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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 20.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.3207#0133
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und ist auch, was dm Effekt betrifft, meiner Ansicht
nach, »ur eine beschränkte Anwendung davon zu machen.
Tic Name» der tüchtigsten französischen Künstler sind:
Porret, Lacoste, Cherricr, Lelvire, Breviere,
Laisnc, Guillaume, Lavoignat, Farardo und
der um diesen Kuustzweig in mehrfacher Hinsicht verdiente
Vicomte Leon de Labor de. Unter den Deutschen
müssen aufgeführt werden: Gubiz, Ungcr, Höfel,
Unzelmann, Bucmann, Lödel, Neuer; in Italien
D. Fabris in Florenz und C. Acquisti in Rom.

Es wird am zweckmäßigsten scvn, die Reihe topo-
graphischer Werke, welchen Holzschnitte zur Ausschmückung
dienen, nach den Ländern, in denen sie erschienen sind,
Zn ordnen, wenn auch englische Künstler bei französischen
und deutschen Büchern tbätig gewesen sind. Die Sha-
kespeare-Vignetten der Whittingham'schcn Ausgabe,
aus der Chiswickprcffe hervorgegaugen, welche längere
Zeit den Primat in Hinsicht dcr Behandlung des Formcn-
drucks behauptete, wurden schon genannt. Die Zeichnun-
gen dazu waren von Thurston. Thomas Scothard
zeichncte die vortrefflichen Vignetten zu Rogers Gedicht
„Itaiy,“ die nachmals auch auf Stahl übertragen wurden.
Ein paar Bände des Landscape-Annual (über Granada
i,„d Andalusien) enthalten vortreffliche kleine Veduten
und Sccncn. Ein sehr großer Gebrauch wurde von Holz-
schnitten gemacht in den populären Werken, welche die
jZoclely for tlie diffusion of useful Knowledge seit 1828
bei Charles Knighr in London herausgibt. Den bedeu-
tendsten Einfluß und eine beinahe fabelhafte Verbreitung
erreichte unter diesen Publikationen das Penny-Magazine,
welches 1832 im April begann, und in ganz Europa
Nachahmungen vcranlaßte. Die Holzschnitte in demselben
sind keineswegs immer vorzüglich und beinahe nie von
erster Klasse: aber die, jede andere Art dcr bildlichen
Darstellung übertreffende Zweckmäßigkeit des Formschnitts
für populäre Belehrung und Untcrhaliung stellte sich durch
diese Zeitschrift sonnenklar heraus. Von den übrigen,
unter der Aufsicht dieser Gescllschaft erscheinenden Werken
sind zu nennen: The Library of enteriaining Knowledge,
darin die Abtheilung: ti>c Menageries, mit sehr guten
naturwissenschaftlichen Abbildungen, die Abthcilung über
die Schätze des British Museum, von welcher die beiden
Bände übcr Pompeji gelungene Darstellungen zahlrei-
cher, in Pompeji und Herculanum gefundener Gegenstände,
die übcr die Elgin-Marbles scharfe und gute Umrisse der
Bildwerke von Athen und Phigalia, die über Egypten
verkleinerte Nachbildungen der Platten der besten großen
Kupfcrwerke bringen u. s. w. Einer großen Verbreitung
erfreut sich auch d,x Holzschnitten versehene Penny-
Cyclopedia, von der beinahe die Hälfte dcr Bände er-
schienen. Alle diese Werke sind durch ihren sehr mäßigen
Preis auf e it ungewöhnlich großes Publikum benchnct,

l und verdienen also in zwiefacher Hinsicht Beachtung. Von
ihnen gehe ich zu einigen Prachtwerken über — darunter
Gray's Elegy writieu in a country churchyard (1835),
mit einer großen Menge höchst zierlicher Vignetten; E.
W. Lane's neue Ucbersetzung der Mährchen 1001 Nacht
(bis jezt 9 Hefte), mit Holzschnitten von größter Schön-
heit, zum Thcil nach Zeichnungen von W. Harvc y; die
von Knight begonnene Ausgabe des Shakespeare (Picio-
rial Shakspeare), von welcher King John, Two Gcntle-
men of Verona und Borneo and Julict vor mir liegen,
so wie desselben Ausgabe der englischen Liturgie (Picto-
rial Book of Common prayer, bis jezt 12 Lieferungen).
Don den Scriplure lllustratious on sterl and wood
(London 1838 , Heft I — VIII) sind mir nur einzelne
Blätter bekannt, unter denen W. H. Powis' Ansicht
von Ninivch ein nicht leicht zu übertreffendcs Meister-
werk ist. Dasselbe ist der Fall mit S. Williams' Dar-
stellung des bronzenen Waschbeckens, in welcher außer-
ordentliche Kraft mit großer Schönheit und Reinheit der
Linien verbunden ist. Das Werk: Greeee, pictoriai,
descriptive and hislorical, verspricht nach den gelieferten
Proben etwas sehr WerthvollcS zu werden. Noch sind
zu nennen die allerliebsten Ansichten und Sccnen in
Murray's Eneyelopedia ofGeography (1931), die hübschen
Vignetten in den vielverbreitetcn Büchern: The young
Lady’s Book, die Boy's own book, die Girls’ own
book, the Book of science u. s. Ith, die in den Duvdez-
ausgaben altcnglischer Balladen, im 8olace of song (wo
unter andern eine meisterhafte Ansicht der Insel Elba,
von O. Smith), eine Menge komischer Zeichnungen von
G. Cruikshank u. v. A.

Die von Pariser Typographen zu Tage geforderten
Werke machen den englischen den Rang streitig, und
wenn einige unter ihnen den erster« in Hinsicht der
Sorgfältigkeit deS Drucks (dcr zum Theil durch die Güte
des Papiers bedingt ist) nachstehen, so übertrifft dafür
L. Curmcrs Ausgabe von Bcrnardin de St. Pier-
re's Paul et Virginie und Cliaiimiere Indienne alles
bisher Erschienene. Talentvolle französische Zeichner, Tony
Johannot, Franyais, Paul Hnet ». A., haben sich
hier mit den geschicktesten englischen Formschneidern ver-
einigt, und der Druck ist von A. Everat mit dcr äußer-
sten Sorgfalt behandelt worden. Sowohl die großen
! Vignetten wie die kleinern, in den Tcrt eingedruckten,
die Figuren wie das, hier eine große Otolle spielende
Landschaftliche sind gleich vortrefflich. Jndeß ist es gerade
hier, wo man nicht umhin kann, das Bestreben wahr-
zunehmen, bisweilen über die Grenze hinauszugehen,
welche für den Holzschnitt zu bestehen scheint. Jedenfalls
aber ist dies Buch ein Prachtstück in seiner Art. Leichter
behandelt, aber voll ergötzlicher Originalität und lebendi-
ger Charakteristik sind Gigvur's Vignetten zum Gil-VlaS
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