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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 20.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.3207#0068
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58

Mariä Heimsuchung darstellend, beide nach
Zeichnungen von Schraudolph und Fischer.

Dasselbe Jahr führte den berühmten Vrongniart,
Director der königl. Porzellanmannfactur zu SLvres,
nach München. Es war für die Münchner Anstalt von
hohem Interesse, ihre Arbeiten der Benrthcilung eines
so großen Mannes vorzulegen, und die Anerkennung,
welche dieser eben so competente als gerechte und freund-
liche Richter den Arbeiten und gewonnenen Mitteln zollte,
konnte nur crmuthigend und anregend wirken.

185/. Siebentes und leztes Chorfenster, die
Kreuztragung darstellend, nach einer Zeich-
nung von Schraudolph und Fischer.

Aus dem Obigen erhellt zur Genüge, wie die Anstalt
von Tage zu Tage der Vollkommenheit entgegen reift,
und der wachsende Beifall des Publikums hielt mit diesen
immer bessern Resultaten stets gleichen Schritt. Gegen-
wärtig (1858) sind bereits zwei neue Fenster in Arbeit,
welche für das Schiff der Kirche bestimmt sind und die
man im kommenden Herbste zu vollenden gedenkt. Zu
Ende nächsten Jahres, wo man die Kirche dem Publikum
zu offnen beabsichtigt, werden 11-12 Fenster fertig seyn,
und die fehlenden hofft man im Laufe weniger Jahre hin-
zuznsügcn.

Erst im Laufe dieses Jahres hat die Anstalt aufge- ;
hört, eine Privatanstalt Sr. Majestät zu seyn. Unlängst I
ist dem Prof. Heß die ansschließende allgemeine Direktion
derselben übertragen worden, und unter ihm leitet Ain- |
m üller speciell die technischen Arbeiten. Durch diese j
Centralisirnng der Verwaltung kam in die Anordnung !
der Arbeiten mehr System, und dies hatte eine solche
Verminderung der Kosten zur Folge, daß gegenwärtig >
der Aufwand die Mittel selbst eines Privatmannes nicht:
mehr übersteigt.

Bisher habe ich lediglich von großen, für öffentliche i
Gebäude bestimmten Arbeiten gehandelt; doch auch für .
Liebhaber und Privatsammlungen ward nebenbei Manches
geliefert. So erhielten die Herrn Boifseröe und Ber-
tram im Jahr 185/ mehrere Glasgemälde, welche den
Grund zu ihrer Sammlung von Glasmalereien legten,
die später durch Arbeiten anderer Anstalten bereichert
worden i|t. Aus der königlichen Anstalt haben dieselben
er kalten: 1) Sanct Lukas, die Jungfrau malend; 2) die
rcichnechung Christi; 5) die Verkündigung (alle drei
Ke ml in"/ n' Eycks); 4) Sanct Christoph, nach
Ihre kais.^oh"" Glasgemälde an

gesandt, und 'mehrere *’°n ^"^">d

gemacht. ' ptr|01u'n habe» Bestellungen

wende mich nun zu den Gen,;,»,

rch bereits zu Anfang dieses Schreibeü-"g'-redtt Z" >

nämlich zu den neuesten Producten der Anstalt, welche
von dem Grade der Vollkommenheit, den die Glasmalerei
in München erreicht hat, Zeugniß ablegen können. Sic
wurden auf Befehl des Königs auögcführt und als eiir
Zeichen Seines besondern Interesses für die berühmte
Manufactur zu Sövres dieser Anstalt übersandt.

Das eine dieser Gemälde, welches die h. Jungfrau,
wie sie von Sanct Lukas gemalt wird, nach Van Eyck
darstellt und von Ainmüller und Hämmert gemalt
ist, besteht aus mehreren in Blei gefaßten Tafeln, und bietet
in Ansehung der Behandlungsweise mehrcres Neue dar.
So ist z. B. die Landschaft auf ein Glas gemalt, welches
auf der einen Seite himmelblau gefärbt ist; <,[[<.;„ man
hat von den, Blau nur so viel stehen lassen, als für die
Luft nöthig war, dasselbe aber von den übrigen Stellen
abgeschliffen mnd den Rest der Landschaft darauf gemalt
Das Gewand der Jungfrau und der durchwirkte Vorhang
hinter ihr sind mittelst Gläser gebildet, die auf jeden
Seite, aber mit verschiedenen Farben, gefärbt sind. Ju-
den, man mehr oder weniger von der einen Farbe weg-
nahm, so daß die andre rein hervortreten konnte, er-
langte man ein Farbenspiel, welches sich nie in gleicher
Reinheit mittelst Malerfarben hatte erreichen lassen. Die
fleischfarbnen Theilc" sind aus Scheiben geschnitten, die
, auf der einen Seite gefärbt sind, und der Pinsel hat
! nur hier und da etwas Schatte» oder Farbe hinzngefügt.

Um in Betreff der Gegenstände, von denen einer
weiter entfernt als der andre erscheinen muß, die Tau-
j schling zu vermehren, hat man mit Erfolg den einen auf
! die Vorderseite, den lindern auf die Rückseite des Glases
i gemalt; an dem kleinen offenen Fenster hinter Sanct
Lucas laßt sich die erstaunliche Wirkung dieses Mittels
wahrnehmen.

Das andre Gemälde, welches sich «ns einer cinzigcir
Tafel befindet, ist durchaus das Werk des Pinsels' Es
ist eine Copie der h. Jungfrau, welche Prof f-, ee für
di- im byzantinischen Styl erbaute Hofcapelle g'emalt' hat
Kenner bewundern an derselben die Schönheit der Farben
und die Reinheit, in welcher sie anfgetragen sind.

A,an hätte allerdings ein Sujet wählen können, bei
welchem sich die Effecte von Licht und Schattcn besser
hätten anbringen lassen; indeß hegte man wahrscheinlich
die Ueberzeugung, daß man an dieser Arbeit zur Genüge
würde wahrnehmen können, was sich auch in jener Be-
ziehung hatte leisten lassen.

Erlauben Sie mir nun, aus den vorstehend niitge-
theilten Angaben einige allgemeine Folgerungen abzuleiten.

Vergleicht man tue bisherigen Leistungen der Mün-
chener Anstalt mit denen andrer deutschen oder auch aus-
ländischen Ateliers, so läßt sich allerdings nicht leugnen,
daß auch die leztercn einen rühmlichen Eifer bewiesen
und sich des ehrenden Beifalls unpartheiischer Kenner
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