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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0027

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cinen traurige» Eindruck, als ich bei meineni letzte» Besuch
in Ponipeji Stnndenlang im strömenden Regen durch die
zahllvscn kleinen Gemächer hinwandelte und viele dieser
kostbaren Bodenverziernngen mit zollhohem Wasser bedeckt
fand.— Außer den erwähnten Berichten unserer deutschen
Archäologen liefert Fiorelli's „6iornu1s ckexli souvi cki
komxsi" den vollständigsten Ueberblick über die Fortschritte
der Ausgrabungsarbeit. Leider ist das vor einigen Iahren
begonnene Werk, welches uns über den Fortgang dieser
Arbeit und ihre verschiedenen Hemmnisse auch sür die Zeit
vor Fiorelli's Direktion zum ersten Male quellenmäßig
unterrichtensoll, nämlich des genanntenGelehrten,,Historia
unticiuitntum Uompsiuuuruiu" mit dem Ende des zweiten
BandeS 1862 in's Stocken gerathen, und überdies erhebt
man gegen die darin geübte Kritik des handschriftlichen
Materials allerhand Einwendungen. Ein anderes, weit-
hin berühmtes Werk, die bändereiche Publikation des
„Roal Nusso Lordouioo", welches Ant. Niccolini 1824
unter Kvnig Ferdinand I. begann und von dem beiFrauz's
II. Vertreibung 61 Fascikel erschienen waren, hat dage-
gen soeben mit eineni dem 16. Bande angehängten Register- i
heft durch Fiorelli seinen endlicheu Abschluß erhaltcn. Der
so überaus thätige Forscher wird hieruach wohl auch
zur schnelleren Förderung seincr übrigen Unternehmungen
Kraft und Muße sinden.

Münchc», AnfaugS Dezember.

8 — t. Die letzten Kunstvereinsausstellungen wareu
ziemlich reich an Abwechselung und brachteu allerlei
Neueö. Auf dcm Gebietc der Historicnmalerei erwähnen
wir die Sage von Kaiser Heinrich dem Städteerbauer
und der Prinzessiu Ilse, welche uns I. Naue in sieben
Bildern vorführte. Ferner zwei Kartons zu der Schillcr-
galerie, welche im Verlage von Bruckmann hier erscheint,
beide von C. Jäger, die Feuersbrunst aus der „Glocke"
uud eine Scene aus „Wallenstein" darstellend. Jm Ge-
biet des Genre's ragten „Landleute in der Kirche" und
eine „Muttcr mit zwei Kindern" von R. Epp durch
räumliche Größe hervor. Erwähnenswerth ist auch eine
musicirende Gesellschaft von I. Gaißer. Zwei Por-
träts von Hermann Schneider, ein alter Mann in der
Tracht des 17. Jahrhunderts und eine alte Frau waren,
besonders ersterer, sehr wirkungsvoll gemalt. Am besten
aber war die Landschaftsmalerei vertreten; eine winterliche
Gegend von H. Bürkel ist hier an der ersten Stelle zu
nennen: ein durch eine 'echt malerische Darstellung aus-
gezeichnetes Bild. Auch zwei Landschasten aus dem Heidel-
berger Stadtwald von B. Fries thaten sich durch einen
duftigen Ton und einen feinen Vortrag hervor, ganz
anders als wir es bei seinen italienischen Landschaften
gemohnt sind. Nicht minder ist auch ein „Schiffzug bei
Oberaudorf" von I. A. Klein nennenswerth.

Jm Ausstellungslokal des Vereins für Ausbildung
der Gewerbe errangen sich Zeichnungen von Prof. W-
von Schwind für moderne Gegenständc, wie Petroleum-
lampen, Tafelaufsätze, Leuchter, Schlösser u. dergleicheu
großen Beifall. Des Zeichners Zweck hierbei war nicht,
einem strengen Stilbegriff zu genügen, sondern eine
heitere, belebte, manchmal komische Auffassung in die
moderne Prosa solcher Dinge hineinzubringen, was ihm
auch gelungen ist.

Unser neuer Rathhausbau ist in ein unverhofftes
Stocken gerathen, indem der Maurermeister Fischer, wel-
cher den Bauakkord übernommen, auf eiumal zurücktrat.
Jn seiner Rechtfertigungsschrift klagte er über eine schwan-
kende, kleinliche Bauführung, über kontraktwidriges Han-
deln ihm gegenüber u. dergl., wobei er auch andeutete,
daß der Bau wegen der Unsolidität seiner Anordnung
dem Eiusturz drohen würde. Auffallend bleibt hierbei,
daß Herr Fischer den betreffenden magistratischen Refe-
renten nicht schon längst von diesen Mißständcn in Kennt-
niß gesetzt und volle 14 Tage hat verstreichen lassen, ehe er
eiue Erklärung abgab. Man glaubt daher, daß er bei
Uebernahme der Minimalbedingungen seine Rechnung
nicht habe finden können. Auf den Ausgang der Sache
ist nian gespannt.

König Ludwigl. scheint den Professor H.Brunn unter
seine besondere Fürsorge genommen zu haben, denn, wie
cr ihm vor einiger Zeit den neuen Katalog der Glyptothek
zu machen übertragcn, so hat er ihni jetzt die Verwaltung
der Vasensam'mlnng in der alten Pinakothek gegebcn. Am
21. November fand dic Jnstallation statt. Hoffentlich wird
Professor Brunn auch bald mit der Einrichtung des so
schr nothwendigen Gypsmuseums beginneu können. Er
prvjektirt daffelbe in den Saal des Antiquariums zu ver-
legen, indem letzteres sicherm Vernehmen nach mit den
entsprechenden Abtheilungen der „Vereinigten Samm-
lungeu" in das Ausstellungsgebäude gegenüber der Glyp-
tothek verlegt werden wird.

Boston, im Oktober.

Es ist vielleicht für die Leser der Kunstchronik von
einigem Jntercffe, etwas über das Kunstleben in'Boston,
dem sogenannten Athen Amerika's, zu hören. Nicht mit
llnrecht hat es diesen Namen; denn Boston zeichnet sich
vor alleu Städten Amerika's durch ein größeres Jnteresse
an Kunst und Wiffenschaft aus. Andere Städte der
Union haben zwar auch eifrige Kunstliebhaber, wovon
vielleicht einzelne durck bedeutendere Mittel in Stand ge-
setzt sind, den Geschmack an Werken der Kunst, wenn auch
im Ganzen beim großen Publikum nnr oberflächlich, zu
erwecken und zur Mode zu machen.

Hier in Boston ist das Jnteresse ein allgemei-
neres, tiefergehendes, welches von einem richtigen Ver-
 
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