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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Hausen, Theoph.: Der Protest eines Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0039

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beigemischt hat, finben wir in diesem Falle völlig am
Platze. Eö ist ganz gut, wenn dcn vüs minornm Aen-
tium cinmal cingeschärft wird, daß das, was bci ihnen lä-
cherliche Eitelkeit heißen würde, einem Knnstler von Gvt-
tes Gnaden vortrefflich zu Gesichte steht. Was aber den
größten Borzng der folgenden Aenßerungcn ansmacht, !

eines Mannes! — Der Text des Schriftstncks lantet:

Hohes k. k. Ministerinm!

Wie bekannt, wurde am 9. August l. I. in der Wiener
Zeitung das Majoritäts-Votum der Beurtheilungs-Kommission
iiber die für die k. k. Museen eingelangten Pläne veröffcnt-
licht. Diescs Nrtheil lantete so, als hätte eS Jcmand, ohne
die Pläne gesehcn zu haben, niedergeschriebcn:

„Kein Plan war geeignet, sofort ausgeführt zu werden
„— nur der Plan des Programmverfassers war programm-
„niäszig — in kiinstlerischer Bczichung warcn die anderen drci
„dem Programmäszigen vorgezogen, aber keine Rangordnung
„dafür anfgestellt."

Die ganze gebildete Welt erwartete den klaren und Prä-
cisen Wahrspruch einer unabhängigen, vom Geiste der IIn-
partheilichkeit beseelten Jury und mußte mit einem aus
Kompromisscn hervorgegangenen nnklaren Botmn vorlicb
nehmen, daS der Wahrheit auS dcm Wege ging mid in dcr
Hauptsache die Autwort schnldig blieb. Mit Recht skandali-
sirte sich die öfscntlichc Meinnng iiber diese Leistung der
Prnfungskommission; denn sie hattc ihre Aufgabe nicht erfüllt,
es war aus ihrem llrtheile nicht zu entnehmcn, welches Pro- I
jekt das relativ Beste sei. Jeder der Konkurrentcn hatte scin
Bestes stegeben, nur die Kommission wußte nicht, was das
Beste sei. Was war natürlicher für den bethciligten Kon-
knrrenten, als die Entscheidung hicrüber von dem hohen k. k.
Ministerium zn erwarten. Niemandeni ward jedoch seitdem
ctwas kund, waS im Schvßc dcS k. k. MinisterinniS iiber dic
Konknrrciizarbciten entschiedcn werdcn sollte.

Allgemein glanbte man, das hohe k. k. Ministerinm
müssc dcr PrnfnngS-Komniissioii ihrcn Wahrsprnch zur Präci-
sirung zurnckgebcn, nni so mehr, als das Separatvotnm dcs
Herrn Tietz bewieS, daß eine hervorragende Berschiedenheit
im Werthe der Projekte bestand, und dic Entscheidnng über
das relativ bestc Projekt möglich war.

Ruhig vertrautc ich in diesem Simic auf die Gcrech-
tigkeitsliebe des hohen MinisteriumS nnd machte keinerlei
Schritte, schrieb weder Rechtfertignng noch Bcschwcrde, im
Glanben, daß meine künstlerische Leistnng sich selbst befürwor-
ten werde. Auch war ich nach der an mich ergangencn Ein-
ladnng mit Rücksicht auf die Bedeutendheit der Aufgabe bc-
rechtigt, vorauszusetzen, daß ich wie ein Künstlcr ersten
Ranges behandclt werde.

llm so mehr iniißte es mich überraschen, ja auf'S em- !
Pfindlichste verletzcn, als ich am 7. Dec. l8l>7 dic Znschrift
dieses hohcn k. k. Ministeriums vom «>. Dcc. I8l>7 Z. 544l>
crhielt, worin mir die merkwürdige Mittheilnng gemacht
wurde, daß szwei Konkurrenten bereits seit dem 2si. Angnst
d. 2- den Auftrag erhielten, ihre Projektc miiziiarbciten, und
daß iinnmehr nach Ablauf von 3'/^ Monaten auch Herr Pro-
fessor Ferstcl und ich eingeladen werden, unsere Projekte nach
dem Programm nnd den von der Kommission gcmachten An-
deutungcn nmziiarbeiten.

Also gerade jene Leiden Konknrrentcn, vvn denen dcr
eine nnbcgreiflicher Wcisc znr Konknrrciiz zugelassen wnrdc.
obwohl er, bei dicsem hohen k. k. Ministerimn in cinflnßrcicher
Stcllung bedienstet, der Programmverfasser und Konknrs
anSschrciber war; dcr andere abcr schon nrsprünglich nicht
zur Konknrrenz eingeladen war, daher von vornherein als ein
zu inferiorer Künstlcr angesehen wurde, als daß man sich
von ihm eine würdigc Lösnng versprechcn könnte, nnd der
erst nachträglich anf scinc wiedcrholtc dringendc Bittc znr
Konkurrcnz zugelasscii wnrde — gerade diesc Konknrrcntcn
wurden jcnen vorgezogen, welche dnrch cine Reihe von Zahrcn
an vielfachen öffcntlichen Banten nicht allein die Aiierkcnnmig
der Banhcrren, sondcrn auch der Künstler nnd Fachgcnosscn
sowohl hier als im Auslaiide errungcn haben. Wenn das
die geträmnte Gerechtigkeit ist nnd dcr Schutz, der einem
Künstler zu Theil wird, dann müßtc ich mich als Milkon-
kurrent bittet beschwcren über dic Ungerechtigkeit, welche hicr
in'S Werk gesetzt werdcn könnte.

Dnrch diesen Vorgang wird die nrsprüngliche Sachlage
gewaltsam zerrissen, nnd daS Recht des KünstlerS auf gei-
stigcs Eigcnthum mcht nnr nicht geschützt, sondcrn mit Füßen
getreten.

Nachdem vier Pläne der Oefsentlichkeit übergebcn waren
und die Benrtheilimgs - Kommission den Aiisspruch schuldig
blieb, der ihr zur Pflicht gemacht ward, nämlich wclcher
Plan der relativ bcste sei, soll jeder Konknrrent seinen Plan
nmgestaltcn nach einem als mangelhaft anerkannten Pro-
grammc, nach Andentimgcii eincr Kommission, dercn übcr-
wicgendcr Thcil anS Nichlsachmäimcrn bcstand, »nd soll scincn
neucn Plan wiedcr dem Anssprnche dieser Koinmission mitcr-
werfen?

Das heißt doch einem Künstler seine Jdcen heranslocken
und ihn dann schommgslos preisgebcn. Wie bei jeder der-
artigen Konkurrenz konntc es hier keinem denkenden Menschcn
in den Sinn kommcn, eS handle sich bei diescr Konknrrcnz
darnm, cincn Mlisciimsplan zu erhaltcn, dcssen Ban glcich
Tags darauf begonncn wcrdcn könnc, sondcrn eben nur darmn,
den Künstler zn ernircn, dcr dicscr nioliimientalcn Aufgabc
gewachsen sei, nnd dcm man mit Bcriihignng die Ausführiing
des Werkes anvertranen könnc, wenn es einmal in Angrifs
genommen werdcn solltc.

Hat man aber den würdigen Künstler geftmden, dann
war es nach dem Wortlaiile nnd Sinnc dcr Anffordcrnng
znr Konknrrcnz Pflicht des MiiiisterinniS, den Künstler zn
nennen, nnd für dcn Fall, daß der Bau anSgeflihrt werdcn
sollle, mit demsclbcn das Nähere über dic innerc Anordmmg
zu vereinbarcn. — Denn eS ist doch eine von kcinem Fach
nianne widcrlegte Thatsachc, daß die Einthcilimg im Znncrn
nach dem jeweiligen Bcdürftiisse für cinen Künstler, dcr ein
hervorragendes Werk zn schasicn im Stande ist, mir mehr
Handwcrkerarbeit ist, dcrcn AnSführnng znm ABC der
Tcchnik gehört.

Ein Konkurs ist für den Künstler nichtS GleichgültigeS
— für einen wahren Künstlcr ist cr einc Ehrcnsachc nnd dcr
Künstler hat cin Recht zu fordern, daß ansgesprochcn werdc,
wclches Projekt das beste sei — denn darin liegt für ihn dic
Ehrcnrcttnng, wenn cin Ban später wirklich nach einem
schwächcrn Plane anSgesührt werden sollte. Nach dem gegcn
wärtigcn Vorgang nmß sich jcdcm llnbcfangcnen die Ver-
milthmlg ausdrängen, daß es dem hohcn k. k. Ministerinm nicht
darmn zn thun sci, Gercchtigkeit zn übcn, denn eine noch-
malige Konknrrcnz erscheint als eine Negation dcs künsl'
lcrischen EigenthnmS, als ein Preisgeben der Jdcen mid als
 
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