gefallenen Sohn aufhebt.
Unsern Architekten interessierte auf dem Bilde
Constantins vor Papst Silvester (rechte Wand)
besonders die Zeichnung der alten Peterskirche
mit ihrem Hochaltar und den gewundenen Säulen
vor demselben; die Gattin des Professors zogen
mehr die Gruppen des Volkes an. die sich in leb-
hafter Neugierde zwischen den Säulen der Ba-
silika vordrängen.
Oben in der Decke ist mit täuschender Per-
spektive das Jnnere eines Tempels gemalt, mit
der Statue Jupiters auf einem Marmorsockel;
aber das Götzenbild liegt in Stücke zerschlagen
auf dem Boden, während ein Bild des Gekreu-
zigten die Stelle des Gottes einnimmt.
* *
-I-
Fünfhundert Jahre weiter in der Geschichte
der Kirche führen uns die Gemälde in der sog.
8n1n äsll' 1n66näio (Abb. 24). Es ist der
andere der größten christlichen Kaiser nach Con-
stantin, Karl der Große, wie ja auch in der
Vorhalle von Sankt Peter rechts und links das
Reiterstandbild beider aufgestellt ist, — die
glorreichsten Herrscher der Christenheit als Tür-
hüter und Wächter am Grabe des Fischers vom
See Genesareth.
Das Hciuptgemälde zeigt uns die Krönung
Karls durch Papst Leo III. in der Peterskirche
am Weihnachtsfeste des Jahres 800. Raffael
hatte bei seiner Komposition das großartige Zere-
moniell vor Augen, wie es sich in seinen Tagen
unter Papst Leo X. bei den Papstmessen im
Petersdome entfaltete; es kann uns daher auch
nicht wundernehmen, daß er Leo III. mit den
Zügen Leo X. malteL)
Das Bild über dem Fenster, das ein Schüler
Raffaels, Perin del Vaga, malte, läßt den Kaiser
Zeuge sein, wie Leo III. in der Peterskirche den
Reinigungseid ablegt gegen die falschen Anklagen,
die eine papstfeindliche Partei wider ihn erhoben
hatteZ (Abb. 25).
') Denselben Vorfall führte, mehr vom deutschen Geiste
getragen, im Rathaussaale zu Aachcn Alfred Rethel aus.
0 Ergänzt werden diese beiden Szenen aus dcm Auf-
enthalte Karls in Rom durch jencs gleichzeitige Mosaik
beim Latcran, das ehemals das Trikliuium oder die Pracht-
halle schmückte, die Leo ill. zum Empfange des Kaisers
erbaut hatte; man kann nicht vor diesen Bildern im Vati-
Abb. 28 (Text S.23>
Raffacl, Befrciunx des hl. Petrus aus dcm Kerker
Phot. Nlinar!
dung des blutigen Kampses. Auf herrlichem Rosse
sprengt Constantin heran, von seinen Kriegern
gefolgt, die in ihrer Mitte das L a b a r u m, das
neue christliche Heerbanner tragen, das den Kaiser
siegreich bis nach Rom geführt hat; der Tyrann
Maxentius versinkt samt seinem Rosse in den Flu-
ten des Tiber. Über die Brücke, wie auf Kähnen
entfliehen die Feinde vor dem unaufhaltsamen
Vordringen der Sieger; daß dieser Sieg seine
Opfer kostete, lehrt uns der alte Krieger links, der
seinen gefallenen Sohn aufhebt.
Unsern Architekten interessierte auf dem Bilde
Constantins vor Papst Silvester (rechte Wand)
besonders die Zeichnung der alten Peterskirche
mit ihrem Hochaltar und den gewundenen Säulen
vor demselben; die Gattin des Professors zogen
mehr die Gruppen des Volkes an. die sich in leb-
hafter Neugierde zwischen den Säulen der Ba-
silika vordrängen.
Oben in der Decke ist mit täuschender Per-
spektive das Jnnere eines Tempels gemalt, mit
der Statue Jupiters auf einem Marmorsockel;
aber das Götzenbild liegt in Stücke zerschlagen
auf dem Boden, während ein Bild des Gekreu-
zigten die Stelle des Gottes einnimmt.
* *
-I-
Fünfhundert Jahre weiter in der Geschichte
der Kirche führen uns die Gemälde in der sog.
8n1n äsll' 1n66näio (Abb. 24). Es ist der
andere der größten christlichen Kaiser nach Con-
stantin, Karl der Große, wie ja auch in der
Vorhalle von Sankt Peter rechts und links das
Reiterstandbild beider aufgestellt ist, — die
glorreichsten Herrscher der Christenheit als Tür-
hüter und Wächter am Grabe des Fischers vom
See Genesareth.
Das Hciuptgemälde zeigt uns die Krönung
Karls durch Papst Leo III. in der Peterskirche
am Weihnachtsfeste des Jahres 800. Raffael
hatte bei seiner Komposition das großartige Zere-
moniell vor Augen, wie es sich in seinen Tagen
unter Papst Leo X. bei den Papstmessen im
Petersdome entfaltete; es kann uns daher auch
nicht wundernehmen, daß er Leo III. mit den
Zügen Leo X. malteL)
Das Bild über dem Fenster, das ein Schüler
Raffaels, Perin del Vaga, malte, läßt den Kaiser
Zeuge sein, wie Leo III. in der Peterskirche den
Reinigungseid ablegt gegen die falschen Anklagen,
die eine papstfeindliche Partei wider ihn erhoben
hatteZ (Abb. 25).
') Denselben Vorfall führte, mehr vom deutschen Geiste
getragen, im Rathaussaale zu Aachcn Alfred Rethel aus.
0 Ergänzt werden diese beiden Szenen aus dcm Auf-
enthalte Karls in Rom durch jencs gleichzeitige Mosaik
beim Latcran, das ehemals das Trikliuium oder die Pracht-
halle schmückte, die Leo ill. zum Empfange des Kaisers
erbaut hatte; man kann nicht vor diesen Bildern im Vati-