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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 11 (November 1935)
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Walter, Fritz: Unser Kasper im Studentenlager
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0264
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Krih rvalter-kiel, OfL.

L c b t bcr Laspcr noch?

un, warum solltc cr nicht lebcnr Er hat sich ge-
rabc in bcr Gcxicnwart als echte volkstümliche
^ > Gcstalt wicbcr Hcimatrccht crworbcn. Das Volk
G fangt an, ihn wicbcr zu vcrstchen und lieb zu
ncwinncn, bicscn unstcrblichcn Schalk, deffen Gestalt die
boscn Litcratcn cincr uncchtcn, schwachen Zeit so oft ver-
wäffcrt unb mifibcutct habcn unb der doch nichts anderes
jst unb scin will, als cin Sprcchcr für das gesunddcnkenbc
Volk ein cchtcr, wcnn auch oft übermütiger Rämpfer
sür Rccht und Frcihcit, cin trcucr Freund der Armen und
Bcdürftigcn. Darum ist cr auch heutc der Verbündete
dcs unvcrbildctcn lNanncs im Volkc. Darum sind seinc
bcstcn Mitspicler immcr noch dic Rindcr, in deren Reihc
cr zu allcn Zeitcn unumschränktcr Hcrrschcr war.

Unb für allc, dic ccht und ursprünglich denken und füh-
lcn wic dic Rindcr, wird dcr Raspcr ein treuer Mitarbei-
tcr scin im Rampfc für dic grossc Volkscrneuerung unsc-
rcr Zcit gegcn dic charakterloscn Schädlinge im Volke. Er
hanbclt aus unscrcm Herzcn, wenn er den eigensüchtigen
Donzen unb dcn gclbgierigen Iudcn prügelt, wenn er den
habgicrigcn Händlcr straft, der dic Armen aussaugt odcr
wcnn cr ben bürokratischcn Gcndarmcn, dcr seine Mit-
incnschcn schikanicrt und dcn unsozialen Staatsmann, der
das Volk hintcrgcht, an dcn Galgen bringt. Er muß sie
alle bezwingcn: die Micsmacher und Norglcr, die wuckc-
rcr und prasser, dic Schädlingc in Staat und Gcsellschaft.
Ja selbst gcgcn Tod und Tcufel sollcn wir mit ihm
stchen, damit scin Geist immcr lcbcn blcibt zum Heilc
dcr Rugcnd und des Volkcs.

Anstt Kssper lm Otuömttnlllgtt

dic bald das ganzc Dorf cinbcgriffcn wurdc. Er wurde
Dolmctsch zum Hcrzcn der Daucrn und gab der schönen
Abscl>lufifcicr gcmcinsam crlcbtr Gcstalt.

Abcr ich will nichts vorwcgnchmcn und in dcr richti-
gcn Rcihcnfolgc bcrichtcn: Da saficn wir nun zwischen
Ristcn und Rastc» im groficn Saal dcs Gutshause», drr
unscr Bastclraum scin solltc. Um uns lagen die mitge-
brachtcn Rlcister- und üeimtöpfe, Spirituskocher, Farben-
doscn, wcrkzcugc, Lattcn, Pappcn, Stoffrcstc und dergl.
— Im Dorf zerbrach man sich dcn Ropf über dic selt«
samc Dcilast. Dafi die Studiercndcn gelegentlich mit
cincm profeffor kamcn und dann s Tagc im Lager klugr
Untcrhaltungcn pflcgtcn, schicn vcrständlich ;u sein. was
aber wolltcn dicse werdcn mit dcm Gcrümpel. Bald fah
man zudcm einigc mit Eimcrn und Spaten durch die
Sicdlung gehcn, Ton zu holcn aus dcr Grube am Endc
des Dorfes. was wundcr, dafi sich bald dic ersten wiß-
begicrigcn unter dcm Fcnster dcr Bastclstubc einstellten.
Und das war recht so. Allmählich orakclte dic ganze Sied-
lung. Es war auch scltsam: dic „jungcn Lchrcrstudenten"
lieficn aus dcni Ton allerhand schnurrigc Röpfe erstehen.
Eincr hatte sogar Ähnlichkcit mit dcm Fräulein vom
Mädchenlagcr. Das verrücktestc abcr war, daß die Manns-
leutc sogar Puppcnklcider nähtcn.

Und wir selbcr? Zunächst mufiten wir für einige Ra-
sperlstücke haben. Die Zahl dcr Puppcnspiele ist groß,
erschreckcnd grofi. Dic Zahl dcr brauchbaren ebenso er-
schreckend klein. Uns fiel dic wahl nicht schwer, wir ent-
schieden uns für dcn auf nicdcrdeutschem Boden gewachsc-



Dieser Raspcr war schon im Gcistc unser. Legleiter,
. als wir mit zo Lchrcrstunden aüf ein ehemaliges Guts.

haus im Holstcinischen zogen, wo wir einige,Tage bei
f. schaffendcr wcrkarbcit einc Lagcrkanieradschaft -bilden
wolltcn. Die alten Gutsländcrcien waren jetzt v-n Bauern
bcsiedelt worden, mit dencn am Schluffe unseres Lagers
,einen einfachen volkstümlichen GemeinschaftS ' " "

^ zuhalten und dicsen im Sinyc der nationalso:

Festgestaltung vorzubereiten unsere Aufgabe
A'.Eine nicht lcichte Aufgabe, d« wir als Frem
H I«, vielleicht sogar eine ^.ermeffyiheit. De
Umeinschaftsabende laffen stch durch Abwickels?

Wet programme nicht „machen". Feststundrst
h nung der gemcinsamen Arbxit und müffen
Ronnte bei unserem Vorhaben vom

; u Nun, deä Rasper brachte auch das fertig.

''"w bei -er Verwirklichung der DYeM

'

:s« - -


nen Ra>per, deffen Schwänkc uns durch Aufzeichnungen
von Ioh. E. Rabe aus Hamburg in echtester Form cr-
halten wurdcn. .

Da spricht er uns an in scincr niedcrdeutschen unver-
fälschten Mundart, ein recht derbcr Gescllc, der auf seinc
Art als kleiner Held vor uns seinc poffen trcibt. Än
schiedensten Berufcn versucht cr sein Glück. Als Barbier
zieht er falsche Zähnc, als Arztgehilfc verordnct er chn-
mögliche Radikalmittel. <Vb Dicncr beim JägermetMh^
oder Angestellter im panorama, er macht
ünmöglich und geht dennoch nie aus der Faffung kc
unbekümmert seinen Lebcnsweg weitcr. Er-wirdI
und besteht vor Tod und Teufel seinr crste prob
erschrocken zieht er in die ferne welt, macht de''
Pstindien", ist -,bei den Menschenfreffern in
?ommt unbeschwerr zurück in die Heimat.

Äber von Einfällen bci srinen Schelmrnstr
«m lästigen Bürgee spielt. Er hintergehi s,
fiyiigen Hauswirt Gröhlmüller, nasführtAdM
nann, macht anbere tolle Streiche, immer der F»

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