Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 3.1909

DOI issue:
Heft IX (September 1909)
DOI article:
Huberich, Karl: Die Illustrationen zur Fibel für die kathol. Volksschulen Württembergs
DOI article:
Hoßfeld, Max: Denkmalpflege auf dem Lande, [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0147

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
125

in Stuttgart. Während bei den Illustrationen zur erstgenannten Fibel der lebhaften
Farbengebung, wie sie die Kinder lieben, ziemlich Raum gewährt ist, hat es der
Zeichner der vorliegenden Bilder vorgezogen, nur in Schwarz-Weiss zu arbeiten.
Er stilisiert nicht, sondern sucht in seinen Darstellungen natürlich und ungezwungen
zu bleiben; klar und schlicht sind diese Illustrationen und mit feinem, künstlerischem
Verständnis durchgeführt. Ueberall tritt das Bestreben hervor zu vereinfachen,
nur das Wesentliche und den Kindern Verständliche zu geben; reich durchgeführte
und schattierte Zeichnungen sind vermieden und mit wenigen Tönen nur, oder mit
dem Umriss allein erzielt der Künstler feine, ansprechende Wirkungen. Trotz der
Vereinfachung, der Betonung des Wesentlichen, ist der Künstler über manche Einzel-
heiten, — auf die eben das Kind im schulpflichtigen Alter doch schon sieht, und
deren Fehlen oder mangelhafte Darstellung ihm leicht die Freude am Bild nehmen
kann, — nicht gleichgültig hinweggegangen. So hat er z. B. auch besonderen Wert
auf die Darstellung des Gesichts¬
ausdrucks gelegt, und Freud und
Leid, Lust und Schmerz sehen wir
hier sich widerspiegeln.
Inhaltlich nehmen die meisten
der Bilder Bezug auf den Text oder
umgekehrt und bekunden ein liebe¬
volles Verständnis des Künstlers
für das Leben und Treiben der
Kinderwelt, Humor und Ernst
kommen gleichermassen zur Gel¬
tung. Einige der Bilder sind voll
Poesie und sehr stimmungsvoll ge¬
halten, andere wiederum sprechen
durch die lebhaften Schilderungen
aus dem Kinder- und Alltagsleben
an. Zu wünschen wäre allerdings
gewesen, dass auch die Farbe
einigermassen zu ihrem Recht hätte
gelangen können, wie das zu An¬
fang auch beabsichtigt gewesen
sein soll; verschiedene Umstände
liessen davon absehen. Die ganze
Art der Darstellung, wie sie der
Künstler zu pflegen scheint, eignet
sich auch mehr für Schwarz-Weissmanier. So ist auch dieses Buch als ein ein-
heitliches, gelungenes Werk zu bezeichnen, das Freude und kindliches Kunst-
geniessen in die Schule tragen wird. g. Huberich.


Denkmalpflege auf dem Lande.
(Fortsetzung.)
Auch andere Gelüste werden durch Aneignung übler städtischer Gepflogen-
heiten rege, Man hat von Freilegungen, von Begradigungen gehört. Jetzt steht
auf einmal ein altes Giebelhaus, ein biederer Stall, eine stattliche Scheune „im
Wege“. Der alte, mit einem Feldsteinmäuerchen umfriedete und mit prächtigen
Bäumen bestandene Kirchhof, um den sich die Dorfstrasse malerisch im Bogen
herumzieht, muss deren „aus Verkehrsrücksichten“ erforderlicher Begradigung
weichen. Ein Stück von ihm wird abgeschnitten und mit einem Eisengitter in
Schwarz und Silber umhegt, wenn er nicht gar mitsamt der alten Kirche ganz
beseitigt und draussen vor das Dorf hinaus in die Einöde verlegt wird. Mitsamt
der alten Kirche, die natürlich für baufällig erklärt wird. Denn das ist der gewöhm
liehe Vorgang, dass man eine bescheidene Dorfkirche, wenn man ihrer überdrüssig
ist, „gänzlich abgängig“ findet.
 
Annotationen