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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Vom Christmarkt
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bestinimten Momentdes Drama's vergegenwärtigen sollen,
fiihlen wir uns nicht durchweg angesprochen, doch sind
sie erfreulich durch draniatisches Leben, zwanglose Be-
wegung, wohlthuenden Fluß der Linien und originale
Auffassung. Die markige Hervorhebung der Haupt-
formen, die virtuose Zeichnung der Nmrisse verräth überall
den Freskomaler, dem wohl der enge Raum, über den
er ;u verfügen hatte, nicht gerade allzu bequem sein mochte,
um sich iu der vollen Kraft seines künstlerischen Vermögens
zu zeigen. Als Proben der Holzschnitte zu Faust, die wie
auch die übrigen aus der Anstalt von Brend'amour in
Düsseldorf hervorgegan-
gen sind, geben wir
zwei kleine Vignetten, die
„Brunnenscene" und (am
Schluß dieses Berichtes)

„die Walpurgisnacht".

Es verdient volle
Anerkennung, daß von
Seiten der Grote'schen
Verlagshandlung bewähr-
te künstlerische Kräfte da-
zu ausersehen wurden,
ihren billigen und dabei
durch saubcren Druck und
gutes Papier ausgezeich-
neten Ausgaben der Mei-
sterwcrkc unserer Klassiker
einen Schmuck von dau-
erndem Werthe zu ver-
leihen. Durch Gewöh-
nung an das Gute und
Beste wird auch das kau-
fende Publikum bald da-
hin gebracht, streugercS
Gericht über den Werth
der bisher nur mit gerin-
ger Achtung angesehenen
Holzschnittillustrationen
zu halten, und sich von
der gewöhnlichen Fabrikwaare dieser Art abzuwenden.

Ein Unternehmen derselben Verlagshandlung die
Illustrationen Hiddemann's zu Reuter's „Ut mine
Stromtid" hat vor Kurzem seinen Abschluß gefunden.
Im Allgemeinen ist bei diesen Blättern der Tadel zu er-
heben, daß der Technik des Holzschnitts zu viel zugemuthet
wurde. Die Zeichnungen sind zu sehr in's Detail und
auf malerischen Effekt gearbeitet, und ein Vergleich der
Holzschnitte mit Photographien nach des Künstlers Ori-
ginaleu läßt crkennen, wie viel oft von den feineren Zügen
verlorcn ging. Jn der Charakteristik der Reuter'schen
Figuren ist der Künstler nicht immer glücklich gewesen,
und die Mecklenburger mögen auch wohl nicht ganz Un-

recht haben, wenn sie ihre Art in den Zeichnungen nicht
wiederkennen wollen. Dennoch ist der Mehrzahl der
Blätter das Verdienst lebendiger Schilderung und origi-
neller hunwristischer Auffassung nicht abzusprechen. Das
Mißliche seiner Aufgabe, der oft bis in's Kleinste detaillirten
Erzählung und Schilderung des Dichters gerecht zu
werden und dabei den Anforderungen bildlicher, nur auf
einen Moment koncentrirter Darstellung Genüge zu
leisteu, wird der Künstler gewiß am schwersten empfunden
haben. Der genaue Anschluß an den Text legt der
Phantasie ein unbequemes Joch auf, und der selbständige

Werth der Jllustration
pflegt um so geringer zu
sein, je weniger sie ohne
Kommentar genießbar ist.

Von sonstigen Holz-
schnittwerken erwähnen
wir noch des nun voll-
ständig gewordenen „Jl-
lustrirten Katalogs der
Weltausstellung" (F. A
Brockhaus), von desscn
Werth und Bedeutung in
diesen Blättern schon
mehrfach die Rede war,
sodann derPrachtausgabe
von Gregovorius'
Schilderung der Jnsel
Capri, welche, aus den
„Wanderjahren in Jta-
lien" wieder abgedruckt
durch die theils in den
Text, theils auf große
Quartblätter gedruckten
Holzschnitte nach Zeich-
nungen von Linde-
mann Frommel zu ci-
nem Pracht-Album (Leip-
zig, A. Dürr) herange-
wachsen ist, welches in
dem Beschauer unwillkürlich die Sehnsucht nach jencm
von der Natur mit landschaftlichen Reizen sto überreich
ausgestatteten Eilande weckt.

Freunde religiöser Kunstschöpfungen machen wir noch
auf die in demselben Verlage erschienene neue Ausgabe
von Führich's Bethlemetischem Weg, sowie auf die
Deis'schen Nachbildungen von Dürer's kleiner
Passion (Eichstädt, Krüll) aufmerksam, von welchen
ebenfalls eine neue auf getontem Papier sauber gedruckte
Ausgabe erschicnen ist.

Die photographische Produktion hat in diesem
Iahre an Albums und dergl. ungleich weniger als früher
hervorgebracht. Es will fast scheinen, als sei das Publikum
 
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