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Die Kunstauktion: internat. Nachrichtenblatt des gesamten Kunstmarktes — 1.1927

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Nr. 2 (22. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47050#0011
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Nr ( Preis 25 Pf.

22. Oktober 1927


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Erstes deutsches Nachrichtenblatt für das gesamte Kunstauktionswesen

Erscheint wöchentlich
Man ahonniert bei den Buchhändlern, bei der Post oder
direkt beim Verlag • Inseratenannahme beim Verlag bis
Donnerstag früh • i/jg Seite 50 Mark

Redaktion und Verlag „Die Kunstauktion“
Berlin W 10, Friedrich-Wilhelm-Straße 19
Telefon: Nollendorf 1037, 7228
Herausgeber Wal’er Bondy

Einzelnummer 25 Pf. Bezugspreis: Vierteljähri. für Deutsch-
land und Österreich RM. 2.50 Für das Ausland RM. 3.50
Bankkonto: Mosler, Süßkind &. Co., Berlin, Kronenstraße 57
Telegramm-Adresse: Kunstauktion Berlin

Bericht über die
Versteigerung der Sammlung
Pearson Lei Cassirer-HelLmg
Vor einem zahlreichen Publikum fand am
18. Oktober bei Cassirer-Helbing die Versteige-
rung der aus 74 Nummern bestehenden Bilder-
sammlung des Mister Pearson aus Paris statt.
Der französische Handel scheint ein wenig
ärgerlich darüber gewesen zu sein, daß ihm diese
schöne 5ammlung entgangen ist. Troßdem sah
9ian in dem rauchgeschwängerten Saal manches
bekannte Gesicht aus Paris aufleuchten. Die
Stimmung bei der Auktion war eine gute, wenn
auch die Lage ein wenig auf die Preisbildung
gedrückt haben mag. Die Schäßungspreise
sind im allgemeinen erreicht, bei wenigen Bil-
dern sogar übertroffen worden. Manches
schöne Werk ging allerdings erheblich darunter
Weg. Verkauft wurde fast alles. Nur ganz
Wenige Bilder fanden keinen Bewerber. Nun
einiges über die erzielten Preise:
Die Bilder von Boudin wurden fast durchweg
gut bezahlt, doch sind einige davon unserer
Ansicht nach unter den Pariser Preisen weg-
gegangen. Verhältnismäßig billig waren die
Corots der italienischen Zeit mit 3000 M.,
4000 M. (Nationalgalerie) und 4700 M. zu haben.
Die beiden anderen Corots wurden mit 20 000
Mark und 19 000 M. normal bezahlt. Beide
W'.;- i-lpp J. c h Kapimi« »när
Schwersenz, dessen Name im Laufe der
Auktion am meisten genannt wurde, vermutlich
für deutsche Sammler gesteigert. 23 600 M.
brachte das wundervolle „Stilleben“ Nr. 15 von
Courbet, während für die „Stürmische See“
Nr. 16 nur 5200 M. erzielt wurden. Billig waren
unserer Meinung nach die „Schöne Landschaft
Nr. 17 für 12 400 M., die „Apfelbäume“ Nr. 19
für 6100 M. und die „Ruhige See“ Nr. 24 für
8500 M. Dagegen brachten „Die Badende“ Nr. 20
mit 15 800 M. und die „Landschaft“ Nr. 22 mit
20 500 M. wieder ihre normalen Preise. Unter
dem Pariser Preis ging das reizende Bild von
Diaz Nr. 32 weg (6200 M.). Die beiden pracht-
vollen Bilder von Claude Lorrain sind, wie wir
es vorausgesagt haben, mit 30 000 M. und
26 000 M. in ihre Heimat zurückgegangen.
Der „Garten in Giverny“ von Monet, Nr. 49,
erzielte den normalen Preis von 31 200 M.,
Während der prachtvolle Monet Nr. 50 mit
20 000 M. eher billiger genannt werden kann.
Die Pissarros brachten alle zwischen 8000 M.

und 10000 M., was ihrem internationalen Wert
nicht ganz entspricht. Der „Bacchus und Eri-
gone“ von Poussin Nr. 54 wurde von der Galerie
Matthiesen für 48000 M. ersteigert. Es
ist wirklich schade, daß dieses seltene Werk
nicht Gnade vor den Augen unserer Museums-
direktoren gefunden hat. Sehr billig kaufte
eine Münchener Galerie das ausgezeichnete
„Stilleben“ von Philipp Rousseau. Auch die
Preise für Sisley lagen unserer Meinung nach
unter dem internationalen Kurs. Besonders
mögen die Käufer der Nummern 63, 64, 66 und
68 mit ihren Erwerbungen zufrieden gewesen
sein. Auch die „Klippen in Langland“ von
Sisley waren äußerst preiswert.
Aus der ganzen Versteigerung ging hervor,
daß die Berliner Auktionen von Rang schon jeßt
ungefähr das gleiche Bild bieten, wie die ent-
sprechenden Pariser. Wir können uns dazu be-
glückwünschen, denn es ist dies ein Zeichen
dafür, daß wir auch in dieser Beziehung in das
Stadium der Gesundung getreten sind.

*

Bendit über die

Versteigerung jMlühsam und
Benano Lei Rud olpL LepLe

Der bekannte Name der Sammler gab Ver-
anlassung zu einem sehr starken Bes ’ch der
Vorbesichtigung. Es bestätigte sich dann in
der Versteigerung wieder einmal, daß heute
wirklich gute Qualitäten auf jedem Gebiet und
jeder Epoche mit international gültigen Preisen
bezahlt werden. Der Verlauf der Versteigerung
bot keine Überraschung. Die guten Preise für
die Sessel des 17. und 18. Jahrhunderts (Nr. 65)
1750 M., (Nr. 66) 2050 M., (Nr. 91) 2900 M.
waren berechtigt. Die berühmtesten „Falsch“-
seher konnten wirklich nichts Schlechtes daran
entdecken. Die Stücke Nr. 65 und 66 gingen in
Privatbesiß. Die großen süddeutschen Schränke
(Nr. 167, 170, 171 und 171 a), wurden, troß-
dem sie gute Arbeiten waren, nur zum
Teil verkauft. Solche Stücke kann man

in unseren modernen Wohnungen kaum
mehr unterbringen. Die Empire-Kristall-
krone (Nr. 171 b) konnte ein Kommissionär
für die beträchtliche Summe von 4300 M.
seinem Kunden ersteigern. Die Danziger
Barock-Schreibkommode (Nr. 193), die in Form
und Erhaltung mustergültig war, ging für 2150

Mai« gleichfalls in private Hand. Das große
Berliner Tee- und Kaffee-Service (Nr. 219)
brachte eine Liebhaberin für 750 M. in ihren
Besiß.
Hugo B e n a r i o 12. Oktober
Von allergrößtem Interesse war das Aus-
gebot der Stoffsammlung Hugo Benario. Im
Saal saßen bedeutende Käufer. Unter anderen
sah man Kommerzienrat Bernheimer und Herrn
Lion, München. Dann einen Vertreter der Ge-
webcschule in Crefeld, und Direktor des Mu-
seums in Stuttgart, Herrn Pazaurek. Das Aus-
land war vertreten durch den Textilfabrikanten
und Sammler Ikle, St. Gallen, Veneciani, Rom,
Primo de la Roussille, Paris, alles Käufer, die
den Wert der Ware genau kannten und der
Auktion erst das gute Preisniveau gaben. Die
Privatleute ließen zumeist durch die Kommissio-
näre steigern. Die Taxen waren verhältnis-
mäßig niedrig angeseßt, so daß die Ausruf-
Preise manchmal um das Mehrfache Überboten
wurden. Die italienischen Brokate des 15. Jahr-
hunderts wurden troß ihrer geringen Größe
wegen ihrer guten Erhaltung und schönen Zeich-
nung hervorragend gut bezahlt.
Nr. 613 konnte Veneciani, Rom, für 1700 M.
erwerben, Nr. 614 wurde Bernheimer, München,
mit 2000 M. zugeschlagen. Desgleichen die
frühen italienischen Samte und Kirchen-
gewi, ncier (Nr. 635 a 1250 M. Lion, München).
ci.ir > Florentiner Borten, die herrlich in der
Farbe und Erhaltung waren, schien Kem wirk-
liches Verständnis vorhanden zu sein. Die
Fülle der Seidenstoffe und Brokate des
18. Jahrhunderts vermochte ihr Preisniveau
nicht herabzuseßen, ihre mannigfache Verwen-
dung vornehmlich als Möbelbezüge ließ dies
als erklärlich erscheinen. Troß des wenig
guten Zustandes erzielten die frühen persischen
Teppichfragmente hohe Summen (Nr. 717
1800 M. Bernheimer, Nr. 718 500 M.L Das früh-
deutsche Gobelinfragment (Nr. 213), kaum ein
Meier im Quadrat, ging für 2150 M. in den Ber-
liner Kunsthandel. Die zum Teil sehr inter-
essanten Stickereien des 16. bis 18, Jahrhun-
derts fanden besonders in den Stücken des
16. Jahrhunderts eine sehr günstige Aufnahme
(Nr. 886 1050 M.L Alte Stoffe sind heute sehr
stark im In- und Auslande begehrt und die
Möglichkeiten der Fälschung minimal, so daß
der Käufer mit dem Erwerb wirklich die Ge-
wißheit hat, ein zweifelsfrei echtes und altes
Stück zu bekommen.

Die peruanischen Gewebe, die augenblick-
lich in Amerika und auch in Frankreich an-
fangen, weitgehendes Interesse für sich in An-
spruch zu nehmen, wurden gut bezahlt. Die
große Sammlung von 112 kleinen Stücken, die
mehr museales Interesse hatte, wurde von
Privathand für 1200 M. übernommen. Die
Sammlung persischer Goldbrokate des 17. und
18. Jahrhunderts brachte Lion, München, : mit
2800 M. in seinen Besiß. Zum Schluß verstei-
gerte man die Textilien Chinas und Japans’ die
wenige Seltenheiten aufwiesen, aber Verhält-
nismäßig gute Preise erzielten. Die Versteige-
rung zeigte das große Aufnahmevermögen des
Marktes sowie den Bedarf und das Interesse
an Stoffen. Die erzielten Summen können als
Richtpreise für den allgemeinen Markt gelten.

Henri Rousseau, Int Bois de Boulogne, 43x81 «m
Gestohlen aus der Sammlung Hans Siemsen, Berlin


Warnung!
Aus der Wohnung des bekannten Schrift-
stellers Hans Siemsen sind mehrere wert-
volle Kunstgegenstände entwendet worden.
Anbei die Aufstellung der gestohlenen Objekte:
Ein Ölgemälde (Henri Rousseau) „Im Bois
de Boulogne“, Größe 43X31 cm. Siehe Abb.
11 kleine Tierbronzen von Renee Sintenis
und von derselben Künstlerin die Bronze des
Läufers Nurmi und des Fußballspielers (Höhe
etwa 30 cm).
Wir warnen vor Ankauf dieser Kunstgegen-
stände und bitten die Personen, die von dem
Verbleib dieser Gegenstände zufällig Kenntnis
haben sollten, um Mitteilung an unsere Re-
daktion.

IMPRESSIONISTEN

Galerie Matthiesen
BERLIN W 9 ■ BELLEVUESTRASSE 14

ALTE MEISTER

PAUL CASSIRER / HUGO HELBING
VERSTEIGERUNG
Nachlaß Rudolf Philipp Goldschmidt, Berlin
Kunstgegenstände und Gemälde beschrieben von Otto von Falke
Möbel und Gemälde aus den Sammlungen
Freiherr von Gemmingen, Prof. Georg Voss, u. anderem Privatbesitz
Gotische Kasein aus deutschem Fürstenbesitz
Porzellan-Sammlung Andre Kirchberger, beschrieben v. Ludwig Schnorr v. Carolsfeld
Ausstellung: Sonnabend, den 19. 11. 27 von 10—2 Uhr und 4—6 Uhr
Sonntag, 20. 11. 1927 von 10—2 Uhr
Montag, den 21. 11. 1927 von 10—2 Uhr
Versteigerung: Dienstag, den 22. 11. 1927 und Mittwoch, den 23. 11. 1927
vormittag um 10 Uhr, nachmittag um 3 Uhr
Auktionsleitung: Paul Gassirer / Hugo Helbing
BERLIN Wio / VI CTO RI ASTRASSE 35

Sammlung Frau Anna Goldschmidt
Wien
Möbel des 16. bis 18- Jahrhunderts
Goldschmiedearbeiten, Porzellane,
Miniaturen, Holz- und Elfenbeinplastik,
Bronzen, Knüpfteppiche, Gobelins,
Stickereien
Katalog 1986 mit 42 Abb.-Taf. Mk. 5.—
AUSSTELLUNG:
30. UND 31. OKTOBER 1927
VE.RSTEIJG E-R.U NG|:
1. NOVEMBER 1927
Aus ausländischem Besitz
Gemälde und Antiquitäten des 15. bis 19- Jahrhunderts
Möbel, Kronen, Kandelaber, Plastik,“Bronzen, Kleinkunst, Porzellan
Katalog 1988 mit 36 Abb.-Taf. Mk. 6.—
AUSSTELLUNG: 6. UND 7. NOVEMBER 192 7!
VERSTEIGERU N G : 9. N O V E M B E*R 1 92 7"
Rudolph Lepke 8 Kunst-Auctions-Haus
Berlin W35/Potsdamer Straße 122a/b

Sammlung Dr. Josef Kranz
Haus Raach bei Wien
Werke der bildenden Kunst u. des Kunst-
gewerbes des 15. bis 18. Jahrhunderts
Gemälde, Gobelins,
Möbel, Teppiche, Bronzen
Katalog 1987 mit 41 Abb.-Taf. Mk. 10.—
AUSSTELLUNG:
6. UND 7. NOVEMBER 1927
VERSTEIGERUNG:
8. NOVEMBER 1927
 
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