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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft III (März 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0057

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hier eine ausserordentlich dankbare Aufgabe
für Vereine, die über die Oedigkeit der Ver-
gnügungsgesellschaften hinaus sind und ent-
weder sozialpolitische Arbeit leisten oder
durch Vorträge und Bibliotheken ernste
Bddungsgedanken zu vermitteln trachten. „Sie
sollten sich nicht damit begnügen, dann und
wann einmal einen Vortrag über Kunst halten
zu lassen, sie sollten Kunst selbst an ihre
Mitglieder heranbringen. Und sie könnten
es auf dem angedeuteten Wege vollkommener
und in reicherem Masse, als es dem einzelnen
für seine Person möglich wäre. Die gegebene
Ansatzstelle für diesen neuen Zweig kultur-
politischer Vereinsarbeit böte die Bücherei.
Die Bilder müssten in dauerhaften Mappen
nach inneren Gesichtspunkten geordnet wer-
den, also etwa die Werke eines Meisters, einer
bestimmten Kunstausdrucksrichtung vereini-
gen oder die Darstellungen eines „Motivs“
von der Hand verschiedener Künstler — ich
denke dabei zum Beispiel an die vielen Bilder,
Holzschnitte und Kupferstiche, die ihren
Gegenstand aus der Weihnachtslegende oder
aus der Passion Christi gewählt haben usw.
Man könnte Bildnissammlungen zusammen-
stellen, Werke, die irgend einen bestimmten,
ausgesprochenen Landschaftstypus wieder-
geben, Bilder zur historischen Entwicklung
der Heimat und vieles andere .... Noch
eins. Ich halte es gerade für den Menschen-
kreis, von dem ich hier spreche (das heisst
für gebildete Kaufleute), für sehr erspriesslich,
wenn die Bilderei sich nicht nur auf das er-
streckt, was wir Kunst im engeren Sinne
nennen, sondern auch auf alles kunstgeweib-
liclie oder — was, richtig verstanden, das-
selbe ist — schlechthin auf alles vorbildliche
gewerbliche Schaffen. Denn darauf kommt
es an, dass wir wieder lernen, gestaltend das
Leben zu meistern — überall da, wo es nach
Form verlangt, sei es nun im Alltag oder
in den Feierstunden unserer Seele. Und der
Lehrmeister zu diesem Ziele kann nur das
Auge sein.“ Buschmann rät, die Bilder so-
wohl dem einzelnen leihweise zugänglich zu
machen, wie auch periodisch wechselnde Aus-
stellungen aus dem vorhandenen Besitz in
den Vereinsräumen zu veranstalten. Kurze
Einführungen von berufener Seite hätten das
Verständnis vorzubereiten. Wir stimmen
natürlich seinen Ausführungen zu. Im Winter,
wo das Vereinsleben blüht, wäre die beste
Zeit zum Anfang. Dem Gedanken der „Bilde-
reien“ ist eine Zukunft gewiss, wenn irgend-
einem Kulturgedanken. Welche Vereine wird
man einst als die nennen, die hier begonnen
haben? (Aus dem Knnstwart).

Besprechung. Deutsche Schule.rzieh-
ung, herausgegeben von W. Rein, .Jena.
München. J. F. Lehmanns Verlag, 1907, 2
Bände, je 4.50 M. Der erste Band liegt vor,
der zweite erscheint noch in diesem Jahr.
Wir Deutschen sind auf eine hohe Warte
gestellt. Nicht nur uns auf der erreichten
Höhe zu halten, sondern in gesunder Ent-
wicklung weiterzuschreiten und im Ringen

der Völker um die friedliche Weltherrschaft
auf allen Gebieten des Kulturlebens obzusiegen
bei grösster 'Wahrung unserer volkstümlichen
Eigenart, ist darum unsere hohe Aufgabe.
Von der richtigen Lösung dieser Aufgabe
wird auch eine glückliche und grosse Zukunft
unseres Vaterlandes abhängen.
Dazu bedarf es aber eines Geschlechts,
das von echtem Nationalbewusstsein erfüllt
ist, das die hohen Bedürfnisse und Aufgaben
des deutschen Volkes erkennt, das eine geistige
und körperliche Ausrüstung besitzt, die es zur
Mitarbeit befähigt. In der Hauptsache ist
man auf die Tätigkeit der Schule, gleichviel
welcher Art, angewiesen, denn in der Schule
liegt die Zukunft, weil sie die Jugend hat.
Nun liegt die ..Deutsche Schulerziehung“
vor uns, em Werk, „das sich zur Aufgabe
gestellt hat, zu zeigen, wTas die Schule zur
Weckung und Stählung des vaterländischen
Sinnes im Dienste der volkstümlichen Kultur,


die ein Teil der Menschheitsentwicklung ist,
tun kann und tun soll.“ Ein solches Werk,
das so unserem modern-zeitgemässen Denken,
Fühlen und Wollen klare Gestalt verleiht,
ist mit Freuden zu begrüssen, zumal es Pro-
fessor Dr. W. Rein ist, der es in Verbindung
mit hervorragenden und bekannten Fach-
männern herausgibt. Es ist so voll der herr-
lichsten Gedanken, der praktischen Vorschläge,
dass es Eltern und Lehrern, wie auch für
jeden, dem eine frohe Jugend und ein grosses
Vaterland am Herzen liegt, eine wahre Fund-
grube neuer Anregungen und Entschlüsse wird.
Nur die Nationalschule, die das einigende
Band der gesamten Jugendbilder sein soll
und die in der allgemeinen Volksschule ihren
Anfang nimmt, vermag der Aufgabe voll ge-
recht zu werden. Im wohlverstandenen Inter-
esse einer nationalen Volkserziehung müssen
sich die Lehrer und Lehrerinnen der ver-
schiedensten Schulanstalten als Mitarbeiter
an demselben grossen Werke betrachten, die
wohl im Fachwissen auseinandergehen, sonst
aber einig sind. Einzelne Lehrbücher sind
besonders behandelt, wobei gezeigt wird, in
welcher Weise sie fruchtbringend sein können
im Hinblick auf das grosse Ziel — Weiter-
entwicklung des Schulwesens und höchste
 
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