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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 20.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.3207#0435
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fjalbfrfiaM. Die Wiederherstellung der ioo5 erbauten
Siebfrauenkirche ist mit dem Wegreißcn des nordöstlichen
Thurms bereits begonnen. Er wirb demnächst neu aus-
gefiitirt und die Höchst interessante Kirche wieder znm gottes-
dienstlichen Gebrauche eingerichtet werden.

Wismar. Die zur Erbauung des hiesigen Schauspiel-
hauses erbffnete Konkurrenz ist insofern erfolglos gewesen,
als das betreffende Cömite erklärt hat, daß keiner der cin-
gcsandten Plane seinen Anforderungen vollständig entspreche.
Doch hat sich das Comite bewogen gesehen, dem Baumeister
Strack in Berlin für seine, zu diesem Behuf« gearbeiteten
Entwürfe einen besonder» Preis zuzuerkennen.

toudon, 25. Oktober. Für das neue Börsengcbäude sind
der Regierung nicht weniger als 5 8 Baurisse eingeschickt
worben, von denen drei die ausgesezten Preise von 3oo,
200 und ioo Pfd. Strl. zuerkannt wurden. Den ersten,
nach welchem nun der Bau begonnen werden soll, erhielt
Hr. W. Grcllicr; den zweiten Herr Alexis de CHa-
ie auneuf aus Hamburg.

l'i. November. Der Herzog von Süsser hat am 12. d.
de» Grundstein des Athenäums in Sunderland gelegt.

Flstusccn l»>- Sammlungen.

lvien. Unter den öffentlichen Sammlungen, welche mit
der der österreichischen Regierung eigenen Liberalität der
Benutzung des Publikums eben so gut, wie die übrige»
Kuustschätze der Kaiserstadt offen stehen, hat das Anliken-
kabinct in der ncuestcn Zeit (seit 1831) vielleicht die meisten
und zweckmäßigsten Reformen erfahren. Es »st nämlich seit
dieser Zeit, wo die Sammlung dem geistreichen und thätigcn
Hvfbibliothekspräsekten Grafen M. v.Dictrichstciu mit über-
geben wurde, gänzlich neu geordnet, und diese Ordnung auf
eine, für das Lokal so zweckmäßige und dem Publikum so
zusagende Weise getroffen worden, daß sic wohl Erwähnung
verdient. Die Aufstellung der größeren Antiken in dem k. k.
Kabinct in der Burg (dem k. Schlosse) hatte nicht allein das
Unbequeme, daß die einzelnen Stücke in einem kleinen Raume
sehr gedrängt zusammen standen, sondern auch, daß ihr Ge-
wicht den Fußboden des nicht gewölbten Zimmers zu sehr
belästigte, und dem Gebäude dadurch Gefahr drohte. Sie
sind daher sämintlich aus der k. Burg nach dem sogenannten
unteren Belvedere gebracht worden, wo sie, mit der bcrahin-
ten Ambraser Sammlung und Rafaeli's großem Mosaikbilde
nach Leonardo da Vinci's Abcndmahlc, die Sehenswürdigkeiten
dieses Theils des Belvedere bilden." Durch diese Einrichtung
hat man nun einen bedeutenden Raum zur bcqncineru Auf-
stelluiig der trefflichen Lambcrgsche» Vasensammlung gcwon- i
tun, welche in dem, von den größer» Antiken eingenommen j
gewesenen Saale, ans einer großen Mitteltafel und mehrere» !
an de» Wänden ringsumher angebrachten Tafeln, allerdings l
immer noch sehr gedrängt ausgestellt ist. Die Beschreibung i
dieser Vasen, welche der Graf von Labordc in Paris in den !
Jahren 1815 bis 1821 in zwei Foliobänden herausgegebcn,
umfaßt kaum die Hälfte dieser kostbaren Sammlung; säinmt-
liche Vasen sind indeß bereits von dein talentvollen P. Fendi

* Im ober» Belvedere i't, wie wir früher erwähnt haben, die
Bildergalerie aufgestell».

gezeichnet, und es bedarf nur der Herausgabe dieser Zeich-
nungen mit dem dazu gehörigen erläuternden Text, um eine
vollständige Uebersicht der Sammlung zu erhalten. In dem-
selben Zimmer befindet sich auch in einem anstoßenden offenen
Kabinet, zu dem inan auf einigen Stufen hinaufsteigt, die
ausgesuchte Bibliothek des k. k. Antikenkabincts. - Das Ein-
gangszimmcr enthält jezt die sännnllichen Bronzen gegen
2000 Stück, wobei man jedoch die Cinquecentisten von den
Antiken abgesondert hat. In dem ersten Saale zur Linken
sind die modernen Medaillen und Münzen, in dem nächstfol-
genden die antiken in verschlossene» Schränken aufbewahrt,
jede Abtheilung besonders, so daß die Custoden derselben in
ihren Zimmern ungestört an der Ordnung ihrer Sammlungen
arbeiten und sie beständig, abgesondert, unter ihren Augen
haben können. Das lcztcrc größere, ungemein freundliche
Zimnlcr enthält die kostbare Sanimlung der geschnittenen
»Steine, so wie Anticaglic» aus edlen Metallen u. s. w. —
Diese lcztere Sammlung hat unter der Leitung des verdienst-
volle» I. Arneth, dessen neuestes Werk über die SamnillUig
der k. k. Münzstempel und seine gelehrte Abhandlung über
das Taubenorakcl von Dodona, bei Gelegenheit einer antiken
Erzmünze der Epiroten in der Sammlung des Stiftes St.
Florian, Wien, lslo, 4., unsere» Lesern wohl nicht unbc-
kanut scyn werden, eine ganz neue Gestalt erhalten. Statt
der früheren »nbequcinen Aufstellung dieser Gegenstände in
einzelnen, frei stehenden Tischen, bei denen, durch das Hcrab-
bücken auf die Gegenstände, oft die Verglasung eingedrückt,
oder irgend ei» anderer Schade angcrichtct wurde, sind jezt
die sämmtliche» bedeutenderen Gcmuicn lind Eaniee» in
Schränken ausgestellt, welche an den Wänden angebracht sind,
aber nach dem Lichte hin frei bewegt werden, und so auf
jede beliebige Art zur bequemen Anschauung gebracht werden
können. Dabei hat man die Anstalt getroffen, daß die Rück-
wände der Schränke, mir dunkelfarbigem Sammet bekleidet
sind, auf denen sich die Gegenstände desto besser ausnehmcn.
— Alle diese Schränke sind zum Ocffncn eingerichtet, so daß
für Kunstverständige auch einzelne Gegenstände zur nähern
Ansicht gelangen können. — Der große Achat, ei» Hauptstück
der Sammlung, die antiken Halsketten, die in der Bukowina
in neuerer Zeit ausgegrabenen, herrlichen, mit erhabener
Arbeit verzierte» Silbergefäße, die ähnlichen aus Aquileja
u. s. w, sind in mehreren zierlichen Wandsclckänkcn, dem Fen-
ster gegenüber, aufgestellt, so daß man.- . sehr bequem be-
trachten kann. — Sehr wünschenswcrtl, .wäre cs, daß Arneth
sein Verzcichniß dieser Gegenstände, das er jezt vollendet hat,
bald durch de» Druck bekannt machte. Die Platten dazu,
gegen so theils größere, theils kleinere, welche in radirten
Umrissen die Abbildungen der bedeutendsten Gemmen, Cainecn
und Gefäße >,. s. w. enthalten, sind theils von Fendi, theils
von Schindler gezeichnet und gestochen, und die von dem
erster» herrührenden, mitunter schon seit 1827 fertig. Schind-
ler, der eben so gilt mit der Nadirnabel umzugehen weiß, als
er ein geschickter Zeichner ist, arbeitet gegenwärtig, unter
Arneth's Augen, in» Kabinette, an den lezten Platten, die
mit großer Sauberkeit ausgeführt sind. Die ausführlichere
Beschreibung dürfte ein größeres antiquarisches Werk bilden,
und für die größere Zahl der Besucher der Hauptstadt theils
z» kostspielig, theils zu weitläuftig seyn. Hoffentlich wird
daher Arneth zu gleicher Zeit auch eine gedrängte Beschrei-
bung des KabinctS herauSgcben, deren Preis den der übrigen
Beschreibung der k. k. Kunstsanimlungcn nicht überschreiten wird.

Verantwortlicher Redakteur: von Schorn.
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