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Die Kunst in der Photographie — 5.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.44519#0013
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ZUR EINFÜHRUNG
WIE die Dinge heute in Deutschland liegen, müssen wir alle Kräfte, die an der Arbeit sind, darauf
ansehen, was sie im Zusammenhang mit unserer gcsammten Entwicklung zu leisten im Stande sind.
Auch die Kräfte, die scheinbar überschüssig für die Zwecke aufgewandt werden, die im grossen und ganzen
unter dem Ausdruck Spiel und Sport zusammengefasst werden können.
Denn soviel wir in den letzten Jahrzehnten von dem in Jahrhunderten Versäumten eingeholt haben,
es bleibt noch unendlich viel zu thun, wenn wir nicht nur die materielle Seite, die blosse Masse der
Leistungen ins Auge fassen, sondern die Werthseite, die Qualität.
Auch bei uns wird, wie in England, die gar nicht zu berechnende Summe von Zeit und Kraft, die
der Dilettantismus aller Art in Anspruch nimmt, dem Gemeinwohl dienstbar gemacht werden müssen.
Erst dann wird der Dilettant die rechte Befriedigung und das freudige Selbstbewusstsein in seiner Arbeit
finden, die ihn vor sich selber und vor der Nation rechtfertigen. Wer eine Vorstellung gewinnen will, was
der Dilettantismus dieses Charakters in England bedeutet, braucht sich nur in der höchst anregenden
illustrirten Broschüre von Hermann Muthesius: „Der kunstgewerbliche Dilettantismus in England“ umzu-
schauen. Baumeister Muthesius, als technischer Beirath der deutschen Botschaft in London zuertheilt, hat
darin die Summe einer langjährigen unbefangenen Beobachtung dieses Zweiges des englischen Kunstlebens in
höchst anziehender Darstellung niedergelegt.
Was Muthesius hier als eine Function des Dilettantismus im Kunstgewerbe nachweist, lässt sich bei
.vielen anderen Arten des Dilettantismus in England verfolgen. Auf allen Gebieten der Wissenschaft, der
Kunst, des praktischen Lebens sind dort Nichtfachleute, die freiwillig ihre Kraft und Musse in Dienst stellen,
an der Arbeit. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn uns ein anderer Muthesius zum Beispiel über die Ver-
dienste der Nichtfachleute auf dem Gebiet der Blumen-, Frucht-, Gemüse- und Thierzucht unterrichtete. Dass
die Engländer dahin gelangt sind, sich neben der Natur, die sie vorfanden, durch Züchtung auf bestimmte
 
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