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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 11 (November 1928)
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Wiedermann, Fritz: Neue Wege zur Heimatkunde
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Umschau / Sprechsaal / Buchbesprechungen / Schreibe in Angelegenheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0353
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Beschreil-ung, sondern vielinehr durch eigene Mit-
ardeit. Da sind zunächst die Fundstlicke genau zu
betrachten, damit sie gezeichnek werden können. Be-
sonders jede Berzierung !st auszuzeichnen. Enlweder
man legl Wert aus die genaue Miedergnbe oder
man tiberläszt >den Gegenstand der Phanlasie der
Kinder.. Nach Angabe des LehrerS oder Führers
kann auch an die Neiwnstruktion eines Mlohn-
platzeS gedacht werden. LIun kann sjch noch einmal
alle Phantasie und alle GestnllungSkrask der Kinder
auStoben. Menn der Lehrer genügend AnschauungS-
stoff an seine Kinder herangebracht hat, dann ergibk
sich in der Zeichenstunde ein lustiges Bilü. Äuch
eine Nachbildung in Ton (Gefätze) oder in Pappe
(Lütien) ist durchauS nützlich. Wer jemnls selber
eine kleine Urne geformt und sie mit einer entspre-
chenden Berzierung ausgestattel hat, ber wird immer
ein offeneS Äuge für bie vorgeschichtliche Forschung
behalten. Für Fortgefchriktene wäre dann die Be-
zeichnung von Karten mit Fundstellen sehc wichlig.

Die Ergebnlsse der gewonnenen Eindrücke sollen
natürlich nichl brach liegen bieiben, sonder» im Sinne
der Heimatkunde verwendet werden. Ohne weiteres
verständlich ist, dasz Aodenform, Höhenlage und Be-
wässerung im Zusammenhange mit jeder menschlichen
Besiedlung stehen. Anch die Güte deS BodenS ist
zn beachten. Der Mensch brauchte in jedem Falle
Wasser, meist sogar Flüsse und Teiche, die ihm ge-
nug Nahrung lieferten und zugleich Schutz boten.
Späler, als er Ackerbau lrieb, suchle er sür seine
Siedlungen den besten Boden aus (Lötz, Schwarz-
erde). Darum slnd Flntzläler, besonderS aber kleine
hochwasscrfreie Erhebnngen darin, und Landstriche mit
gutem Bvden immer Fundslellen vorgeschichtlicher
Spuren. Auf die klimalischen Beränderungen ein-
zugehen, wird meisl unangebracht sein, da daS Ber-

Amschau

Ausslellung von Schttlerarbeile». DaS „Llrchiv für
Kunskerziehung" in Frankfurl n.Bl. veranslallet zur-
zeit elne Äusstellung von Schülerarbeilen unler dem
Tlkeli Das b i l d s ch a s f e n d e K i n d. Die Er-
ösfung findet am 28. Oklvber Im grotzen Snal deS
Franksurler KunskvereinS slalt. Berlreler deS Sladt-
rnteä, der Slädt. Schnlbehörden und der Kunst-
akndemie Kassel werden bei der Erössnung sprechen:
sodnnn wird Sludienral E. Betzler eine Dnrleauna
der Grundlagen und Ziele beuliger Kunsterziehung
geben. Wlr werden noch über üie bedeulungsvolle
Veranstalkung berichten.

Dem Bvlk die Kunsl,

„Ostmärkische Schulkunst-LluSstellung" veransknllel
von üer Arbeltsgemelnschnsl der oslmärkischen Zei-
chenlehrer.

ES ist ein Bvrleil für unsere tzugend, dast man
seik einiger Zeit dem Zeichenunterrlcht in der Schule
— jetzt heitzt er richliger Kunslunterrichk — eine
grötzere Aedeukung als AnterrichlSsach zuerkennt, als
es friiher der Fall war. Elnen planmäszigen Zeichen-
unkerricht in der Schule gibl eS eigenllich erst von
der zweiten Hälfke des 10. tzahrhunderts ab, doch
wurde diesem Ilnterrichtsfach fast biS in die jüngste
Zelt hinein nur eine nebensächliche Bedeulung bei-
gemesse». Erst in neuerer Zeit ist man dazu llber-

sländniS dafür fehlen dllrfte. Dafttr wlrd aber die
fortschreitende Äesiedlung durch das AuSroden ües
Waldes immer ein verständliches Eingehen erfordern.
Auch das Vorhandensein alker Handelswege mit
ihren Merkmalen, Flustübergängen, Ningwällen als
Slrajzenschutz und ähnlichen sind aufzusuchen und
nachzuweisen. Auch hier wird ein an Frmden rei-
ches Gebiet zu entdecken sein.

Schliejzlich aber läßt sich an Hand dieser Sied-
lungsgeschichke ohne weiteres der Anschluß an die
heuligen Aerhältnisse herstellen. An dle Stelse
der Aingwälle kraten Burgen und Festungen, und
auä) die Flußübergänge haben meist ihre alte Be-
deutung erhalten. Sehr oft sind die ursprünglich dicht
besiedelken Gebiele auch heule noch die völkreichsten.
Auch die Beränderung der Landschafl wäre hier zu
berücksichkigen. Dazu setzt wieder die Mitarbeit der
Elternschast in weitestem Adasze ein. Das Sammeln
von Flurnamen gibt manchen Aufschlusz über die
Entwicklung. Alte Sagen und Märchen, die im Zu-
snmmenhange mik der Heimnlgeschichte stehen, kön-
nen hier besle Diensle ieislen. Damlt hälten wir
also zwei Fliegen mit einer Klappchgeschlagen. Das
wird eine lebendige Heimakkunde werden, wenn
man nichl mehr in langweiliger Reihe die Städte
und Flttsse auszuzählen braucht, sondern wenn mik
dem Zeichenstifl das Flusznetz der Heimak an
Hand der Fundslellen und Siedlungen aufgezeigt
wird, und wenn in der Geschichtsstunde das Wach-
sen der Slädte, ihr Schütz und ihr Aufbau adgelei-
let werden kann aus dem blulvollen Leben ihrer
Bewohner. Damil aber wächst auch zugleich der
Sinn sür das Bersländnis und dle richlige Behand-
lung vorgeschichtlicher Funde, und durch verständnis-
volleS Zusammenarbeiken von Clkernhaus uno Schule
kann der Wissenschaft der Aoden geebnet werden.

gegangen, dieles Ilnterrichlssach auszubauen und alle
Schüler gleichmäszig dnrin auszubilden ohne Nllck-
sichl auf ein mehr oder weniger groszes Talent bes
dem einzelne». Damit ist nicht gesagt, dast diese
Neform eine Folge der durch den Krieg hervor-
gerusenen Umwälzungen isch auch ohne dem wäre
man gewist zu der Erkennlnis gekomme», dast der
Zeichenunkerrichk gebessert werden müsse. Der Krieg
hat, und damil müssen wir unS abfinden, die deulsche
Kunsl schwer geschädigl und eS must heuke mil gröste-
rer Energie, als In normalen Zeiken, gearbeilel wer-
den, um diese Schäden wieder auszubessern. Der
Trüger der deukschen Kultur der Zukunft isk unsere
llugend. Und brennend wichlig, ebenso wichllg wie
die polilischen und sozialen Probleme der Gegen-
wart, isk die Frage: mil welchem Nüskzeug, d.h. mit
welcher Bildung ausgestallel, kann die heullge
Iilgend den schweren Knmpf sür die deulsche Kullur
sjegreich ausfechlen?

Eine groste Liicke in der Blldung bestand bisher
durch die von seilen üer Schule nur oberflächlich
behandelke Ausbildung auf künsklerischem Gebiet.
Das ist jehk anders geworden. Wenn mastgebende
Pädagogen sich heuke über die groste Bedeulnng des
Kunstnnkerrichls im klaren sind, wenn an grösteren
Schulen fast überall erprobke Kunstlehrer wirken, Zo
ist dnmik doch noch nichk alles geka». Wichkig jst
nuch, dast alle Kreise, die an der Erziehung und Ail-
dung der stugend beteiligl sinü, dle Llvlwendlgkelt
 
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