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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 11 (November 1935)
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Walter, Fritz: Unser Kasper im Studentenlager
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0265
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Held dcs Spicles, auch wcnn scinc Maricken ihn gclcgcnt-
ljch unter dcn pantoffcl nimmt.

Wir gehen dic Schwänkc durch und wählen aus. Schon
wcrden dic ersten Einfälle und Erlebniffe der Ramcradcn
jn dic Stticke eingeflochten. Dicsc Figur ist nicht irgcnd
wer, sondern erhält dcn lIamcn dcs freundlichen Gärt-
ners vom Iagdhaus dcs Gutcs und dic Nase dazu. So
gcht es die Rcihe um. Dcr in eincm Spiel vertretenc
Schutzmann, der Trunkenbold, heißt nach dcm ortsansässi-
gen Landgendarmcn „Süfke". Besscr konnte es nicht
paffen.

wo allcs vergnügt sich rundct, schaltct sich auch der
Zufall richtig ein. Die Leiterin des Mädchenlagers in dcr
Nähe, die selbstverständlich auch vorkommen muß — als
puppc —, ist so nett und ahnungslos, unsern Stoffvor-
rat mit Resten ihres eigenen Abendkleides ;u vermehren.

Noch mit manchcn charaktcristischen Einzelheiten ver-
schiedcncr Vriginale aus dem Dorf wurdcn dic Szcnen
Icbcnsnahc aufgcfüllt.

2lm Ende dcs erstcn Vormittags standcn schon die
Röpfe brauchbar aus Don vor uns. Ihre Schöpfer hattcn
ihncn das Lebcn bcreits währcnd des Formens eingc-
gcbcn, so daß Spieler und Puppe cins;u werden begannen.

Hol; war uns Anfängern ein ;u ungewohntes Material,
Papiermaffc, d. h. Zeitungsschnitzel und Roggenmehl mit
waffer ;u Teig geknetet, ;u schwer formbar und ;u lang-
sam trocknend. wir formten also in Don und Uberkleb-
ten die leicht angetrockneten Röpfe der Figuren mit brief-
markengroßen Papierfetzen. Diese in Rleister getauchten
Fetzcn paßten sich bei genügender Sorgfalt gut den For-
men an. Bei jeder ;weiten Schicht, die wir trocknen ließcn,
wurdc ;ur ^ärtung noch ein Leimanstrich aufgetragen.

Nach dem Trocknen der ü —7. Schicht konnte durch Auf.
schneiden des Ropfes (Ziffer r) die Tsnmaffe heraüsAvA
nommen wcrden. Vor dem wieder;usammenleimen drr.;^ ' .
beidcn Ropfhälftcn klebten wir eine aus Papierstreifen ' -
geleimte Rolle (;) mit in den Ropf (4), worin der Spirl. p
finger fest paffen sollte. Die nach dem Zusammenleimtzr " ( ' '
verbleibendc Naht wurdc mit kleinen Papierstückchen
überklebt. plakafarben bewährten srch gut bci der Le.
malung.

In;wischen gingen andere Rameraden an das Schnitzen AKK
der Füße und an dic ^erstellung der Rleider, für die wir .
den einfachsten Schnitt (5) nahmen. ^ände schnitzten wir
nicht, wcil ste beim Spiel lästig stnd. Als Hände dienen
die eigenc Daumen-, b;w. Fingerspitze, durch Gummi.
band im Ärmelsaum (d) festgehalten. Der Ropf rbird
gleichfalls durch Gummiband im Saum (7) der ^alsösf-
nung befestigt und ist erforderlichenfalls leicht auswech-
selbar. Es empfiehlt stch, den wulst (1) am Halse gleich
beim Formen recht stark ;u machen. Da belm Spicl leicht
der Unterarm des Spielers stchtbar wird und stört, näh-
ten wir in das Rleid (S) noch einen engeren, langen und
schwar;en Schlauch (s), dcr den Arm unsichtbar macht.

Daran können die Beine (;o) befestigt werden, die je aus
einem engen Tuchschlauch (ir) bestehen, in deffen Ende
der Fuß (11) eingebunden wird. Damit die Füßc beim
Spiel gut hängen, müssen ste recht lange Schäftc haben.

- Sehr wichtig war eine brauchbare Bühne, die ;wischen-
durch von einigen basteltüchtigen Rameraden ge;immert
- Fvltrde. Sic mußtc. als wanderbühnc eingerichtet wer-
drn ünd hat sich insMschcn als solchc gut bewährt. Unsere
Zeichnung, in der die DjckenMaße der Latten und Stäbe
^drr Anschaulrchkeit wegen Lbertricben sind, ;eigt das Ge-
rüst und das fcrtige Raspcrhqus. An den Enden der vier
r,oo Mcter langcn Latten (.Z), die als ^auptpfosten die.
nen, sind Löcher geböhrt, Ln wclche die sie verbindendcn
Rundstäbe (D (eventüell Besenstiele) gezwängt werden.

^ die öben abgerundete und

" "e (6) in der. erforderlichen.

rs) eingelaffen. Damit die
p, müffen die Zapfen und Rund.

" ohrlochern sttzen. Die an -rn
zrn nu't Flügrlmuttern an den

Lattcn bcfcstigtcn breitcn Brettcr (v) habcn ,Zakcn und
dienen ;um Aufhängcn der Figurcn. Sic geben dem Gc-
rüst ;ugleich größcre Fcstigkeit. Dic Figuren werden mit
dcm Ropf nach unten am Saum dcs Rlcidcs (oder Schlau.
ches) aufgehängt, damit man bcim Spiel mit der ^and
schnell von oben hineingreifen kann. Die Breite der
BUHne sollte man nicht ;u klein wählen, damit ;wci Spic-
ler gut platz haben. i,;o Meter ist das Mindeste.

Die Bespannung des Gerüstes mit dichtem Rupfcn,
Iute oder dgl. geschieht gleich bcim Einstcckcn der Rund.
stäbc, die durch dcn brciten Saum (8) des Stoffcs gc-
steckt werden. wcnn die plane recht stramm sitzt, breit
ist und Falten wirft, schließt stch fest an die Lattcn an.
Der Stoff an der Vorderseite ist von hinten an die
Spielleiste gnagclt und wird durch drn unten durchgesteck.
ten Rundstab stramm ge;ogen.

Der Lichtkasten (?) wird mit Gsen an dic pfosten ge.
hängt. Er kann aus dünncm Sprrrhol; oder auch au»


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, ,..

die aus stärkerem Hol)

. 2n d>e vocderen ^

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eiten durch Schra


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Pappe gemacht wcrden, die ,

bcstehenden Seitenwände (6) genagelt w,rd. Die L-isten
(ll) geben dcm Rasten größcre Festigkeit und haltchtHlMM
zeitig die gebogene weißgetünchtc Pappc (!) im 2nn«ü
des Rastens, die das Licht in den Spielraum reflettiert.

In dem Lichtkasten liegt zugleich die Stange (R) für HW -
Vorhang, der mit einer Zugvorrichtung von
dicnt werden muß:

Einc brcite Faltcnkappe (I.) verdeckt den re Zentimcter
hohcn Lichtkasten und gibt zugleich den Seitenwänden r
einen guten Abschluß. - ^ )

Die Ruliffen hängen an einem Stab (»1), der einfach
auf die Rundstäbe gelegt wird. Das gute Aussehen der <
sehr einfächen Rasperbude hängt wesentlich von dem Zu-
sammenklang der Farben von Vorhang und Tuchbespan-
nung ab. wir wählten für das ganze Thcater schwarz.
blau, um den ruhigsten Rahmen für die bewegten Puppen
zu habrn; der Vorhang war goldgelb. , KKMS. -1

2SS
 
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