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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0130

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der, wie auch die jedes Bild eiuführenden Dichtungen
auf's Neue sein poetisches -Talent bekundete. „Die hei-
lige Elisabeth als Wohlthäterin", komponirt und gestellt
vonAlbertBaur, eröffnete sodann den Reigen derBilder
und machte durch die ganze Anordnung, die ächten und ma-
lerischen Kostüme sowie die prächtige Farbenstimmung einen
überaus günstigen Eindruck. Von überraschend frappanter
Wirkung war das folgende Bild „Peter der Große im See-
sturm", nachSteuben. durch die von Andreas Achcnbach
mit vollendeter Meisterschaft gemalte Dekoration. Der
bewundernde Beifall wollte gar nicht enden und mehrmals
mußte dem stürmischen Dacapo-Ruf nachgegeben wer-
den. LeopoldRobert's, „Jmprovisator",gestelltvonProf.
Camph ausen, bildete mit scinem lachenden italienischen
Himmel einen wohlthuenden Gegensatz zu diesem sturm-
bewegten Seestück. Die nun folgende „Anbetung der ^
heiligen drei Könige" nach Paul Veronese, gestellt von
Karl H off, war dem herrlichen Original in der Drcsdener
Galerie mit erstannlicher Trene nachgebildet, was in fast
noch erhöhterem Grade bei dem „Lautenspieler" von
Watteau, dessen Arrangement Prof. Knans übernommen
hatte, der Fall war. Beide Bilder wirkten prächtig und
namentlich das letztere zu dem Prof. Oswald Achenbach
eincn wundervollcn Hintergrund gemalt, erregte die
lebhafteste Anerkennung, die sich durch anhaltenden
Applaus knndgab. Das letzte Bild „Die Traumdeutung
Josephs", komponirt und gestellt von Albert Kindler,
fesselte durch die Seltsamkcit nnd historische Trcue, mit
welcher Kostüme und Geräthschaften bis in's kleinste
Detail wiedergegeben waren, so daß sich der Beschauer in
eine fremde Welt versetzt wähnte. Es war wirklich zu be-
dauern, daß die große Sorgfalt, die auf jedes der Bilder
verwandt war, nicht durch einen länger dauernden Genuß
belohnt werden konnte. Desto crfreulicher aber ist es,
daß die zahlreiche Bctheiligung des Publiknms an diesen
drei Vorstellungen nach Abzug der Kosten die ansehnliche !
Summe von vierzehnhundert Thalern für die Ostpreußen !
eingebracht hat, und verdienen gewiß die zahlreichen Mit-
wirkcnden, unter denen sich die schönsten Damen der Stadt !
und außer den Künstlern viele Offiziere und sogar der
Erbprinz von Hohenzollern befanden, den wärmsten Dank,
der ihnen dann auch bei einem bald darauf stattfindenden
gemeinschaftlichen Abendessen im „Malkasten" in begei- ^
sterten Trinksprüchen dargebracht wurde.

Zn dem eigentlichen Schaffen der nahezu dreihundert
Meister und Schüler übergehcnd, welche hier derMalerei
obliegen, wollen wir zunächst anführen, daß laut Bericht
der Komission zur Bcschickung auswärtiger Knnstaus-
stellungen im Jahre 1867 eintausend und fünfzig Ge-
mälde hiesiger Künstler durch dieselbe versandt worden
sind, worunter sich natürlich diejenigen nicht einmal be-
fiudcn, wclchc, auf Bcstcllung gemalt, sofort an den Ort
ihrer Bestimmung abgehen. Von den zuletzt auf den bei- I

den hier bestehenden Permanenten Kunstausstellungen
von Ed. Schulte und von Bismeyer und Kraus ausge-
stellt gewesenen neuen Werken ist vor Allem ein großes
Historienbild zu erwähnen, welches Prof. Camphausen
im Auftrage des Königs von Preußen ausgeführt hat.
Es stellt dasselbe Friedrich den Großen an der Leiche des
iu der Prager Schlacht gefallenen Feldmarschalls
Schwerin dar. Dieselbe ruht im offenen Sarg vor
dem Altar der Kirche des Margaretheuklosters zu Prag
und wird von dem ausdrucksvollen Blick des Heldenkönigs
nachsinnend betrachtet. Viele Porträtfiguren, wie den
Herzog von Braunschweig, Seidlitz, Ziethen, den Prior
des Benediktinerklosters u. A. sehen wir unter den rings-
herum in feierlichen Schweigen dastehenden Personen.
Auffassung und Durchführung fanden die allseitige ver-
diente Anerkennung und eine ernste poetische Stimmung,
welche das Kirchen-Jnterieur zu den Figuren in wirksamen
Gegeusatz brachte, erhöhte deu Eiudruck des gelungeneu
Bildes. Prof. Andreas Achenbach hatte vier kleinere
virtuos behandelte Landschaften, meist Gegenden aus
Belgien darstellend, und vor einiger Zeit eine große
„Mühle an der Erft" (einem kleinen Flüßchen in unserer
Gegend) ausgestellt, von denen sich namentlich das letzt-
genannte Gemälde dem Besten anreihte, was der berühmte
Meister noch geschaffen. „Eine Tanzstunde auf dem
Lande" vonBenjaminVautier zeigte eine originelleJdee
in der bekannten fein charakterisirenden Weise des Künst-
lers wiedergegcben und sprach außerordeutlich an, wie
denn auch der „Ostergesang" vou Th. Schütz viele Ver-
ehrer fand. Das erste Grün des erwachenden Frühlings
war auf demselben mit großer Wahrheit wiedergegeben,
wogegen uns die Farbe in den Figuren etwas hart erschien.
Ein sehr lobenswerthes Gemälde war H. Salentin's „le-
sender Schäfer", auf welchem Landschaft und Personen
überaus wahr im Kolorit, gut durchgeführt uud doch frei
behandelt, ein harmouisches Gauzes bildeten. Von
Schlachtenbildern sind Emil Hüuten's „Husaren-Attacke"
aus dem Maiufeldzug von 1866 und „die Verwundung
des Prinzen Anton von Hohenzollern bei Chlum" von
Christian Sell zu nennen, von denen das letztere im
Auftrage des Fürsten Carl Anton, dcs hier wohnenden
Baters jenes Prinzen, nach einer iu der „Gartenlaube"
erschienenen Jllustration Sell's dcm Künstler bestellt wor-
den war. Es gehört jedenfalls zu dessen besten Bildern.
Ein sehr schönes Porträt des genannten Prinzen hatte
Laurenz Schäfernach einer Photographie vollendet, welches
ebenfalls einem Auftrag des Fürsten seine Entstehung
verdankte. Die Bildnifse des Erbprinzen und der Erb-
prinzessin von Hohenzollern von dem jüngst verstorbenen
Prof.CarlSohn ließen den Vcrlust desselben wieder rccht
schmerzlich empfinden. Das Porträt der Erbprinzessin
war nach dem Tode Sohn's von dessen talentvollem Sohn
Richard mit Geschick vollendet werden. Ein „ideales
 
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