51.
N S t
rt t t
Dienstag, den 27. Juni 1^43.
Knnstnachrichtcn ans Nom.
(Fortsetzung.)
Besonderes Lob verdient ein Bild, welches die schöne
Gruppe des Parnaffus zeigt, mit ihren mächtigen For-
men emporragend aus der waldigen Ebene, in der war-
men aber ruhigen Beleuchtung des Südens. Auf einem
andern Bilde sieht man die anmuthige Küste von Trö-
zene mit ihren Gebirgsstrcifen, im Vordergrund Palmen
mit einem jener malerischen Marmorbrunnen, wie der
im Orient Reisende sie an vielen Orten mit doppelter
Freude findet, und wie sie zur Zeit der türkischen Herr-
schaft in großer Zahl in Hellas und dem Peloponnes ge-
baut worden sind. Unter den Skizzen dieses Künstlers
ist vor allem eins große Ansicht der Ebene Sparta's und
des majestätischen Gebirges zu bemerken. — M. Witt-
wer hat die Ebene von Troja gemalt und die sogenann-
ten süßen Gewässer auf dem asiatischen Ufer des Bos-
porus, nicht ferne von Constantinopel. Das erstere Bild
hat vorzüglich das Verdienst der Treue; dem andern
geben die zahlreichen Gruppen von Türken, Armeniern,
Griechen und Europäern, die sich unter dem Schatten
der riesigen Platanen bewegen, wo eine Quelle sprudelt,
Buden aufgeschlagen sind, vergoldete von Ochsen gezo-
gene Wagen (Arabas) stehen, Almen tanzen, Bewegung
und Leben. Die Ausführung des landschaftlichen Theils
ist etwas hart und trocken, und man vermißt die Natur
des Südens. — Eines der besten Bilder der ganzen
Ausstellung an Porta del Popolo war ein Eichenwald bei
herannahendem Abend, von A. Brom eis aus Cassel.
Die Bäume sind mit der größten Wahrheit und dem
treuesten Studium des Details gemalt, und der Ge-
sammteindruck ist ein höchst erfreulicher. Man findet sich
in einer ächten Waldeinsamkeit;'gewaltige Baumgruppen
auf der einen Seite, mit ihren hundertjährigen Stäm-
men, ihren mächtigen Aesten, ihrem tiefen Schatten,
vorne sumpfendes Wasser, aus dem Pflanzen hervor-
wachsen, von abgefallenem Laub und Holz, von Gras
und Waldblumen umgeben, dahinter die Aussicht auf
eine Ebene, wo aus einer fernen Hütte Rauch empor-
steigt, während der Horizont noch geröthet ist von der
untergesunkenen Sonne. Lange habe ich kein Bild ge-
sehen, welches in seiner ganzen Auffassung ein inniges
Verständnis' der Natur und eine ruhige, sinnende Stim-
mung in so vollendeter Weise ausspräche. — E. W. Pose
aus Düsseldorf lieferte eine Ansicht des Tiberthals und
der letzten Berge der Sabina, von der Nähe von Ci-
vita Castellana ans gesehen, worin besonders der Mittel-
und Hintergrund zu loben ist, wozu freilich der Vorder-
grund mit seinem mehr nordischen Charakter nicht völlig
stimmt. — W. Ahlborn hat die am Boden liegende
Taffo's-Eiche gemalt; im Vordergründe sind die Trüm-
mer deS zerschmetterten Baumes von dem niedern Hügel
herabgestürzt, am Boden liegend; eine Cppressengruppe
bezeichnet die Spitze der Höhe, zu welcher hinan die
Stufen des theaterähnlichen Baues führen, wo S. Fi-
lippo Neri zu predigen pflegte, und wo auch jetzt noch
geistliche Vorträge gehalten werden; in der Ferne sieht
man die Kirche S. Pietro in Montorio und die große
Fontäne Paul V, deren gewaltige Wasscrmasse den Ja-
niculus hinab der Ebene von Trastevere zuströmt. Es
ist ein interessantes Bild, wenn auch Manchen der Ge-
genstand desselben seltsam scheinen möchte. — I. R a n ch,
ein Schweizer, der längere Zeit in Rußland und in Ita-
lien war, har theils nördliche, theils südliche Gegenden
gemalt, mehrere mit Thiergruppen, worin er ausge-
zeichnet ist. In den Charakter des Landschaftlichen scheint
sich etwas Conventionelles eingeschlichen zn haben, und
die Bilder machen, so schön auch Einzelnes ist, eine
etwas unruhige Wirkung, die von dem Mangel an gro-
ßen Massen und von der übermäßigen Pertheilung der
Lichter herrühren dürfte. Immer aber ist in der Land-
schaft aus der Nähe von Terracina, in der Sorrentiner
Gegend, in der Ansicht des Stanbbachs u. s. w. viel
Verdienst und eine sehr gewandte Führung des Pinsels.
- Noch bleiben die Aguarellbilder zu erwähnen, und in
N S t
rt t t
Dienstag, den 27. Juni 1^43.
Knnstnachrichtcn ans Nom.
(Fortsetzung.)
Besonderes Lob verdient ein Bild, welches die schöne
Gruppe des Parnaffus zeigt, mit ihren mächtigen For-
men emporragend aus der waldigen Ebene, in der war-
men aber ruhigen Beleuchtung des Südens. Auf einem
andern Bilde sieht man die anmuthige Küste von Trö-
zene mit ihren Gebirgsstrcifen, im Vordergrund Palmen
mit einem jener malerischen Marmorbrunnen, wie der
im Orient Reisende sie an vielen Orten mit doppelter
Freude findet, und wie sie zur Zeit der türkischen Herr-
schaft in großer Zahl in Hellas und dem Peloponnes ge-
baut worden sind. Unter den Skizzen dieses Künstlers
ist vor allem eins große Ansicht der Ebene Sparta's und
des majestätischen Gebirges zu bemerken. — M. Witt-
wer hat die Ebene von Troja gemalt und die sogenann-
ten süßen Gewässer auf dem asiatischen Ufer des Bos-
porus, nicht ferne von Constantinopel. Das erstere Bild
hat vorzüglich das Verdienst der Treue; dem andern
geben die zahlreichen Gruppen von Türken, Armeniern,
Griechen und Europäern, die sich unter dem Schatten
der riesigen Platanen bewegen, wo eine Quelle sprudelt,
Buden aufgeschlagen sind, vergoldete von Ochsen gezo-
gene Wagen (Arabas) stehen, Almen tanzen, Bewegung
und Leben. Die Ausführung des landschaftlichen Theils
ist etwas hart und trocken, und man vermißt die Natur
des Südens. — Eines der besten Bilder der ganzen
Ausstellung an Porta del Popolo war ein Eichenwald bei
herannahendem Abend, von A. Brom eis aus Cassel.
Die Bäume sind mit der größten Wahrheit und dem
treuesten Studium des Details gemalt, und der Ge-
sammteindruck ist ein höchst erfreulicher. Man findet sich
in einer ächten Waldeinsamkeit;'gewaltige Baumgruppen
auf der einen Seite, mit ihren hundertjährigen Stäm-
men, ihren mächtigen Aesten, ihrem tiefen Schatten,
vorne sumpfendes Wasser, aus dem Pflanzen hervor-
wachsen, von abgefallenem Laub und Holz, von Gras
und Waldblumen umgeben, dahinter die Aussicht auf
eine Ebene, wo aus einer fernen Hütte Rauch empor-
steigt, während der Horizont noch geröthet ist von der
untergesunkenen Sonne. Lange habe ich kein Bild ge-
sehen, welches in seiner ganzen Auffassung ein inniges
Verständnis' der Natur und eine ruhige, sinnende Stim-
mung in so vollendeter Weise ausspräche. — E. W. Pose
aus Düsseldorf lieferte eine Ansicht des Tiberthals und
der letzten Berge der Sabina, von der Nähe von Ci-
vita Castellana ans gesehen, worin besonders der Mittel-
und Hintergrund zu loben ist, wozu freilich der Vorder-
grund mit seinem mehr nordischen Charakter nicht völlig
stimmt. — W. Ahlborn hat die am Boden liegende
Taffo's-Eiche gemalt; im Vordergründe sind die Trüm-
mer deS zerschmetterten Baumes von dem niedern Hügel
herabgestürzt, am Boden liegend; eine Cppressengruppe
bezeichnet die Spitze der Höhe, zu welcher hinan die
Stufen des theaterähnlichen Baues führen, wo S. Fi-
lippo Neri zu predigen pflegte, und wo auch jetzt noch
geistliche Vorträge gehalten werden; in der Ferne sieht
man die Kirche S. Pietro in Montorio und die große
Fontäne Paul V, deren gewaltige Wasscrmasse den Ja-
niculus hinab der Ebene von Trastevere zuströmt. Es
ist ein interessantes Bild, wenn auch Manchen der Ge-
genstand desselben seltsam scheinen möchte. — I. R a n ch,
ein Schweizer, der längere Zeit in Rußland und in Ita-
lien war, har theils nördliche, theils südliche Gegenden
gemalt, mehrere mit Thiergruppen, worin er ausge-
zeichnet ist. In den Charakter des Landschaftlichen scheint
sich etwas Conventionelles eingeschlichen zn haben, und
die Bilder machen, so schön auch Einzelnes ist, eine
etwas unruhige Wirkung, die von dem Mangel an gro-
ßen Massen und von der übermäßigen Pertheilung der
Lichter herrühren dürfte. Immer aber ist in der Land-
schaft aus der Nähe von Terracina, in der Sorrentiner
Gegend, in der Ansicht des Stanbbachs u. s. w. viel
Verdienst und eine sehr gewandte Führung des Pinsels.
- Noch bleiben die Aguarellbilder zu erwähnen, und in