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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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41

sind von cmßcrordentlicher Cchönheit und Amnuth. Er
wußte denselben einen wunderbaren Adel der Erschcinung
zn gebcn, cr sah die Natnr von ihrcr schönsleu Seitc. Dcun
uian kann Sohn durchaus nicht alS einen Jdealisten nach
vorgefaßtem Schema bezeichncn, es fehlt auch seincn idc-
alcn Gcstaltcn uicht dic individnetle Eharaktcristik, doch
ist die Erscheinung in seincr DarsteUnng gewissermaßen
übcr sich selbst erhoben nnd alles Unschöne, Zufältige
Kleinlichc von ihr abgestreift. Wenigcr Erfolg hatte cr
mit inännlichen Bildnisscn', in welchen seine Darstellnngs-
weise iimncr etwas weich erscheint. Sohn hattc das Gliick
eine Menge der schönstcn Franen und Mädchen auS den
höchsten Krcisen aller Länder inalcn zu können, er war ein
Porträtnialer der Aristokratie nnd alle scine Porträts
tragen dcn Charaktcr vornchincn DascinS.

Seine Bildnisse sind sehr zahlreich, und wir könncn
hier nnr einige der bcsten ncnncn: daS dcr crsten Gemahlin
des HerzogS von Nassan, der Fürstiu vom Wicd; einer
Frau von JoukowSky, ciner Prinzcsin von Croh; des
Erbprinzen und der Erbprinzesin von Hohenzollern; der
Frau W. Joest in Köln; der Fran von Bunsen; der Grä-
sin Monts, vielleicht das allerschönste; der Frau Michels
in Kölu; des Malers Nitter; des Kapellmeisters Hiller
und eineS sciner letzten und von ihm selbst sehr geschätzten,
das Bildniß seiner Frau.

Sohn ist als Lehrer von ungeineiner Wirksamkeit ge-
wesen: fast sämmtliche Künstlcr der Düsseldorfer Schule
wareu kürzerc oder längere Zcit seine Schüler, die aus-
gebildete Technik der Düsseldorfer Schule ist wescntlich
seiner Lehre zn verdanken. Er stand bei seinen Schütern
in dem höchsten Ansehen nnd scine Korrektur war mehr
als die allcr anderen Lehrer geschätzt. Er gab sie immer
knrz, aber trefsend, und obgleich er nic sehr eingchcnd kor-
rigirtc, wies er immer anf das charackteristisch Wichtige
hin. Eigentlich nachgeahmt hat ihn kciner seiner Schüler,
sie haben sich nntcr seiner Leitung sehr verschiedenartig
ausgebildet. Außer seinen akadcmischen Klassen (der
Antikenklasse und eincr der Malklassen) hatte er während
ciner Reihe von Jahren noch ein Privatatelier für Schüler
nnd Schülerinnen, worin sich tüchtige Talente ansgebildct
haben. Untcr seinen Privatschülcrn, die ihm näher standen,
haben sich bcsondcrS ausgezeichnct sein Nessc und Schwie-
gersohn, Wilhelm Sohn in Düsseldorf, L. Des Coudres,
setzt Professor in Carlsruhc, nnd dic Damen Fran Jcri-
chau-Banmann in Kopenhagcn nnd Frau Maric Wieg-
mann in Düsseldorf. Lctzterc hat in ihrcr Kunstivcisc wohl
am mcistcn Achnlichkcit init dcm Künstlcr. BereitS 1832
ward Sohn Lehrcr an der Düsscldorfcr Akadcmic, crst
ftellvertrctcnd für den Profcssor Kolbc, dann scit 1838
alS ordcntlicher Professor der Malerci.

Sohn ist 1805 am 10. December in Berlin geboren,
ward 1823 Schülcr der dortigcn Akadcmie, dann Scha-
dow's, kam mit diesem 1826 nacki Düsscldorf. Aiit Ans-
nahmc cincr längercn Abwcscnhcit in Jtalien, wohin cr mit
Schadow und desscn anderen intimen Schülern im Jahre
1830 rcistc, nnd verschicdencr Reisen in Bclgicn, Holland
nnd Frankrcich hat er scitdem seinen Wohnsitz nicht
gewechselt.

Sohn stand bei allen seinen Kiinstgenossen in hohem
Ansehen und genoß ein sehr großcs Bertranen. Auch in den
Zeiten, wo die Künstlerschaft Düsseldorfs in zwei
fcindlichc Lager gcspalten war, blieb er, obgleich sciner
Stellung nach zu der akademischen Partei gehörend, den-

noch persönlich ohne Gegner, und sobald der Zwiespalt
ansgeglichcn ward, sah man ihn gern an dcr Spitze der
gemeinschaftlichenAngelegenheiten. Sein schr ruhigeSfcstes
Wcscn, eine gewisse Würde und Znrückhaltung erweckte
daS Zutrauen zu ihm; sein Tod wird allgemein bctrauert.

Dic Lehrthätigkeit hatte Sohn schon scit mehrercn
Jahren anfgegeben, jedenfalls znm großen Schaden der
Akadcmie, wenu anck nicht gcradezn dem der Düsseldorfer
Schnle im Allgemcincn. Dicse Schnlc geht schon seit läm
gere Zeit anderc Wegc, als dic der crstcn Bcgründcr der-
selbeu waren, und die romantische Ieichtnng ihrer jungen
Jahre kann bcreits als historisch geworden betrachtet werden.
Das Urthcil übcr dicse Schnle nnd ihrc Werke hat schr
gewechsclt; auf die ungemessene Bewundcrnng ist cin nnge-
rcchter Tadel gcfolgt und auch dieser ist ciner gerechteren
Würdignng gewichen; wie inan ferncrhin Schadow'ö
Künstlerkreis richtig nud viclleicht sclbst höher schätzen
wird, als angenblicklich noch, so wird Karl Sohn in
dicsemKreisc und unter den Bieistern der neuen deutschen
Kunst immer einc hcrvorragcnde Stellung bchauptcn.

H. B-

Grignh, Alcxander, Architckt, geb. zu Arras im I.
1815, Erbauer dcr Kathedrale zu Gcnf, der Kirche Notre-
Damc du Saiut-Cordou m ValencicnueS und inehrerer
Klostcrkirchen zu Arras, ist am 14. Novcmbcr in scincr
Valcrstadt gestorbeu.

üniisltierciiir, Lnmmluiitlr» »nd Äusslrllnngr».

Z- Vcrcin für dic Knnst dcs Mittclnlters n»d dcr
sticuzeit iu Vcrlin. (Sitzuug vom 25. Novcuiber.l Der
Vorsitzcndc, Hcrr Gch.-Ralh Waagcu, legte wie gcwöbulich
ucu crschicucuc kuiistwissenschaftliche Schristcn unter beglcitcu-
j dcu Bemerkuugcu zur Ausicht vor; ebenso eine Photvgraphie
, des unläugst verstorbcucn Architckteu Hittorf in Paris ucbst
! einer „uotiee Iristorigue" übcr seiu Leben und seiue künst-
lcrische Wirksamkcit. Jm Auschluß an Gottfried Kiukel'S Pu
blikaliou über dic Brüsscler RalhhauSbildcr deS R ogicr vau
dcr Wchdcu uud dercu Kopicn iu dcn Burgundischcu Tapc
tcu zu Bcru bcrichtctc derselbc übcr ciuen großcu Flügclaltar
dcsselbcu McisterS iu Biadrid, vou allcu Bildcru ilalicnischcr
uud uicdcrläudischer Kuust dasjcnigc, welchcS daS Dlystcrium
dcr christlichen Lehre am vollstäudigstcn wicdergicbl. Der linke
Flügel zcigt den Süudcnsall uiid waö damit zusamlucnhäugt,
das Aüttclbild dic sicbeu Sakramcutc iu uoch ausführlichercr
Darstellung als das (von Cavaleasclle bczwcifelte) Bild im
Museum zu Antwcrpen, der rechte Flügel das jüngstc Gcricht.
Alle drei Theilc siud obcn mit klcincren Darstellungcn um-
gcbeu. Auf dcn Austcuflügclu sieht man iu übcrlcbcusgrosjcu
Figurcn das Begcbuiß mit deiu Zinsgroschen. — Herr
I)r. Woltuianu zeigte sehr geschickte und ansprechende Ori-
ginalradirungeu Vvn cincin jnii'gen Künstler Otto Försterling,
betitclt „Jm Wald"; sodanu Photographien nach den Original
entwürfeu von Theophil Hansen für das Muscum iu Wieu,
deren großiprtige Aulage und edle Durchsührung volle Auer
kcunuug sand. Zu einer schönen Holbeiu'schen Zeichnung
im British Museum, von der jetzt eine Photographie hcr-
auSgekommen, wußte er nur vcrmuthungsweisc dcn Gegeustand
anzugebeu: Advuai, der Sohn David'S, versucht sich durch
dic Acltesten des Volkcs des Thrones sciues Vaters zu bc-
mächtigen. Eudlich trug dcrselbc einc jüngst gemachte übcrauS
wcrthvollc Eutdeckung übcr das Hauptbild Holbeiu's, dic Ma-
donua des Bürgermeistcrs Meyer zum Haseu vor. Es hat
sich nämlich herausgestellt, daß uicht das Dresdener, sondcrn
vielmehr das Darnistädtcr Exemplar, das längst von allen
kompcteutcu Beurthcilcrn als das schöuerc uud ursprüuglichcre
! auerkannt wordcu ist, sich bis in die Meyer'sche Familie zu-
rück verfolgen läßt, da es cincm altcn Auktionskataloge zufolge
kaum ciucm Zwcifel niiterlicgt, daß das lctzterc im Jahrc
1710 iu Holland untcr dcn Hamnicr gclonimcu, zwanzig
Jahre nachdem das Dresdcner <uur augeblich auS Holland
l dorthin gclangt) sich in Vencdig befand. Es darf bezüglich
 
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