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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 20.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.3207#0434
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419

Männer ein. Ringsum sind vier auf die Jagd der Vöge!
und vierfüßigcn Thiere bezügliche Darstellungen.

Wir haben so den Uebcrblick der Bildwerke eines
Volkes beendigt, welches mit Bergen und Wüsten und
einem beinahe bnchtlosen Meere verschanzet ist, als habe
das Schicksal absichtlich es außer dem Zusammendrange
von Nationen setzen wollen, damit es allezeit ein Winkel-
volk aus der Erde bleibe. Absonderung, Behorchung und
Verhinderung jedes Fremden geht Hand in Hand mit
dem Stolze des nur mit sich selbst sich vergleichenden
Volkes. Wo das Auswärtige weder gekannt noch geliebt
wird, sind Verfassung, Künste und Religion gezwungen,
unabänderlich in ihrem kindischen Zustande zu beharren.
Wie die Natur der Chinesen platte Stirn, kleine Augen,
stumpfe Nase, große Ohren, dicke Bäuche und zerquetschte
Füße fortwährend ohne Abänderung erzeugt, bleibt auch
ihre Kunst allezeit in der Nachäffung einer so widerwär-
tigen Natur, mithin in steter Wiederholung des schon
Dagewesenen befangen. Jeder Trieb zur Verbesserung,
jeder geistige Fortgang wird in dieser Trümmer der Vor-
zeit so lauge fehlen, bis die amerikanischen Staaten der-
einst so erstarkt sich fühlen werden, um über das morsche
China ein Gericht zu verhängen, wie es von Europa aus
über die amerikanischen Eingebornen ergangen ist.

Itcne Kupferstiche.

Bilder und Randzcichnungen zu deutschen Dichtun-
gen, erfunden und radiri von Sondert and.
III. Heft. Düsseldorf bei Arnz u. Comp.

Vergleicht man die vorliegenden Blätter mit denen
der ersten beiden Hefte, selbst mit den Radirungen der
„Lieder und Bilder," welche R. Rcinick gesammelt und
hcrausgegcbcn, so ist eine erfreuliche Fortbildung dieses
Knnstzweiges unverkennbar.

Die verschiedenen Momente der Darstellungen sind
klar und charakteristisch, die Hauptbilder bedeutender als
früher, die Figuren alle bestimmt und sicher gezeichnet
und die ans Zweigwerk, Blumen und Blattern gebil-
deten Einfassungen immer geschmackvoll, oft schön und
genial gebaut und verschlungen.

Das erste Bild ist nach dem Gedicht von Freiligrath
„Blumenrache," das zweite nach Jmmcrmann's „Zauberer
Dirgilius," das dritte nach Chamiffo's „klagender Nonne"
und das vierte nach Voß's Gedicht „der Freier" gebildet,
und auch die technische Ausführung vorzüglich. Ein ele-
ganter Abdruck der Gedichte liegt jedem Hefte bei.

L.

Demcrluingen.

Bei den Werken der besten Landschafter, wenn wir
von der Betrachtung der wirklichen Natur zu ihnen
kommen, kann uns ansfallen, wie sparsam sie mit dem
Mannichfaltigen und Ausgedehnten verfuhren, wie haus-
hälterisch sie mit dem Räumlichen waren und doch einen
Schein des Reichthums, der Fülle hervorzubringcn wuß-
ten. Wir finden oft in der Wirklichkeit des Malerischen
noch lange nicht genug, und wenn wir ein verwandtes
älteres Bild betrachten, so ist lange nicht so viel darauf.

Es erinnert uns dies an den Inhalt der historischen
Stoffe, die für den Novellisten und Dramatiker doch viel
zu reich und ausgedehnt sind.

Jungen Künstlern wird des Guten hier nie genug.

Nachrichten vom November.

Pauwerke.

Criit;, 2. November. Der unternehmende Baumeister
Withalm hat hier das sogenannte Kolosseum vollendet,
dessen Grundfläche >ovn Quadraltlaftcr mißt. In der Mitte
desselben erhebt sich der Pantheon, ein Rondeau von 15
Klaftern Höhe, das ringsum von Säulen, worunter ein r5
Klafter langer Konzertsaal, umgeben ist. Für Kunstreiter
und ähnliche Schaubclustiguuge» ist gesorgt; auch kann der
Bode» des Rondeaus bis zum ersten Stockwerk in die Höhe
gewunden werden, um eine» Tanzsaal zu bilden, mit dem
die Säle kommunizirc». Der Unternehmer hat mit der Bür-
gerschaft einen Kontrakt wegen Einquartierung von Militär
in dem Lokale, das snoo Mann faßt, geschloffen, welcher
ihm bereits 7000 fl. jährlich sichert.

Itorlsruhc, 17. November. Der Wiederaufbau der Herr»
v. Bcrckholz gehörenden alten Ritterburg Ortcnbcrg bei
Offenburg im alten Geschmackc ist in diesem Sommer weit
vorgeschritten, und verspricht ein prachtvolles Ganze. Mehrere
Nebengebäude und der sogenannte Schimmelthurm sind ganz
vollendet, und das Hauptgebäude ist unter Dach. Die Leitung
des Baues ist dem Architekten Schneider übertragen.

Wiesbaden, 21. November. Der berühmte Bildhauer
Schwanthaler ist aus München in Wiesbaden angckom-
men, um die von ihm für daS neue Schloß verfertigte»
Bildhaucrwcrke in demselben aufzustcllc». Das Schloß,
welches ganz aus Backsteinen erbaut ist, wird im Innern
prachtvoll auSgestattct, aber erst im nächsten Herbst voll-
endet sehn.

slcrlin, i. November. Das Nikolaus - Bürgcrbospital
steht nun fertig da. Prof. Wich man» schmückte das Fronti-
spiz unentgeltlich mit einem großen Basrelief, darstellend
„die Stadt Berlin, den würdige» Bürger im hohe» Alter
schüycnd," und der Hofmaler Kerste» malte de» Saal
gratis. Von vielen Menschenfreunden wurde» andere Ma-
| terialicn und Fabrikate beigesteuert.
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