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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 22.1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.3203#0311
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299

Wohl wären wir versucht, über jenen Gegenstand der
sogenannten eigenthümlichen Auffassung noch Einiges
hinznznfügen, wenn die hier in Frage stehende Anzeige
unserer Reisebemerkungen nicht damit eine Schmähschrift
in Verbindung gebracht hätte, welche wir nur mit dem
Worte des Dvctvr Faust abfertigen können: „Man
glaubt man hört einen ganzen Chor von hunderttausend
Narren sprechen." Jede weitere Erörterung im obigen
Sinne würde uns aber der Gefahr aussetzen, uns den
Anschein zu geben, als wollten wir verächtlichen Unsinn
widerlegen, was zu sehr gegen das Gefühl billiger
Selbstachtung strebt.

(Fortsetzung folgt.)

Sir Pavi- TU i l k i e.

(Schluß.)

Im November des Jahrs 1809 wurde Wilkie zum
Associs der königl. Akademie in London, im Jahr 1811
zu deren Ehrenmitglied erwählt. In demselben Jahre
wurde er zum Ritter ernannt, und stellte „die Kinder
auf der Rattenjagd," den „Jagdhütcr" und „die komi-
sche Scene" ans; dann im Jahr 1812 „dieKirchweihe,"
welche für 900 Guineen vom Herrn Angrrstein gekauft
wurde.

Diesen Bildern folgten: „die blinde Kuh" (1812);
„Duncan Grey," „die Beschlagnahme" (1815); „das
Kaninchen auf der Mauer" (1816); „das Frühstück"
(1817); „der kleine Bote," „Walter Scott's Familie"
(1818); „die Pfennig-Hochzeit" (1819); „die Vorlesung
des Testaments" (1820); „Errathet wer," „die Reuig-
keitskrämer" (1821); „ die Invaliden von Chelsea, welche
die Zeitung von der Schlacht von Waterloo lesen" (1822);
„der Büttel des Kirchspiels" (1823); „ die Schmuggler,"
„die Toilette in der Hütte" (1824); „die Gebirgs-
samilie" (1825). Das Bild für die Ausstellung des
Jahrs 1822 hatte Sir David für den Herzog von Wel-
lington componirt, und erhielt 1200 Guineen dafür,
welches der höchste Preis war, den er bis dahin für ein
einzelnes Bild erhalten hatte.

Die Ausstellungen der Jahre 1826, 1827 und 1828
enthielten kein Bild von Wilkie, da er in diesen Jahren
Rom und Madrid besuchte. Zum großen Erstaunen
Aller, welche ihn den englischen Teniers genannt hatten,
erwies er sich auch als einen Künstler anderer Art in
seiner „spanischen Posada," seinem „Mädchen von Sa-
ragossa," und in dem „ Abschied " und der „Wiederkehr der
Guerilla." Diese vier Bilder wurden, noch ehe sie been-
digt waren, von Georg iv. angekauft. Wie überall, so

geht auch in England die Bewunderung ihren gewohnten
Weg, und es fehlte nicht an Kritikern, die cs dem
Künstler nicht erlauben wollten, seine erste Manier zu
verlassen. — Sic hätten eben so gerne Walter Scott
gezwungen, seine Romane in Versen zu schreiben, weil
er die sechs ersten so geschrieben hatte. Einige Kritiker
waren gerechter und gestanden, daß die spanischen Ge-
mälde Sir David's, wenn sie auch uicht dieselbe Origi-
nalität wie seine früheren Bilder hätten, doch in einer
andern Art sehr merkwürdig seyen.

Der König Georg wollte sich von Wilkie malen lassen,
und ernannte ihn an die Stelle des Sir Thomas Lawrence
zu seinem ersten Hofmaler. Die Porträrmalerei, der er
sich damals mehr widmete, nahm ihn jedoch nicht gänzlich
in Anspruch, obgleich sie ihm viele Ehrenbezeigungen
verschaffte. Die „Predigt des John Knor," die er im
Jahr 1832 ausstellte, erhielt großen Beifall und wurde
von Sir Robert Peel für 1500 Guineen gekauft. Im
Jahr 1833 malte er die „Beichte eines jungen Mönchs,"
im Geschmack der Kapuziner von Granet; 1834 „der
Herr ist ausgegangcn;" „die spanische Mutter mit ihrem
Kinde;" 1835 seinen „Christoph Columbus;" 1836
das „ P.eep - O’day-Boy’s Cabin;“ 1837 „ die Flucht der
Marie Stuart aus dem Schlosse Lochleven," „den
Samstag Abend des Taglöhners," „die Kaiserin Jo-
sephine und die Wahrsagerin;" 1838 „den ersten Staats-
rath der Königin Victoria;" 1839 „Sir David Baird,
als er den Leichnam Tippo-Saibs wiederfindet" und
„das Tischgebet;" 1840 „Benvennto Cellini und der
Papst," und „eine irländische Destilliranstalt." Unter
seinen zurückgelassenen Entwürfen findet sich „Nelson,
der einen Brief siegelt," und „John Knor, wie er das
Abendmahl reicht."

Sir David war besonders in seiner ersten Manier
der Maler der schottischen Nationalsitten, und der Walter
Scott der Malerei zu nennen; die Natur allein, und
nicht die Nachahmung, hat ihn zum Schöpfer einer
anglv-flamändischcn Schule gemacht. Er war eben so
dramatisch wie Hogarth, aber ernster und im Komischen
ruhiger als Jener; er hatte vielleicht weniger Humor
und witzige Einfälle, aber dafür besaß er mehr Geschmack
und verfiel nie in die Ucbertrcibungen, die zum Gro-
tesken und zur Caricatur führen.

Tlnchrichtcn vom Juli.

Persönliches.

Hannover, 12. Juli. Der König von Preußen hat dem
hiesigen Oberhofbaurath Laves, als Erfinder eines neuen
Register
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