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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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28

Domes durch einen von der Natur gewölbten, riesi-
gen Bogen, den Königsbogen, unterbrochen. Auf der
rechten Seite, etwas entfernter, ist der südliche Dom,
ungefähr 5000 Fuß hoch. Weiter hinten, Alles über-
ragend, sieht man die schneebedeckten Gipfel der
Sierra's. Durch das Thal schlängelt sich, von den
Wildbächen gebildet, der kleine Merred-Fluß. Das
etwas flache Thal ist besät mit kleinen, isolirt dastehenden
Baumgruppen. Links, in der Nähe des Beschauers,
stürzt sich der H°°Semite-Fall von dem steilen Fels-
wänden zunächst auf das den Standpunkt bildende Plateau
und dann von Neuem bis ganz in die Tiefe des Thales
hinab. Beim Betrachten des Bildes fällt Eiuem
gleich der Unterschied zwischen 'dieser Gebirgslandschaft
und der europäischen auf. Die amerikanische Gebirgsland-
chaft macht mehr den Eiudruck des Rohen, ganz Natur-
wüchsigen. Es ist, als ob sich der Grad der Civilisatiou
auch in den Gebirgsformen abspiegelte. Es fehlt dem ameri-
kanischen Gebirge der, man könnte sagen, architektonische
Aufbau der Alpen. Diese Felskolosse imponiren nur
durch ihre freilich alles Derartige in Europa weit über-
treffende Maffenhastigkeit. Jn dem Gemälde ist uns nun
diese Landschaft mit dem Bierstadt eigenen meisterhaften
Realismus vorgeführt. Dieser Realismus hat seine be-
soudere Berechtigung in der Darstellung derartiger Natur-
scenen. Die Ausführung erinnert etwas an diejenige in
Lessing's Landschaftsbildern. Die Perspective, begünstigt
durch den sehr vortheilhaft gewählten Standpunkt, ist einc
sehr gelungene. Der Himmel ist grau bewölkt, an einigen
Stellen brechen die Sonnenstrahlen durch. Der dadurch
hervorgebrachte Lichteffekt ist sehr fein dnrchgeführt, beson-
ders beim Wasserfall, der zum Theil im Lichte sich befindet.
Der Mangel an Staffage erhöht den Eindruck des Ein-
samen, von der Kultur abgeschloffenen, den das Ganze macht.
Das Gemälde — 16' lang uud 10' hoch — ist unstreitig
eine bedeutende Leistung und daher als einheimisches Er-
zeugniß besonders ersteulich. Die Amerikaner sind aber
auch sehr stolz auf „ihren" Bierstadt.

Jm Lanfe dieses Monats wird die Einweihung uud
Aufstellung des Bronzestandbildes des amerikanischeu
Staatsmannes und Redners Eduard Everett im hiesigen
Parke stattfinden. Der Künstler ist der Amerikaner W.
Story, der, wie ichlese, auch den Auftrag von dcrStadt
London zur Ausführung der Peabody - Statue erhalten
hat. Gegoffen wurde die Statue, so viel ich weiß, in
München.

Ein anderes Monument, auch für den hiesigen Park
bestimmt, zu welchem die Vorarbeiteu jetzt gemacht werden,
ist das — es klingt etwas excentrisch — zur Verherrlichung
der Auffindung des Aethers als Betäubungsmittelbei Ope-
rationen zu errichtende. Ein alter Herr, Oberst Lee,
läßt dasselbe mit dem bedeutenden Kostenaufwande vou
30,000 Dollars ausführen. Es wird aus einem hohen,

im romanischen Stil gehaltenen Unterbau bestehen, der
bekrönt wird von einer kolossalen Gruppe in Granit, den
barmherzigen Samariter darstellend.

Eiu rechte ersteulicher Beweis des Bestrebens, durch
gemeinsames Zusammenwirken den Charakter der hiesigeu
Architektur zu heben, ist die Gründung des Bostoner
Architekten-Vereins, als Anfang zu einem amerikanischen
Architekten - Berein. Derselbe zählt alle hervorragendeu
hiesigen Architekten zu seinen Mitgliedern, deren Zähl
sich schou auf mehr als 50 beläuft. Jch werde wohl
später Gelegenheit haben, mehr über den Verein und sein
Wirken mitzutheilen. K. F. H.

Nekrologe und Todesfälle.

Ludwig Foltz, Professor am Polytechnikum m Müuchen,
eiu geachteter Architekt, starb daselbst am II. November, 58
Jahre alt.

Adolph Napoleou Didron, der berühmte französtsche
Archäologe, geboren 1806 zu Hautvillers, ist am 13. November
einer langen Krankheit erlegen. Durch Herausgabe der
Lonnlss arellsologiguss, mit welcher er im Jahre 1844 be-
gann, gab er den archäologischen Studien in Frankreich eine
folgenwichtige Anregung. Von 1836—1843 bckleidete er die
Professur der nationalen Archäologie an der königl. Bibliothek,
gründete 1849 eine Manufaktur für Kirchenfenster und 1858
eine Fabrik für Bronze- und Goldschmiedearbeiten. Als Ge-
lehrter wie als Mensch stand er in gleich hoher Achtung. Er
gab anßer den Annalen noch folgende Werke heraus: Lulletio
arclleologigue; Histoire <Is «Zien, marmel cl'ioonograxliie
LÜretiermk; lloouoArÄxlrie lles olmxitanx llu xalais äuenl
Venise; Älnnuel cles obfets äe droiws et cl'orkevrsrie 6n
mo/en Lge.

Karl Sohn, Pofessor der Kunstakademie zu Düsseldorf,
starb am 25 November in Köln. (Einen Nekrolog wird die
nächste Nummer d. Bl. bringen).

Hippolytc Omcr Ballne, ein bekannter und vielbeschäf-
tigter Dekorationsmaler in Paris, wo er 1820 geboren wnrde,
ist in Belleville gestorben.

Liliistliereiiie, Sammlungeii und Änsstellungen.

-ft Bcrcin der Künstlerinuen nnd Kunstfreundinnen zu
Bcrlin. Eröffnung der Ansstellung, am 9. November
1867. Schon seit eimgen Jahren war es dem Berichterstatter
bekannt, daß mehrere derBerliner kunstbeflissenen Damen, deren
einige ihrem Namen schon einen recht guten Klang verschafft
haben, regelmäßige Zusammenkünfte hielten, in denen sie ihre
Änstchten anstauschen und berichtigen, ihre Arbeiten mit Freund-
lichkeit, aber mit Offenheit beurtheilt sehen und durch Rath
und Zuspruch in ihren Bestrebungen nnterstützt und gefördert
werden wollten. Jn der That kann es nicht Wunder nehmen,
daß sich ein solches Bedürfniß den Künstlerinnen fühlbar
machte. Jst es doch bekannt, mit welchen Schwierigkeiten sie
zu kämpfen haben, um anf ungebahnten Wegen durch eignes
unaufhörliches Ringen ihr Ziel zu erreichen, wie das Borurtheil
ihnen häusig hemmend entgegentritt, und wie selbst die Schläfen
derer, die wirklich hindurchdringen, den etwa errungenen Lor-
beerkranz nicht ohne Schmerzen tragen. Dennoch währte es
längere Zeit, Lis es versucht wurde und gelang, in weiteren
Kreisen reichlichere Kräfte zu gleichem Streben zu vereinigen.
Seit dem Frühlinge dieses Jahres endlich ist aus dem kleinen
Freundinnenkreise ein ordentlich konstitnirter Berein geworden,
der mit Energie den Weg der Selbsthülfe betritt und sich als
einem wirklich vorhandenen Bedürfniß entgegenkommend und
lebensfähig wohl allein dnrch den Umstand ausweist, daß die
Zahl seiner Mitglieder trotz des knrzen Bestehens bereits nach
Hunderten zählt. An der Spitze stehen Elara Oenicke nnd
 
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