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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 11
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Imhof, Franz: Berliner Kunstschau: Salon Ed. Schulte
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0197
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Nr. H

Die Nun st-Halle

äußerst ernst und gewissenhaft mit seiner Renaissance des
Stils eines Matsys und Bauern-Brueghel, das zeigt sich
auch in der liebevoll behandelten landschaftlich-architektoni-
schen Staffage. Seine Richtung, die von ihm nicht be-
gründet ist, sondern in den historisch-kirchlichen Stoffen der
Malerei bekanntlich auf Leys und dessen Schule zurückgeht,
ist doch von Reinem mit so glücklicher Konsequenz auf das
ländliche Genre und die Landschaftsschilderung ausgedehnt
worden.
Die zweite Sehenswürdigkeit des Salons ist die Samm-
lung der Arbeiten der Gesellschaft deutscher Aquarel-
listen, die sich von all den modernen, aus Gleichgesinnt-
heit, Freundschaft oder auch manchmal durch die Noth
der Einzelne» zusammengeführten Künstlergruppen auf
einer respektablen Höhe zu halten gewußt hat. wie Hans
von Bartels neuerdings mit seinen im großen Format fest-
gehaltenen frischen Typen von holländischen Fischermädchen
brillirt, so giebt jetzt auch der Berliner Hans Herrmann
die derbknochigen Milchfrauen des Landes mit ihren blank-
geputzten gelben Traggefäßen. Unter den Realisten der
Gruppe ist Arthur Kampf zwar der kräftigste, aber er be-
hält nicht immer die Linie des guten Geschmacks im Auge;
zwei Andere, F. Skarbina zumal nut einer Berliner Straßen-
ecke und Max Fritz in einer kleinen Märzlandschaft mit
schmelzendem Schnee, erweisen sich von Neuem als intime
Beobachter. Als Virtuosen in gemischter Aquarelltechnik
mit Deckfarben suchen verschiedene der Herren die schwierig-
sten Beleuchtungseffekte zu geben, z. B. L. Dettmann in
einer „Maiennacht" und einein „Herbststurm" am Abend,
Frd. Stahl in einigen poetisirten Szenen aus der Umgebung
von Florenz, auch A- Kampf in einer Beleuchtungsstudie,
die durch einen rothen Lampenschirm und eine rothe Blouse
ihren koloristischen Haupteffekt erhält w. Leistikow bringt
eine ansprechende abendliche Grunewaldstimmung, w.
Hamacher eine kleine bewegte See mit energischem Wolken-
himmel. Einige Dachauerbilder von Ludwig Dill zeichnen
sich durch vornehmen Ton, der freilich immer wieder jener
braun-graue Dillton ist, ganz besonders aus. Eugen Brachts
„Hochgebirgskiefern" ist ein in malerisch-dekorativer und
auch zeichnerischer Hinsicht außerordentlich kühnes, bravour-
artiges Stück, aber die elegische Empfindung, die Bracht
häufiger giebt, fehlt hier gänzlich.
Mas der Salon außerdem bringt, ist sehr umfangreich,
aber es steht auf relativ nicht hohem Niveau, von Inter-
esse sind allerdings u. A. noch die großen Blumenstillleben
„Mohnbeet", „Lilien" rc. der geschätzten Wiener Meisterin
Olga Wiesinger-Florian, auch ihre stilllebenartig behandelten
Garten- und Waldlandschaften. Die dunkeltonigen land-
schaftlichen Studien von B. Buttersack, München, Aus-
schnitte von Wald, Wasser und Feld, dürfen gleichfalls
nicht übergangen werden. Das in Schmelzfürben, wie es
heißt, für die hiesige Nationalgallerie ausgeführte Lnde-
porträt von Hubert Herkomer ist keineswegs die email-
technische Wunderleistung, zu der es die Reklame aufge-
bauscht hat; im Gegentheil, es hat recht böse Stellen auf-
zuweisen, und erweckt daher für das hier pomphaft ange-
kündigte Kaiserporträt Herkomers in Email nicht gerade
großartige Vorstellungen — von Plastiken scheinen mir ein
im neckischen Ausdruck gelungenes Knabenfigürchen von
Fritz Heinemann und zwei, als „Madonna" und „Hl.
Läcilie" bezeichnete, diskret getönte Marmorbüsten von
Beyrer jun., München, nennenswerth. F. I.


Aunstchronik.
^Berlin. Die Königliche Akademie der
Künste folgt niit der am 27. Februar eröffneten Aus-
stellung von Gemälden und Skizzen Prof. Max Koners
in ihren Räumen Unter den Linden 38 der schönen Sitte
und Pietät, die jüngst verstorbenen Mitglieder der Akademie
durch eine Vorführung ihres Lebenswerkes, soweit es für
einen derartigen Zweck verfügbar ist, zu ehren Jur Vor-
besichtigung waren Gäste unmittelbar vor der offiziellen
Eröffnung vom Präsidenten H. Ende eingeladen. Da die
Veranstaltung bis zum 2H. März dauern wird, bleibt uns
die Gelegenheit einer eingehenden Betrachtung und Wür-
digung dieser akademischen Koner-Ausstellung.
Magdeburg. Am 23., 2^. und 25. Februar gab
der hiesige Künstler-Verein St. Lukas in den prächtig
dekorirten Nationalfestsälen, den hierorts größten Räum-
lichkeiten, ein Künstler-Kostümfest, das in der schönsten
weise verlief und sehr besucht war. Das Fest bestand aus
einein Feststück — Die Walpurgisnacht — als Verherrlichung
der Kunst, und einem glänzenden Festzuge. Die Einnahme
betrug 20000 Mark, die Ausgaben ;;ooo Mark. Der
Keberschuß dient als Bausands zum Ausbau des in herr-
licher Lage an der Elbe bestehenden alten Befestigungs-
thurines „Preußen" zu einer Klause für den Verein.
* Magdeburg. Die ständige Ausstellung des Kunst-
ver eins hat zur Zeit die Künstlerlithographen des Karls-
ruher Künstlerbundes neu ausgestellt, außerdem Gemälde
von Franz Stassen-Berlin, von G. Mahrenholz-Dresden,
von Ask. Lutteroth-Hamburg und Fritz Wucherer-Frank-
furt a. M, sowie ein großes Historienbild „Tillys Ver-
wundung vor Breitenfeld," von der Hand p. F. Messer-
schmitts in München. Endlich ist noch eine Anzahl von
Radirungen des Künstlerbundes Karlsruhe zur Ausstellung
gelangt.
* Halle a. S. Kunstsalon Aßmann. wir finden
in: Gemäldesaal neu ausgestellt eine Reihe Gemälde des
Malers Bredt-München und des Malers Huth hier. Inter-
essante Arbeiten sind auch die augenblicklich ausgestellten
schwedischen Stickereien. Die Bilder des Hamburgischen
Künstlerklubs haben inzwischen der Kollektivausstellung
französischer Künstler wie Berthon, Eottet, Moreau,
Manet, Degas, valcotton u. s. w. Platz gemacht.
* Leipzig. Eine umfangreiche Kollektion werthvoller
Gemälde ist gegenwärtig in den Ausstellungsräumen von
Del Vecchio plazirt. In derselben sind Namen ver-
treten wie Franz Adam, Böcklin, Earbonero, H. Deiters,
Gaisser, Kaltenmoser, w. Kaulbach, Kesicz, Lenbach, Lieber-
mann, Lier, Loeffz, Louyot, A. Müller, Petersen, Rüdisühli,
Robert Schleich, Schmutzler, Spitzweg, Stuck, windmaier
u. v. a. Die Gemälde stammen größtenteils aus den:
Besitz des Herrn L. Stadler in München und werden an:
H. und 5. März hier öffentlich versteigert.
* planen v- Für ein hier zu errichtendes städtisches
Museum kaufte die Stadtverwaltung von den: königl.
Professor Bildhauer Christoph Roth in München eine
Marmorbüste Bismarcks, deren Originalmodell der Künstler
seinerzeit in: Palais des Kanzlers selbst nach der Natur
formte. — Die erste Ausstellung des hiesigen Kunst-
vereins für das laufende Jahr bietet Blumen und ein
Fruchtstück von Flora Zenker, Dresden, ferner acht Land-
schaften von ebenfalls einer Dresdener Dame, Helene Schurig;
zum dritten Male hat sich der Weimarer Künstlerverein
Apelles mit einigen neuen Namen eingestellt; schließlich
gewahrt man eine Anzahl von Gemälden, welche die
Dresdener Kunsthandlung von Emil Richter augenscheinlich
als „Auslese" in die Provinz zu schicken beliebt. Zurück
gingen nacb einigen Tagen erst Zeichnungen von Frau
Emilie Mediz-Pelikan, Dresden, wofür eine gleiche Zahl
Kohlezeichnungen Ferdinand Brauer, München, sandte.
Hannover. Ueber die Demolirung eines Denkmals
schreibt man von hier: Das Leibniz-Monument, das an:
Waterlooplatze auf einem kleinen Lrdhügel steht, ist ein
jonischer Rundtempel mit ;2 Säulen; in: Innern steht die
Kolossalbüste des Philosophen aus karrarischen: Marmor;
das Ganze ist nach einem Entwurf des Hofraths Ramberg,
des Vaters des bekannten Malers, ausgeführt, die Büste
 
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