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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 23
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Imhof, Franz: Berliner Ausstellungen: die Große Kunstausstellung 1901 (III)
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0417
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Nr. 23

4- Die A u n st - p> a l l c

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großen Felswand „Am Nordkap" ein dekorativ sehr wir-
kungsvolles Tableau geliefert. A. Normanns „Geiranger-
fjord" fesselt gleichfalls durch malerische Dioramenwirkung.
Noch packender, obwohl als Motiv ganz einfach und wohl
gerade darum unvergeßlich, wirkt Karl Böhmes „Isola di
Tapri", von dessen steilem Felsen zur Linken sich eine bläu-
lich gekräuselte Wasserfläche von wundervollem Glanze ab-
hebt. Der Münchener Bans Petersen will uns für ein
kleines ultramarinblaues Pochsee-Tropenbild interessiren,
und sonst habe ich von begabten Vertretern des Faches
noch p. Petersen-Angeln (Düsseldorf), L. Sandrock (Lhar-
lottenburg), Th. Pattison (Berlin), F. vezin (Düsseldorf)
zu nennen, deren tüchtige Arbeiten auch nur flüchtig zu
charakterisiren ich mir heute versagen muß.
In der österreichisch-ungarischen Abtheilung, so reich
auch der Inhalt erscheint, ist die landschaftliche Ausbeute
unglaublich gering. Schwer entschließe ich mich, selbst ein
so virtuos gemaltes Bild wie den „Klosterhof nach Sonnen-
untergang" von Rob. Ruß zu nennen; es wirkt poetisch,
aber der romantische panch liegt wie Streuzucker auf der
Leinwand. Tinen guten Eindruck hinterlassen die kräftigen
Arbeiten einiger Belgier und Polländer, besonders die wie
in röthlich-violette Tinten getauchte Rüstenszenerie von
Adr. Ic Majeur und die junge Birkenallee von Paul
Mathieu, die frisch und frappant realistisch wie ein
„pobbema" wirkt. F. van Leemputtens schlichte Weide-
landschaften sagen uns in dieser Gruppe nichts Benes;
und p. w. Mesdag (paag) variirt sein Strandmotiv dieses
Mal mn zwei Bilder mit schwärzlichen Abendschatten.
Ebenso begrüßen wir den Beitrag des Parisers le Gont-
Gorard, „Pafen von Lonearneau", dessen Boote das
Wasser zickzackartig kräuseln, wie einen guten Bekannten.
A. L. Demonts große feurige „Wolke", die über einer
dürren Landschaft schwebt, bringt es zu einem etwas ge-
suchten Effekt. Bon den südländischen Meistern hebe ich
zmn Schluß noch ein paar Werke heraus: Die beiden über-
aus zarten Naturpoesien von Toriolano vighi (Bologna)
und L. Serras (Rom) feintonige „Gräberstraße in Pom-
peji" können auch in der gewissenhaften formalen Durch-
bildung mit R. Arredondos (Toledo) „Ufer des Tajo"
rivalisiren. Franz Imhof.
(weitere Artikel folgen.)

AunstchromK.

* Berlin. Im Vorsaal der Rgl. Gemäldegalerie
sind jetzt die beiden letzterworbenen Bildnisse A. vän Dycks
zu sehen, anscheinend Pendants und Figuren eines vor-
nehmen Ehepaares Genuas. Der Mann, wie angegeben
wird, ein Senator, an der Schwelle des Greisenalters
stehend, bietet einen selbst für ' van Dyck ungewöhnlich
fein modellirten ausdrucksvollen Ropf, aus dessen Zügen
Scharfsinn und Schlauheit eine physiognomisch höchst
interessante Sprache reden. Das Frauenbild bietet weniger
Frappantes, hat auch durch verputzen und starkes Firnissen
mehr gelitten als die andere Leinwand. Nachgedunkelt
sind beide Gemälde, deren Raufpreis übrigens eine balbe
Million betragen soll.
Palle a. Bei Lausch 6c Grosse stehen zwei
Rollektionen im Mittelpunkt des Interesses, die des Genfers
Albert Gos, der die Reize seiner gebirgigen peimath voll
Rraft und Größe der Anschauung zu schildern weiß, und
die des Müncheners Rarl wuttke, dessen künstlerische
Ausbeute seiner Weltreise neuerdings hier Station gemacht
hat. — Bei Aßmann ragte aus einer Fülle zumeist dilet-

tantischer Arbeiten die ernste Rraft des Weimarer Land-
schafters Ehr. Rohlfs hervor.
* Gotha. Reber die gegenwärtige Kunst ausstel-
lung lauten die Rrtheile nicht gerade schmeichelhaft. In
der Abtheilung für Plastik finden eigentlich nur drei
Bronzen von Franz Stuck, der längst bekannte „Athlet",
der „Zentaur" und eine „Tänzerin" die Gnade der Rritik.
Die „G. Ztg." fügt hinzu: „Sonst enthält die Ausstellung
an Skulpturen nichts Neues .... Zu den Gemälden
übergehend, müssen wir vorausschicken, daß die Ausstellung
gegenwärtig nichts enthält, vor dem die Rritik bedingungs-
los kapituliren müßte. Ja, außer einigen wenigen
Nummern findet sich sogar nicht einmal etwas besonderes
Schönes, etwas den Durchschnitt merklich Uebersteigendes,
dagegen sehr viel, sehr viel, dem, wenn eine Jury über
die Aufnahme zu entscheiden gehabt hätte, wohl ein Platz
in den Räumen der Ausstellung überhaupt nicht eingeräumt
worden wäre, weil es zu offensichtlich die Spuren eines
bloß dilettantischen oder schülerhaften Rönnens an sich
trägt. Das gilt zmn Theil besonders auch von den ver-
schiedentlichen Kollektivausstellungen." Sollte in
Gotha wirklich nichts Besseres zu erreichen sein?
* Eisenach. Der Runstverein hat eine Ausstellung
moderner Graphiker arrangirt, in der Meister wie
p. Thoma, R. Gehrts, N. Rlinger, Greiner, S- Schneider,
A. Volkmann, Tisfarz, p. pirzel, Runz Meyer, Steinhausen,
Rocholl u. a. vertreten sind.
* Dresden. Bei Emil Richter ist zu den Bild-
nissen von peinrich Schönhcrr (Schloß Schneeberg inKrain),
des Prinzen und der Prinzessin von Schönburg, noch das
Porträt der jugendlichen Prinzessin Schönburg geb. Prin-
zessin Löwenstein hinzugekommen, von E. Müller-Rurz-
welly (Berlin) sind vier Landschaften eingetroffen: „Abend
an der Pavel", „Winterabend", „Auf hoher See" und
„Norwegischer w a ff erfall".
* Leipzig. Im deutschen Buchgewerbehause ist
zur Zeit eine Ausstellung von Nachbildungen merkwürdiger
Bucheinbände ans aUer und neuer Zeit veranstaltet.
Die Ausstellung giebt einen nahezu vollständigen Ueberblick
über die Geschichte des Bucheinbandes an der pand von
durchweg sehr guten, zmn Theil farbigen Kopien.
* Leipzig, permione von Preu schon wird Mitte
September bei Pietro Del veccchio einen Rezitations-
Abend veranstalten; au diesem Abend wird gleichzeitig
eine Ausstellung von circa i.oo Gemälden und Skizzen
ihrer pand eröffnet werden.
* Zelle. Die Kirche zu Wathlingen bei Jelle hat
letzthin von ihrem Patron als Schenkung 250« Mk. für-
bunte Kirche,lfenster erhalten.
* Braunschweig. In der „Ständigen Kunstaus-
stellung" sind zwei farbensatte perbftlandschaften von
Müller-Rurzwelly und Arbeiten von pedwig weiß, die
koloristisch minder befriedigen, hinzugekommen. Der künst-
lerische Nachlaß von Prof. B. König, München, enthält
zum Theil eigenartige und werthvolle Stücke.
" Kiel. In der Kunsthalle hat kürzlich ein junger
heimischer Maler, G. Burmester, Schüler Schönlebers in
Karlsruhe, kollektiv ausgestellt und mi, stimmungsvollen
Gemälden und Pastellen Erfolg gehabt.
* pamburg. Jin Museum für Kunst und Ge-
werbe ist die Reihe der neuen Veranstaltungen durch eine
Ausstellung von künstlerisch ausgestatteten Musiktiteln
eröffnet worden. Schon vor Jahren hat Mar Klinger in
seinen Titeln für Brahmssche Kompositionen Meister-
leistungen geschaffen; im letzten Jahrzehnt haben pirzel
und Fidus eine umfangreiche Thätigkeit in dieser Richtung
entfaltet, sie sind mit je 2« Titeln in der Ausstellung ver-
treten. von anderen Künstlern seien noch Franz Stuck,
Josef Sattler, Melchior Lechter, Klinisch, Franz Unger,
Döpler, Störung, Erler, Vogeler, Peter Palm, Perm-
Vogel genannt. Für humoristische Komposition haben
Reznicek, Feininger und E. Edel Titel entworfen Eine
größere Anzahl holländiscber, schwedischer, englischer und
vor Allein französischer Arbeiten (von Lhäret, Steinlen,
Willette, Auriol u. A.) giebt der Ausstellung einen inter-
nationalen Charakter. — Im Kunstverein gelangte eine
aus ((-( Gemälden und plastischen Arbeiten bestehende
Kollektion des Vereins Berliner Künstler, außerdem eine
 
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