Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI Heft:
Heft 4 (April 1935)
DOI Artikel:
Hils, Karl: Wachszeichnung auf Holz: Anwendung einer volkstümlichen Kunstübung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0088
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
s-r> )DlIÜ13AtlÜ1sIUÜ9 llu^ Dlll§

AnVenllung einer volkstlimlichen ^unstübung

!cr wunsch/ dem Hol; cinc bunte «vberfläche zu
gebcn, ist uralt. Einerseits will man das Hol;
vcrzieren, andererseits verlangt der sZolzstoss
an stch einen schützenden llberzug. Die Bchand.
lung des »solzes mit wachs kann beiden Erfordernifsen
gerecht werdcn. Die wachsbemalung hat zudcm den Vor-
tcil, daß das Oberflächcnxscfüse des Holzcs sichtbar bleibt.
Die Verfahren des -Holzbemalens und Färbens an sich
sind ja insgesamt gleichwcrtig und jc nach der werklichcn
Lösung zu wählcn. So ist ;. B. die Ölfarbc für dic Lc-
malung von Bauernmöbeln von alters her mit Erfolg
angewandt wordcn. Auch das Bcmalen mit wafferfar-
ben, die das Hol; zudecken oder auch frei stehcn laffcn, ist
cinwandfrei und zünftig.

Dic wachszeichnung auf Ostereiern, auf Papier
und Stoff, ist mancherort ein altes Vcrfahrcn. Ich kcnnc
cs bcsonders als volkstümliche Runstübung im Spreewald,
in Ungarn und im Banat. Als ich vergangene Gstern mit
mcinen Schülern wachszeichnungen auf Ostereiern an-
brachte, war gerade eine Gruppe von Schülern im Be-
griff, wcberschiffchen für das webgerät auszusägen. Um
Vcrwechslungen ;u vermeiden, verzierten die Schüler ihre
Weberschiffchen jeweils mit einer andern Zeichnung. Da
ich geradc mit der andern Schülergruppc mit wachs.
schmelzen bcschäftigt war, machte ich den Versuch, die
wachszeichnung aufs Hol; ;u übertragen. 2ch malte einige
Verzicrungslinien aus das Hol; und tauchte es in die
Bcizflüssigkeit, die zum Färben der «vstereier berdit stand.
Dcr Versuch gelang, und von da ab suchten wir diese neue

wachszeichnung auf Hol;

Dfen ins Hol; eingeschmolzen. Man kann das
wachs aber auch mit einem angemärmten L«ppr«
reiben. Zum Schluß wird mit Trrpentinwach» «Her
wöhnlichem Lodenwachs noch einmal ttbrrwachst.
man mehrere Farbtone erzielen, so deckt man s««ii
dem Eintauchen in rine «nderssarbige Leizflüst
Runstübung gcmcinschaftlich ;u verbeffern. cntsprechenden Stellen auf» ^lruc mit wa^»

^ ^ ^ . d,ese we,se brhandrlten «ir klrinr HolUrv

Das Ergcbnis d,c,er Versuche soll nun h,er kur; dar- .ü»>.

gestellt werdem Die wachszeichnung wird auf das Holz ^ier, ServieU^ng und «ie -ingan^

mit Pinscl, Fedcrkiel, Metallrohrchen odrr m,t der Redw- weberickittcken

fedcr ausgetragen. Das flüssige wachs muß abcr dauernd ^ , L L ... ^

gleichcr wärme gchalten werden. Ist das wachs zu Haltbarkeit der so behandelten gtegenstandr

warm, so zerflicfit es formlos auf dem Holz, ist es ;u kalt,
so dringt es nicht ins Hol; ein und bleibt in dicken Rlum-
pcn oder Tropfen auf der Gberfläche des Holzes stehen.

Die Temperatur des wachses ist die richtige, wenn das
wachs in das Hol; eindringt und weder zerfließt noch auf
der «vbcrfläche erkaltet, ohne einzudringen. Einige Ver«
suche auf Hslzbrcttchen müffen der eigentlichen Arbeit
vorangehen. Zum Erhitzen des wachses benutzte ich die
clektrische Heizplatte, die ich ;um Erhitzen des Leimkeffels
bcnutze. Selbstverständlich genügt auch eine Spiritus-
odcr Rcrzenflamme.

Das Färbcn des Holzes geschieht durch Eintauchen des
Gcgenstandes in die Beizflüssigkeit. Größere Gegenstände
können selbstverständlich auch durch Benützung von
Schwamm oder pinsel gebeizt werden. Es gibt Beizen,
die mit waffer aufgelöst werden und solche, die in Spiri.
tus löslich sind. Die wasserbeize wird in heißem waffer
gelöst. Selbstverständlich darf die Beize nicht so heiß ver.
wendet werden, daß das wachs der Zeichnung schmilzt.

Die Beize soll alfo lauwarm oder kalt sein. Meine Schü.
ler fanden, daß rote Beize besonders gut ;u hellcm Hol;
steht. Ist der Gegenstand gebeizt, so wischt man ihn mit
cinem trockenen Läppen zunächst vorsichtig ab, worauf die
Wachszeichnung bereits schön sichtbar wird. Das über-
stehende wachs der wachszeichnung wird am warmen
- -- ^ . ' .. ' ' ' . -
- NlllNIINIIIIUIMIIIImillttllllllllllljlttlNUIIIttllUIINIttlMINIIIIINNUIIINNIIUIIttllllllttlUIUNIIIIIIIIIIIIINIUINttllllllttllNINttUIIIIttlllNIIIIUIttlllttlUIttNNIIIttllttllllMIMIIU«

verzagcn und niemals verzweifeln. was Iahrtausende por
uns bestand, wird auch die kommenden Iahrtausend

gut. Jch laffe bri dieser Runstübung keine
auf drm Hol; machen, denn das Auftragen de»
wachses auf Hol; muß schnell vor sich gehe«
immer läuft die wachsflüssigkeit genau wie e» drr
maler haben will, und so muß jcder^it dir
offen sein, die Linienführung während der Arbei» K
ändern und den gegebenen Verhältniffen anzupaffei
gerade das frische draufgängerische Arbeiten Hi
wachsmalerei einen gewiffen Stil. Selbstverständlich l
ich mit den Urelementen volkstümlicher Verztk
weise beginnen. Etwa mit einfachen Band. und Ziö
mustern, punkten usw. -

Die bcigegebene Abbildung ;eigt solche Lrbeiten,
lich gan; einfache Verzierung von zwölfjährigen Schü-
lern und eine freie wachszeichnung aus - der-
Selbstverständlich besuche ich mit meinen Schülrrn gk-
legcntlich unser Museum vaterländischer Altertümex so.
wie das Gewerbemuseum, denn ich will bewußt an Hs ^
Erbe der Vorsahren anknüpfen. Ich weiß ja, daß das
Blut der Ahnen in unsern Schülern lebcndig ist, und daß
der Blutrhythmus des deutschen Rindes gan; derselbe ist,,
der die Runst der Vsrfahren schaffen half.

Anmcekung: Die Holzgefäße wurden gekauft: Zrichen-
block-Verlag Iuku, w. Trefz, Stuttgart, Römerstr. rr.



Der kostbarste Lesitz auf der welt Ist da» eigene Vslk.
Um dieses Volk wollen wir ringen und wollen «ir kämp.
 
Annotationen