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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 20.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.3207#0254
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243

St. Lorenz» zu Rom mitarbeitete. Die häufig wieder-
kehrenden Namen derselben Familien zeigen, wie sehr
man berechtigt ist, überall in dieser an namhaften Künst-
lern armen Zeit auf dieselbe Schule zu schließen, und an
sie im dreizehnten Jahrhundert die Familie der Cosmatcn
anzureihen.

(Fortsetzung folgt.)

Vom, im Juni.

Ich habe schon einmal unter den lobenswürdigcn
Anstalten, die man zur Aufdeckung und Erhaltung alter
Monumente trifft, derOeffnuug der großen Arkadenreihe
erwähnt, welche nach dem Forum zu eine Vorhalle des
Tabulariums oder Archivs bildete, und von hier bisher
nur durch einzelne aus deni mittelalterlichen lieberbau
hervorragende Kapitelle und den dorischen Fries oberhalb
der hohe» Peperinmauer hinter den drei Säulen des
SaturnustempclS kenntlich war. Jener erwähnte Ver-
such, den man im Anfang dieses Jahrs bei Gelegenheit
einer Erweiterung der Kerker im Erdgeschoß deS Senato-
renpalastes unternahm, erstreckte sich zunächst nur auf die
Bloßlegung eines einzigen Vogens dieser prächtige» Halle,
und nach den jetzigen Arbeiten zu urtheilen, scheint wenig
Hoffnung auf einen raschen Fortgang dieses für die Ver-
schönerung des Forums und die würdige Erhaltung eines
der wenigen republikanischen Denkmäler des alten Rom
so cksprießlichen Unternehmens. Jndeffen war auch die
Ausräumung des einen Vogens, welcher den Maßstab
für alle übrigen gibt, für die römische Kunstgeschichte von
vielem Wcrlh. Der der hiesigen Akademie von einem
ihrer Mitglieder, Herrn Azzurri, über die Ausgrabung
vorgelegtc kurze Bericht, mit beigefügtem architektonischem
Aufriß (l)e->vrl-ilo„o dclla arcaia Dorica de»' antico Ta-

lmlario Romano nuovameiKe scopcrto. Roma 1839), stzt
mich in Stand, der früher» allgemeinen Miltheilung fol-
gende Details zuzusügcn.

Die Weite deS Durchgangs beträgt l5 Palm, io
Unzen, Z Minuten, die Höhe 52 Palm, 2 Unzen/ i'k
Minute. Von dieser Höhe kommen 251.\ Palm auf die
den überwölbenden Dogen tragenden Pfeiler mit einem
einfachen gesimsartigen Kapitell aus Travertin von iH,
Palm Höhe. Der Bogen selbst, ein vollkommener Halb-
kreis, besteht aus 1Z Keilen von Albaner- oder Gabiner-
E tein.

An die äußere Wand zwischen den einzelnen Durch-
gängen lehnen sich dorische Halbsäulen an. Von diesen
Halbsäulen hat der untere Durchmesser 5 Palm. 5 Unzen,
der obere 1 Palm, 6 Unzen, 2 Minuten, so daß die Ver-
ringerung etwa kill Siebentel des untern Durchmessers

beträgt. Doch tritt die allmähligc Verringerung erst in
der Höhe von 15 Palm 2 Unzen ein. Der ganze untere
Theil des Säulenschafts stellt einen Halbcylinder dar,
der nicht wie die obere Säule canellirt, sondern nur fa-
zettirt, d. h. eckig geschnitten ist, und ein Halbpvlygon
von 15 Seiten bildet. Entsprechend ist die Anzahl der
Kanellürcn an dem ober», 21 Palm ll'/a Unzen hohen
Rest der Säule. Sie schließen scharf unter dem Kapitell,
welches aus einem schmalen Hals, dem sehr gequetschten,
unterhalb mit einem Leistchen versehenen Echiuus und dem
viereckigen Plinthns besteht. Die Höhe des Kapitells l'/s
Palm; das Material, wie das der genannten Pfeiler-
kapitclle, Travertin.

Vierzehn ganz glcichbrcite Steine bilden die Höhe des
Säulenschafts. Dieselbe Eintheilung sezt sich an den Flü-
geln, den Pfeilern der Durchgangebögcn fort und trifft
oberhalb genau auf die Fugen der den Bogen bildenden
Keile. Von Mittelpunkt zu Mittelpunkt des Durchmes-
sers der .yalbsäulen sind 26 Palm, 4 Unzen, 2'/, Minuten.

Von dem Gebälk, das die Halbsäulen stüzten, er-
hielten sich nur der Architrav und die Leisten mit den
Tropfen, welch lcztere, von Mittelpunkt zu Mittel-
punkt der Säule gerechnet, zwischen je zweien ans eine
Zahl von fünf Triglyphen und fünf Metopen im ober»
Tlicil des Frieses schließen lassen. Von diesen ist
jedcch nichts sichtbar, so wenig, als unter der auf
dem Archikravc ruhenden Mauer des Senatorpalastes
sichere Spuren von einem ober» Stock des Tabulariums
zum Vorschein gekommen. Die übereinstimmende Mei-
nung der Archäologen nimmt ein solches an; auch der
Verfasser jener Schrift neigt sich dazu, ohne jedoch einer
Anzahl sehr einfacher, im Styl der Republik gearbeiteter
korinthischer Kapitelle von Travertin zu erwähnen, die
unter de» Ruinen des Forums liegen, und nicht unwahr-
scheinlich einem ober» herabgestürzten Portikus angchört
haben könnten.

Verwandt im Styl der dorischen Architektur ist un-
sermMonumente derHerkulestempel vonCori. DieSäulen
dieses Tempels, von porösem Travertin, messen sieben
Durchmesser in der Höhe (ohne Basis und Kapitell).
Ihr unterer Durchmesser beträgt 2 Palm 7 Unzen, ihr
oberer 2 Palm. Sie sind ebenfalls nur oben kanellirt,

: jhr unterer Theil pvlygon geschnitten. Der Styl der
Inschrift sowohl, die man in diesem Tempel liest, als
j der Charakter des ganzen Baus deuten auf die Aeit der
! Herstellung Cvris durch Sulla. In Sulla's Zeit fällt
cnich der Bau des Tabulariums. Wir haben in beiden
Monumenten Denkmäler des in Rom nicht allein cinge-
führten, sondern auch kunstverständig angewandten grie-
chischen Geschmacks. W. Abckon.
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W. Abeken: Rom, im Juni
 
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