Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

DOI issue:
Nummer 23
DOI article:
Internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin 1902
DOI article:
Das deutsche Kunstgewerbe und die Internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin 1902
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0413
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 23

4- Die Kunst-Halle -4

36(

man ihr nichts Aehnliches an die Seite stellen
kann.
Was nun genanntes Ausstellungsplakat betriffst
so sieht man auf dem Blatte figürlich nichts wei'er,
als vier schlanke, in luftige weiße Gewänder gehüllte
Mädchengestalten, die sich im Reigen höchst anmuthig
drehen und sich mit einem weißen Schleier schalkhaft
umwinden; am Boden findet man die Inschrift des
Plakats etwas regellos vertheilt. Die Wirkung des
Ganzen aber erscheint ebenso künstlerisch wie fesselnd.
Wöge das auch der Tharakter des bevorstehenden
internationalen Unternehmens in Turin sein.

va§ tleuttebe Isuimgewerbe
und die Internationale Ausstellung für moderne
dekorative Kunst in Turin (902.
Ulan ersucht uns um Aufnahme der folgenden
dringenden Kundgebung:
^D^Tuf dem Deutschen Kunstgewerbetag zu
München am 29-/30. Juni (90( wurde be-
schlossen, daß die den: Verbände zugehörigen
Vereine Vertrauensmänner wählen sollen, denen die
Behandlung aktueller Fragen zu überlassen ist. Tin
Zusammentritt der Vertrauensmänner soll nach zenen
Beschlüssen in der Osterwoche k. I. in Leipzig statt-
finden, um die Vorarbeiten der für das Ausstellungs-
und Konkurrenzwesen niedergesetzten Kommission
weiter zu behandeln.
Inzwischen ist jedoch, von verschiedenen Seiten
angeregt, die Frage aufgetaucht, ob nicht durch den
Verband eine einheitliche Betheiligung des deutschen
Kunsthandwerks an der „Internationalen Aus-
stellung für moderne dekorative Kunst in
Turin (902" angestrebt werden soll. Da diese
Frage Aussicht auf eine günstige Lösung hat, so
erscheint es wünschenswerth, für diesen besonderen
Zweck den Zusammentritt der Vertrauensmänner
schon in ehester Bälde herbeizuführen. Der Vorort
hat zur Klärung dieser Fragen eine kleine Kommission
(bestehend aus den Herren Kunstmaler H. E. von
Berlepsch, Prof. L. Gmelin, Hofjuwelier Paul Werk,
Architekt L. Neher, Generalkonsul, R. A. von Olden-
bourg, Prof, von Thiersch) niedergesetzt, weiche sich
sowohl mit den Herren des Turiner Komites als
auch mit den Neichsbehörden in Verbinduna ae-
setzt hat.
Turin hat Delegirte entsandt, welche verschie-
dene Städte des Reiches besuchen, um Verbindungen
anzuknüpfen. Die betr. Herren haben sich dahin
ausgesprochen, daß ihnen eine korporative Betheili-
gung, wie sie nach der Idee des Vorortes durch den
Verband organisirt werden könnte, sehr willkommen
ich Auch hat sich gegenüber den Mittheilungen des
ersten italienischen Zirkulars ein größeres Entgegen-
kommen hinsichtlich der Erleichterungen im Zoll-,
Transport- und Versicherungswesen gezeigt. Der
Deutschland zugedachte Raum liegt günstig" und hat
die Form einer stattlichen Halle von (3 : 65 m und
ist durch Sonderbauten zu erweitern.
Das Reichsamt des Innern resp. der Reichs-
kanzler hat auf eine Eingabe des Vorortes hin die
Zusage einer Subvention noch nicht gegeben, dieselbe
vielmehr davon abhängig gemacht, daß sich wirklich
eine deutsche Betheiligung findest welche, sorgfältig

ausgewählt, ein Bild der besten Leistungen giebt.
Der Vorort seinerseits geht von den folgenden Vor-
aussetzungen aus:
(. Die vom Reich zunächst erbetenen Riittel
sollen Verwendung finden für die Unkosten des zu
konstituirenden Bureaus, für die Ausstattung des
großen Raumes und für die Ausbildung der kleineren
Annexe, für die Bestreitung von Transport-, Zoll-,
Versicherungs- und Aufsichtskosten. Ob es möglich
sein wird, den einzelnen Aussteller vollkommen aller
Spesen zu entlasten, wie das in Paris (900 der Fall
war, steht noch dahin.
2. Die Betheiligung soll durch die Vereins- und
Verbandsorgane in die Wege geleitet werden; es
soll jedoch auch den außerhalb des Verbandes stehen-
den Vereinigungen, Gruppen und einzelnen Kunst-
handwerkern die Kläglichkeit der Betheiligung geboten
werden.
3. Diesbezügliche Mittheilungen sollen der ge-
summten deutschen Fachpresse mir der Bitte um Ver-
öffentlichung zugehen.
F. Die Aussteller haben sich der vom Verband
gewählten Jury und Anordnungskommission zu unter-
werfen. Das Einzelne muß sich der künstlerischen
Anordnung des Ganzen fügen. Der Tharakter einer
Verkaufsausstellung ist streng zu vermeiden.
5. Entsprechend den Tendenzen der Turiner
Ausstellung sind nur eigenartige und modern em-
pfundene Dinge zuzulassen. Gegenstände, welche
bereits auf früheren Ausstellungen, insbesondere in
Paris (900, figurirt haben, sind auszuschließen. Da
die Zeit sehr drängt, so glaubte der Vorort, den
Vertrauensmännertag noch vor der definitiven Sub-
ventionszusage einberufen zu müssen. Sofortige Um-
frage innerhalb der einzelnen Vereine ist dringend
erwünscht, damit schon beim Zusammentritt der Ver-
trauensmänner ein annäherndes Bild der Betheiligung
gewonnen werden kann.
Der Vorort hat Herrn Prof. L. Gmelin, Sekre-
tariat des Bayer. Kunstgewerbevereins München,
zum Sekretär für die Angelegenheiten des Verbandes
ernannt. Es wird gebeten, an ihn schriftliche An-
fragen zu richten. In vorbehaltlicher Weise hat es
der mit den Turiner Verhältnissen und Persönlich-
keiten vertraute Herr Architekt L. Neher, Goethe-
straße 2F in Frankfurt a. M., übernommen, den
Verkehr mit dein Turiner Konnte zu vermitteln,
während Herr Kunstmaler H. E. v. Berlepsch in
Maria Eich-Planegg bei München die Vorarbeiten
für das künstlerische Arrangement gütigst übernahm.
Ausführlicher Bericht über die Einzelheiten
und den Fortgang der Verhandlungen wird gelegent-
lich des Vertrauensmännertages mündlich erstattet
werden.
Dementsprechend berufen wir hiermit auf
Sonntag, den (5. September (90V
Vormittags (0 Rhr,
den Vertrauensmännertag in Leipzig im Kunstge-
werbemuseum zusammen.
Wir bitten die dem Verbände ange>chloffenen
Vereine ergebenst, uns zu den Berathungen einen
Vertrauensmann zu entsenden.
München, den ((. August (90(.
Der Vorsitzende des Verbandsvorortes:
Fr. v. Thiersch,
Kgl. Professor.
 
Annotationen