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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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61

Düsscldorf. >4. Ia»»ar.

T Dic hicsigc Kunst-Akadcmie hat durck deu Tod
des Professors C. Sohn und durck den mit Jahressckluß
erfolgten AustrittdesDirektors Beud emanu sowesentliche
Stützeu ihres bisherigen Bestehens verloren, daß sich
gegenwärtig die Küustlerwclt lebhaft mit der bevorstehen-
den Reorganisation der Austalt beschästigt.

Das Ansscheiden des verdienstvolleu Dircktors Bende-
mann erfolgte namentlich mit Nücksicht auf seiue in deu
letzteu Jahrcn schr geschwächtc Gesnndheit, welche cs diesem
hochgeschätzten Künstler znr Pflicht machte, sich alle
Schonung angedeihen zu lassen. Jndessen ist nicht zu leug-
nen, daß sein Ausschciden mit auf Veranlafsung der in der
letzten Zeit im Schooße des Kollegiums entstandenen
Differenzen wcgen projektirter Veränderungen in der
Organisation der Lehrkräfte geschehen, mindestens durch
dieselben beschleunigt worden sein mag. Sei dem wie ihm
wolle, die Anstalt verlor in ihm eine tüchtige Kraft nnd
es muß Sorge der Regierung sein, diese vollkräftig zu
ersetzen.

Mit der in diesen Tagen erfolgten Ernennung des
Geh. Negierungs Raths Altgelt, Mitglied des Kuratoriums
der Kunst-Akademie, zum Komissär unter der Anordnung,
den Vorsitz in deu Lehrer-Konferenzcn und die höhere Lei-
tnng der Verwaltungsgeschäfte provisorisch zn übernehmen,
hat denn anch das Ministcrium einen bedeutsamen Schritt
vorwärts gethan, welcher nun zu einer Veränderung der
Organisation der Anstalt, die segensreich werden kann, füh-
ren wird. Es scheint sich damit die von mehreren Mit-
gliedern des Kollegiums der Akadcmie begründetc Ansicht
Geltnng zu verschaffen, daß es für die Anstalt von großem
Vortheil sein würde, die Verwaltungsgeschäfte nicht wieder
eincm Künstler, als Direktor der Akademie, sondern einem
höheren Verwaltungsbeamten zu übergebcn, die Stellnngen
für die Lehrfächer aber getrennt von allen Verwaltungs-
pflichten zu halten. Es darf deßhalb auch nicht ohne
Grund die sicher bevorstehende Zerstreuung jener Ge-
rüchte garantirt werden, welche der Zukunft unserer Aka-
demie Unheil verkündend entgegentreten wollten; im
Gegentheil darf man erwarten, daß dieselbe mit ihren
jetzigen, tüchtigen Lehrern und den hofsentlich in nächster
Zeit ergänzten Lehrkräften einer sicheren Zukunft entgegen-
gehen und ihren bisherigen glänzenden Ruf erhalten werde.

Der vor Knrzem in unseren Mauern weilende Geh.
Regierungsrath Pinder aus Berlin war dem Vernehmen
nach als außerordcntlicher Kommissär hierher gesandt, um
namentlich dic Besetzung der Vacanzen zu berathen.

Es steht zu erwartcn, daß das Referat des Geh. Raths
mit Zugrundelegnng eingehender Besprechungcn, welche
derselbe Gelegenheit hatte, mit Mitgliedern des Kurato-
riums und des Lehrerkollegiums zu halten, der Kunst-
Akademie kräftige neue Stützen zuführen werde.

Außer dicser besonderen Angelegenheit sind dem Herrn
III.

Geh. Rath Pinder vorläufigc Vorschläge nnterbreitet
worden, welche sich auf die Wahl der in nächster Zeit der
außerordentlichen Kommission für den Ankauf von Knnst-
werken für das Nativnal Ainseum vorznlcgcnden Bilder
bezogen, worüber wir ausführlicher zn berichten uns
vorbehalten.

Ncw.Uork, im November 1867.

Die Eröffnung unserer Wintersaison bildeten zwei
Auktionen, darunter eine von Bedeutung, m welcher die
Privatgalerie des französischen Biceconsuls, des Herrn
Louis Borg, unter dcn Hammcr kam. Jn dieser Galerie
sollen sich Originale von Tizian, Raffael, Caravaggio
und anderen alten Meistern befunden haben. Daß die
erzielten Preise trotzdem, wie die Blätter berichten, sehr
schlecht waren, versteht sich bei der allgemeinen Geschäfts-
misere von selbst.

Die kürzlich eröffnete Ausstellung zum Besten des
Künstlerunterstützungsvereinslegt ein traurigesZeugniß ab
für die Urtheilslosigkeit der Künstler, welche die Ausstellung
veranstalteten — unter denen sich Lbrigens Lente finden,
die doch schon ihres Nufes wegen sich scheuen sollten, eine
solche Blamage mit tragen zu helfen — und für die
Gleichgültigkeit des Publikums, das sich eine solche Aus-
stellung bieten läßt. Es sind Bilder darunter, die ein
angehender Dilettant von mäßigemVerstande sich schämen
würde, als sein Werk anzuerkennen. Das beste Bildchen
ist eine Landschaft, New-Hampshire Scenerie, von David
Johnson. Es ist von kräftigem, tiefem Kolorit. Noch
zwei kleine Bildchen von I. G. Brown, ein Mädchen
seine Puppe schaukelnd, cin andercs einen Apfel pflückend,
naturwahr in der Bewegung und gnt gezeichnet, dabei
aber echt amerikanisch im Kolorit, d. h. unangenehm kalt
und grell (so hat z. B. das apfelpflückende Mädchen,
welches mitten auf ciner Wiese steht, ein arsenikgrünes
Kleid und ein rosafarbencs Jäckchen an) — und ich habe
alles genannt, was unter den 94 Nummern dcs Nennens
werth ist.

Die National Akademp hat dieses Jahr eine Wintcr
ausstellung veranstaltet. Abgcsehen aber von einigen
alten Bekannten, die schon auf nnzähligen Ausstellungen
haben herhalten müssen (unter andcrn einem schönen
Achenbach vomIahre 1859: ein Dampfschiff im Sturm
bei Ostendc) ist wenig BemerkcnSwcrthes da. Das Beste
der Ausstellung ist das Bild ciner Indianerin, einer
Irokesin, von Constant Mayer. Herr Mayer, ein hier
eingcbürgerter Elsässer, hat viel produzirt, meist einzelne
Gestalten, wie seine „Btelancholie der Liebe" und„poetische
Gedanken", zwei Frauengestalten, welche vor einiger Zeit
bei Schauß ausgestellt waren, odcr höchstcnö Gruppen
von zwei Figuren, wie „die Genesende", ein Bild von
großen Dimensionen, das letzten Winter hier von sich
reden machte, seine „Straßcnmusikanten" auf der Früh-
 
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