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Die Kunstauktion: internat. Nachrichtenblatt des gesamten Kunstmarktes — 3.1929

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Nr. 49 (8. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47052#0592
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22

Die Kunstauktion“

Jahrg.IH, Nr. 49 vom 8.

Dezember


Jal

NACHRICHTEN

VON

ÜBERALL

Jubiläum der Berliner
Typographischen Gesellschaft
Die Jubiläums-Ausstellung der Berliner
typographischen Gesellschaft in der Preu-
ßischen Staatsbibliothek zu Ber-
lin, zeigte alte interessante Berliner Drucke,
die aus den Beständen der Staatsbibliothek
dort ausgestellt sind und ein vorzügliches Bild
der frühen Berliner typographi-
schen Erzeugnisse geben. Wir finden
dort auch die berühmten Drucke der Presse
von Thurneysser. Der Übergang zur Moderne
zeigt die heute eigentlich zum Teil komisch
wirkenden Produkte der Jahrzehnte um die
Jahrhundertwende herum. Die typographi-
schen Leistungen der Neuzeit beweisen bei
vielen Firmen ein gutes Niveau, wobei beson-
ders der Reklamedruck mit ausgezeich-
neten Arbeiten vertreten ist.
Ein besonders interessantes Stück in
historischer Hinsicht ist die „Kirchen-
ordnung“ von 1540. Sie wurde von dem
Wittenberger Drucker Hans Weiß, der von dem
Kurfürsten Joachim II. nach Berlin gerufen
wurde, gedruckt, und zwar im ersten Jahre
seines Aufenthaltes in Berlin. Es ist ein statt-
licher Band von über 100 Seiten in kl. 4 °-
Format, teilweise rot und schwarz gedruckt,
auch mehrere Seiten gedruckter Musik ent-
haltend, — er ist verschiedentlich mit dem
großen Wappen von Brandenburg in Holz-
schnitt geschmückt. Von besonderem Interesse
ist das dem Werk vorgedruckte, zwei Seiten
lange Privileg, welches dem Drucker das
alleinige Verkaufsrecht aller Bücher sichert,
die bei ihm erscheinen würden. Das Titelblatt
dieses interessanten Druckes, ein begehrtes
Berolinensium von bekannter Seltenheit,
können wir auf Seite 10 abbilden nach dem
Exemplar, das sich zur Zeit im Besiß des Buch-
Antiquariats Wertheim befindet.
Das deutsche Buch
im Urteil Frankreichs
Wie wir hören, hat der Verleger Mitton
auf dem französischen Buchhändlerkongreß in
Rouen unter Vorlage neuer deutscher Bücher
der deutschen Buchkunst ein enthusiastisches
Lob gespendet. In Deutschland würde das
Buch als eine Art nationaler Repräsentation
behandelt. Das schon gedruckte und immer
geschmackvoll gebundene deutsche Buch sei
viel demokratischer als das französische. —
Mehrfach wurde im Anschluß an dies Referat
der Wunsch laut, in Paris eine Ausstellung
deutscher Buchkunst zu zeigen.
Die älteste Handschrift
der Göttlichen Komödie
In der Frankfurter Stadtbibliothek befindet
sich eine Handschrift von Dantes Commedia
Divina, auf deren Wichtigkeit Dr. Schmidf-
Kriaß im 2. Bande der Neuen Folge des Deut-
schen Dante-Jahrbuchs (Verl. H. Böhlau,
Weimar) hinwies. Auch in anderer Beziehung
ist sie von großem Interesse. Denn sie stellt
das älteste Manuskript der Commedia dar,
das wir kennen, und steht dem Urtypus von
Dantes Dichtung näher als irgendeine an-
dere der bekannten Handschriften. Überdies
enthält sie auch die älteste Überlieferung des
hervorragenden Kommentars von Jacopo della
Lana.

Jüdischer Museums-Verein in Berlin
Vor 25 Jahren wurde die Kunstsammlung der
Berliner Jüdischen Gemeinde gegründet, und
zwar durch die Stiftung des Dresdeners Albert
Wolff, nachdem schon früher in London, Paris,
Wien, Hamburg, Frankfurt usw. Interesse für
jüdische Museen sich gezeigt hatte. Die Auf-
gaben der Aufrechterhaltung und des Aus-
baues der schon bestehenden Sammlung sind
für die Berliner Kultusgemeinde eine allzu
schwere Last. Und so hat man sich zur

MALMEDE « GEISSENDÖRFER
KÖLN a. Rh.
Unter Sachsenhausen 33
Antike Möbel vom 15. bis 18. Jahrhundert
Tapisserien, Plastik, Gemälde, Porzellane
altes hochwertiges Kunstgewerbe
jeder Art

Zacharie Birtschansky
PARIS, 88, FAUB. ST-HONORß
(en face de l’Elysee)
TfiL. ELYS. 17-02
Tableaux * Meubles
Obj ets d’ Art
Verkauf an Händler

1

B

derF


DAS WELTBLATT DER K U N S T

J

richfeter Bauten, sowie von Entwürfen. Gleich-
zeitig wird auch die Innenausstattung mo-
derner Kirchen in weitgehendem Maße berück-
sichtigt.

VERLAG, REDAKTION UND LESESAAL:
BERLIN W62, Kurfürstenstraße 76-77
Telephon: B 5, Barbarossa 7228,
T° e -ramm-Adresse: Kunstauktion Berlin

Berliner Rembrandt-Ausstellung
Wiederholt ist von der geplanten großen
Rembrandtschau in Berlin die Rede gewesen.
Neuerdings ist die Zeit von Februar bis
März nächsten Jahres für sie in Aussicht ge-
nommen. Sie wird in der Akademie der Künste
stattfinden und den gesamten staatlichen Be-
siß Preußens an Rembrandtschen Gemälden
und Graphiken zu einer einheitlichen Gesamt-
schau vereinigen. So wird z. B. das Braun-
schweiger Familienbild zu sehen sein. —
Übrigens darf diese Ausstellung als Auftakt zu
den festlichen Veranstaltungen anläßlich des

Gründung eines Museumsvereins entschlossen.
Ende November fand die konstituierende Ver-
sammlung statt, die von einem großen, z. T.
prominenten Publikum besucht war, — so sah
man u. a. Geheimrat Adolf Goldschmidt, den
Kunsthistoriker der Berliner Universität, Arnold
Zweig, Ad. Donath, M. Osborn usw. Max
Liebermann wurde zum Ehrenvorsißen-
den des Vereins gewählt.

Julius Stern eine Ausstellung, um auf den
80. Geburtstag beider Künstler in würdiger
Form hinzuweisen. Es handelt sich bei den
ausgestellten Bildern um Arbeiten, die im
Rheinlande wenig oder gar nicht bekannt sind.

100jährigen Jubiläums der Staatlichen Museen
in Berlin betrachtet werden.
Max Läuger-Gesamtausstellung
Zu Ehren des als Keramiker und Architekt
bekannten Prof. Max Läuger von der Staat-
lichen Kunstschule Karlsruhe wird die Mann-
heimer Städtische Kunsthalle eine umfassende
Ausstellung seiner Werke veranstalten, die am
15. Dezember eröffnet werden wird. Hier wird
man seine Arbeiten als Keramiker, Bildhauer
und Maler, Baumeister und Gartenarchitekt,
sowie Dokumente seiner Lehrtätigkeit stu-
dieren können.

Übersiedlung von Flatow & Priemer
Am 10. Dezember d. J. verlegen Flatow
& Priemer, Berlin, ihre Geschäftsräume von
Viktoriastr. 29 nach Tiergartensfr. 4 a, Ecke
Matthaeikirchstraße.

H. v. Zügel, Chr. Rohlfs
Von Werken H. v. Zügels und Chr. Rohlfs’
veranstaltet die Düsseldorfer Galerie

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Berlin

Jubiläum Hermann Sonnthal, Köln
Am 1. Dezember hat die weitbekannte
Kunst- und Antiguitätenhandlung Hermann
Sonnthal in Köln ihr SOjähriges Geschäfts-
jubiläum feiern können. Vor fünfzig Jahren
wurde sie in Darmstadt gegründet und ge-
wann hier bald eine führende Stellung. Im
September 1924 zog sie nach Köln um, —
im Domhof 14 ließ sie sich schöne Geschäfts-
räume ausbauen. Sie hat sich nicht eng
spezialisiert, sondern sie führt qualitätvolle
Stücke aller Kunstgruppen, wie Porzellane,
Textilien, von denen wir ein mittelrheinisches
Stoffrelief (Abbildung Seite 4) repro-
duzieren, Möbel, Ostasiatica, Gemälde usw.

Der neue evangelische Kirchenhau
Das Folkwangmuseum in Essen
veranstaltet eine Ausstellung des neuen
evangelischen Kirchenbaues. Die Ausstellung
zeigt die besonderen architektonischen Pro-
bleme der evangelischen Kultstäfte an der
Hand von Fotos und Modellen bereits er-

Graf Kalkreuth-
Gedächtnisausstellung
Die Preußische Akademie der Künste ver-
anstaltet für Leopold Graf von Kalkreuth, den
vor einigen Jahren verstorbenen Maler, eine
Gedächtnisausstellung, die seine Kunst von
verschiedenen Seiten zeigt Die Ausstellung,
auf die wir noch zu sprechen kommen werden,
ist gestern, am 7. Dezember, eröffnet worden.

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DEUTSCHES NACHRICHTENBLATT DES GESAMTEN KUNST- UND BUCHMARK1
B,e9.rUn<Let v°n Herausgeber Dr. J. I. von Saxe
Walter Bondy
Die einzige wöchentlich erscheinende Kunstzeitung in deutscher Sprach®
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Jan Wouter sz, Bildnis eines Kaufmannes
Lein-w., 100 5 : 78.5 cm
Galerie Lambertus de Vries & Cie., Berlin
Jan Woutersz, Portrait d'un marchant
Toile, ioo,$: 78,5 cm
Galerie Lambertus de Vries & Cie., Berlin

Geheimrat Studnitzka t
Im Alfer von 68 Jahren verschied
Leipzig einer unserer repräsentafivsfen
freier der archäologischen Wissenschaft,
heimrat Prof. Dr. Franz Studnißka. Aus e‘n'r,
Prager Familie stammend und in Jaslo
Galizien geboren, studierte Fr. Studnißka 1
Prag und in Wien. Dann ging er nach R0^
und fand in wissenschaftlichen Kreisen 111
einer Arbeit „Vermutungen zur griechische
Kunstgeschichte“ viel Anerkennung. Dur‘.j
vorsichtige Verbindung von Stilkritik J”,
Schriftquellen suchte er einen neuen Weg in
klassische Land. Dann ging er nach AH,C
und beschäftigte sich mit den Funden, die
unter dem sog. Perserschutt auf der AkroPo11
machte. In seinen Untersuchungen, die er E
den Schriften des Deutschen Instituts vf'J. *
öffentlichte, gab er die ersten Querschnii'j
durch die vorklassische Kunst Attikas '"k
Joniens. Der archaischen Kunst galt aüc
seine leßte große Arbeit, die eine Abrechm111’
mit den bedeutendsten Fälschungen der leß>e
Jahre war. Seine Arbeiten waren durch"1’-'
Einzelstudien, die in gründlichster Akribie 51 ~~
z. B. mit dem Bildhauer Kalamis, der Ara Pa^
usw. beschäftigten. Als Ordinarius 0 >
Archäologie an der Leipziger Universität I1®
er schulbildend weithin gewirkt und sich 0
Kenner in Europa wie in Amerika des größ>c
Ansehens erfreut.

PARISER BÜRO: „
122 Bd. Murat, ParisXVIe/Täl.: Auteui'6'
Postscheckkonti:
Berlin 118054, Wien D 114783, Pari

Sir Lionel Cust t
In Datchet ist der hervorragende englis^1
Kunstkenner Sir Lionel Cust gestorben. Lah9 I V »
Jahre hindurch war er Direktor der London1’ Ivfli
National Portrait Gallery, von 1909—1919 0e
hörte er zu den Herausgebern des Burling^Und d
Magazine. Er gehörte zu den universal1
Kunstgelehrten, deren es auch in England 1111
noch wenige gibt.

Eine
UNTER KOLLEGENÄS
18. Jahrl
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Kunstmc
•iHschäftig<
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iflil. B. be
jiRember.
'jhr^ Die I
heiß’^iesen S

Man soll Dichterinnen nicht beim Wort
nehmen!
Die Comtesse de Noailles ist eine Dichte^
und ihr Ruhm erfüllt die lateinische '^c j(
Außerdem ist sie aber eine charmante 11 „
gastfreie Dame, deren Salon ein Zenlrllfl/
europäischer Kultur ist. Sie hat Verehrer
allen Ländern der Erde und einer i
glühendsten lebt in Argentinien. Er h~-u -
Pablo und ist ein feuriger und reicher ^0,io|JJs* ?
und außerdem ein Dichter. Der schöne paN u n s t
hat seinem Idol einen Band mit glühend0 ^angf.
Versen gewidmet, in dem er die Dichterin bc orze
dichtet, ein argentinischer Müsset seip^f'scheiir
Pariser George Sand. In der vorigen W<’c'’j Jahrh
ist Pablo in Europa gelandet und die Co01Aeren, s
lesse gab einen Tee ihm zu Ehren. Sie selyNie gar
kannte ihren Verehrer auch noch nicht uJ|Ouen a^e
alles war gespannt auf sein Erscheinen, pah monze
enttäuschte die Erwartungen nicht. Er 50yiese G
genau so aus, wie man sich einen argen!'11 ,st also <
sehen Dichter vorstellt und als er vom Die01 yaß die
angemeldet in den Salon trat, begrüßte er 0 ^ahme
Hausherrin mit einer flammenden Rede, kgendwi
deren Ende er sie begeistert in die Ar^dies bei
schloß. Im nächsten Augenblick aber fuhr “Anderen
Comtesse mit einem entseßfen Schrei zur0 faucht
und drückte sich weinend ihr Taschentuch 0 Achinsky
die schönen Lippen. Pablo stand erstajL Simon e
und angedonnert da. Weinend erklärte 0 Nem wi
Comfesse den Umstehenden: „Der Kerl E.Sammeli
mich in die Lippen gebissen.“ — Nun war Aerden
an Pablo, noch erstaunter zu sein. t^Jingreifc
stotterte er und dann entschuldigte er s|C Restlos ;
„Er sei zu sehr von den Werken der Dichte^'Vurde.
befangen und bei dem Begrüßungskuß habe
an einen Saß aus ihren Werken denl'c.
müssen: „Ich liebe die, die es verstehen, ihfeI i». pp
Kuß einen köstlichen Biß beizumengen.“ — "
Von Stund an ist Pablo, der glühend^
Verehrer, aus dem Hause der Dichterin veln
bannt. Wer weiß, was passiert wäre, .
er noch weiter dichterische Feinheiten ,
Comfesse in die Wirklichkeit umgeseßt hat*




Herausgeber und Schriftleiter: Dr. J. I. v o n S a x e. Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Eckart von Sy do w, Berlin; für den Anzeigenteil: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin. Nachdruck nur
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