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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Bildniß" aus dem Nachlaß des Vercwigten zeigte eben-
falls die ganzeMcisterschaftdieses seltenen Talentes noch-
mals in vollem Glanze. Einige jüngere Künstler, Ernst
Anders und Paul Preyer (ein Sohn des trefflichen Stillle-
ben-Malers), sührten sich mit großem Erfolg durch gelunge-
ne Porträts ein, und von den Landschaftern zeichneten sich
noch Lommen, Kappis, von Perbandt und der längst an-
erkannte August Len durch gediegene Werke vortheilhaft
aus. — Auch von auswärtigen, mcist belgischen und fran-
zösischen Malern brachten uns dic letzten Monate schätzens-
werthe Zusendungen, die schon des Vergleichs wegen
doppelt interessant und lehrreich für nns sind. Großen
Beifall erwarb sich das im Auftrag der Verbindung für
historische Kunst gemalte Bild „Schlacht bei Oeversec"
von dem allzufrüh heimgegangen Siegismund L'Allemand,
dessen ungemeine natnrwahre Färbung besonders in Er-
staunen setzte. Schließlich müssen wir noch erwähnen,
daß derseit Neujahr abgetretene Direktor unserer Akademie,
Herr Eduard Bendemann, dem „Verein Düsieldorfer
Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hülfe" eine
nicnatliche Rente von zwanzig Thaler auf Lebenszeit aus-
gesetzt hat, was als ein neues Zeichen des warmen An-
theils, welchen der geschätzte Meister allen Kunstangelegen-
heiten widmet, gewiß dankbar anerkannt werden muß.

Nclirologc ii»d Todcsnachrichtrn.

Frcihcrr Karl Biaria von Aretin, kgl. bayerischcr
Rcichsrath. der hochvcrdiente Gründer des bayrischen Nativnal-
museums in Münchcn und Herausgebcr der „Alterthümer
nnd Knnstdcnkmale des bayrischen Herrscherhauses", starb am
29. v. M. am Schlagfluß in Berlin, wohin er sich als Ab-
geordneter zum deutschen Zollparlament begeben hatte.

Hans Gasicr, einer der bcgabtestcn österreichischcn Bild-
bauer der Neuzeit, aus Kärntcn gebnrlig, erlag am 24. v.
M. einem langiährigen Siechthum, dem er zunächst in Folge
einer Verletzung an der rechten Hand verfallcn war, im Hause
eines Freundes in Pest, bei dem er die letztcn Monate hin-
durch Aufnahme nnd liebevolle Pflege gefunden hatte. Die
Altersangabe von 42 Jahren, welche sich in der Todesanzeige
findct, enthält cinen Jrrthum, da der Verblichene am 2. Ok-
tober 18k7 geboren wurde. Weiteres behalten wir uns vor.

Vrnnischte Lunltnochrichtcn.

8. Ll. Den Umbau des alten Museums zu Berlin müs-
sen wir leider noch einmal berühren; wir müssen es thun, nm
unsere eigenen Nachrichten, wenigstens theilweise, zu demen-
tiren. Das erste Symptom von der Wiederaufnahme des
Regiments durch dcn Herrn Generaldirektor ist ein jetzt ein-
gereichter Jmmediatbericht der sachverständigen Kommission,
die sich, nachdem sie erst zwar den Gründen für eine über-
haupt vorzunehmende Veränderung zugestimmt, aber die Be- >
denkcn gegen das vorhandene Umbauprojekt im volleu Um-
fange und im Princip als zu Recht bestehcnd ancrkaunt, auf ^
dem Nachhausewege plötzlich eines Besseren besonnen und einen s
unglücklichen Kompromiß zwischen den gegenüberstehendcn An- !
sichten und Wünschen zu Stande gebracht hat. Die sieben
mitrleren Kompartimente an der Nordseite werden jetzt in drei I
gr oße Säle mit Oberlicht umgewandelt, die je drei dunkeln
Kabinetle an beiden Enden der Galerie in einen Oberlicht- j
raum verwandelt werden. Woher gcgen diese Entscheidung
eine erfolgreiche Berufung eingelegt werden sollte, ist vorläufig
nicht abzusehen, und so reiht sich denn aller Wahrscheinlichkeit
nach die Abschlachtung Schinkel's unmittelbar an die des An-
drea del Sarto. — Der jetzigen Raumtheilung vcrdankt unser
Musenm zwei von den kompetentesten Kennern anerkannte
Vorzüge, die historische Anordnung und die Aufhängung

aller Bilder in Sehweite. Schiukel hat mit gutem Vor-
bedacht und vollstem Bewußlsein auf die Wirkung großcr,
„würdiger" Räume verzichtct, in denen die Bilder uns als
Dekoration geltcn, und dic Rücksicht anf die Gemälde, ihre
wllrdige und zweckmäßige Aufstcllung allem andercn voran-
gestellt. „Jedes Bild nämlich", sagt Waagen im Katälog dcr
Eremitage S. 13., „desscn oberstcr Rand über sechszehn Fuß
vom Boden aufsteigt, wird für solche Beschauer, welche tiefcr
in den Geist der Meister eindringen nnd auch die Handschrift
seineS Pinsels erkcnnen wollen, zu eincr bloßeu Dckoration,
wo eine Kopie dieselben Dienste wie ein Original leisten
würde". (Jn diesem 1854 erschienenen Buche ist beiläufig auch
die Quelle mchrerer fast glcichlautender Aeußerungen übcr
den Museumsumbau zu suchen, deren Ueberelnstimmung zu er-
klären dcm scharfsinmgen Kunstgelehrten der Berlincr „Post"
nur durch die hämische Annahme einer Art von Konspiration
zwischen den thatsächlich einander zum Theil völlig frcmdcn
Personen gelang, von denen jene Aeußerungen ausgegangen.)
Wenn eS bei dem neulich berichtctcn Plane für den Umbau
geblieben wäre, so würden (durch die Fensterwände) c. 2209
(I)' Raum für die Bilder gcwonncn, währcnd uach dem neu-
stcn Plane c. 1400sZ' vollständig cingebiißt wcrden.
Da nun aber gegenwärtig nicht nur alle Wände dicht mil
Bildcrn behängt sind, sondern z. B. Luiui's schöne mytho-
logische Freskobilder an duukeln Stellen des Kupferstich-
kabinets, dem Pubilikum nur einmal in der Woche zu-
gänglich, einc ungenngende Unlcrkunft gefnnden haben,
andere znm Theil in dcn letztcn Jahren angekaufte Gemäldc
noch in den Vorräthen der Aufstellung entgegenharren, so er-
gebcn sich für die Folge nur zwei Möglichkeitcn, zwischen dcnen
eine Wahl nur daun schwierig sein könme, wenn es sich darum
handclte, die ungünstigste herauszusinden: entweder man
rangirt noch llOOsZ' Bilder aus, odcr man hängt sie
dnrchschnittlich mehrere Fuß HLHer; tertiimi non ämnr.
Abgesehen von der Schwierigkeit, welche die so erhöhten oder
selbst bis zur Decke emporgefnhrten Wände der Eirculation
der heißen Luft, mit der das alte Miiseum geheizt wird, be-
reitcn würden, erfordern nun aber die großen Sale mit hohen
Wänden die Vereinigung der iniposantcsten und glänzendstcn
Bilder der Galcrie, zn denen die jetzt in den Mitlelkomparti-
uenten Placirten Werke der ältesten Schulen nicht im mindesten
zu zählen sind, da sie, für die genaueste Betrachtung berechnet,
vou geringer dekorativer Wirkung sind. Dann wird aber zu-
gleich der ganze historische Zusammenhaug der b is-
herigen Äufstellung zerrissen, und mit dem einen ent-
schwindet auch der andere Vorzug unserer Galerie. Der
Mangel an großcn Prachtstücken, deren mau eins der schvnsten
dcr wenigen vorbandeneu jüngst noch den Wasch- uud Schmier-
übungen eines Stnmpers zum Opfer gebracht hat, muß iu dcn
großen Sälen besonders auffällig hervortretcn, währcud die
Stärke unsercr Galeric, ihrc seltene Vollständigkeit in Blcistern
und Schulcn bei Zersplilteriilig dcS historisch Zusammenge-
hörigen nicht mehr zur Geltung gelangt. Für dic Enilastung
des Museumsbndgets und die Vermehrung der ethnographischen
Sammlung, dieses entllm eliöri des jctzigen Herrn Gcneral-
direktors, wird dadurch freilich auf's Beste gesorgt, denn die
„kostspieligen" Ankäufe für die Gemäldegalerie fallen in Zu-
kunft fort. Wie sich aber eine solche Anschauung und Behand-
lnng der Verhältnisse mit dem Charakter und der Würde
eines großartigen Kunstinstitutes, wie das Berliner Museum,
verträgt, das dürfte Manchem nicht minder als uns unklar
sein. — Schinkel mag es uns verzeihen, daß wir diese prak-
tischen Gesichlspunkte in den Vordergrund gestellt haben;
wollte er doch in erster Linie die Gemälde zur Gcltung
bringen, nicht mit der Fülle seiner freien künstlerischen Jdeen
glänzen. Zudem sind diese Erwägungen die einzigen, die da
uoch etwas verschlagen möchtcn, wo ein solchcr Umbauplan
überhaupt entstehen konnte: wer vor einer solchen Bersün-
digung an Schinkel's genialem und großem Künstlergedanken
nicht von selbst zurückbebt, der begreift es natürlich auch nicht,
wenn ihm gesagt wird, daß cine so veränderte Raumtheilung
mit der Komposition im Grundriß nnd Aufriß will-
kürlich verfälschcnd nmspringt. Deu fühlcnden und ver-
stehenden Kunstfreunden abcr rufen wir als Motiv der Klage
über die dem edelsten architektouischen Meistcrwerkc BerlinS
jetzt drohende Beriinglimpfung die Worte Schinkel's selber in
dic Erinncrung (Nachlaß 111,244): „Ein solider Entwurf
ist ein Ganzek, dessen Theile so genau znsammenhängeli,
daß darinnen nichts Wesentliches geändert werden kann, ohne
aus der Gestalt cine Mißgestalt zn machen."
 
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