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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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138

Nrkrologe mid Todesfälle.

* Bisscn, Hcrmann Wilhclm, k. dänischer Professor,
defsen Tod wir neulich gemeldet haben, ward am
13. §)ktober 1798 von armen Eltern in Schleswig
geboren. Jn seinem achtzehnten Iahre kam er durch
Unterstützung eines Wohlthäters nach Kopenhagen. Nach-
dem er hier einige Zeit zwischen Pinsel und Bieißel
geschwankt, wahlte er endlich, besonders dnrch Thor-
waldsen's Beispiel aufgemuntert, die Bildhauerkunst zu
seinem Lebensberus und machte in derselben so glänzende
Forlschritte, daß er schon im Iahre 1823 die große
goldene Medaille der Akademie und cin Reisestipendium
nach Italien errang. Jn Nom lcbte er mehrere Iahre
niit Thorwaldsen zusammen, als dessen liebsten Schüler
man ihn bezeichnete. Die feine Grazie und die unerschöpf-
liche Fruchtbarkeit des Meisters konnte sich Bissen freilich
nicht aneignen, aber den kraftvollen Styl, den männlichen
Ernst der Auffassung erbte er von ihm. Thorwaldsen
lcgte die Sorge für seine unvollendet hinterlassenen Werke
testamentarisch in Bissen's Hand.

Das erste größere Werk, mit welchem Bissen selbständig
auftrat, ist die „Balkyre" (1835). Daran schließen sich
unmittelbar eine Anzahl von umfassenden Aufgaben für
das Christiansburger Schloß: zunächst der Fries mit
dem Bacchuszug und später die achtzehn weiblichcn Figuren
aus der griechischen und nordischen Mythologie. Jn der
idealen, meistens der griechischen Mythe zugewandten
Sphäre bewegen sich auch die sonstigen Schöpfungen deS
Meisters aus jener Zeit, wie der Paris, der Narziß, der
Anwr mit dem Pfeil, die 1843 für die Vorhalle dcr
Kopenhagener Universität begonnenen Statuen des Apollo
und der Minerva, endlich sein Orcstes, vcn den Furien
verfolgt (1851) und der verwundete Philoktct (1856).

Eine ganz neue, nämlich die entschieden naturalistische
Bahn betrat der Meister mit seiner bekannten Statue:
„Ter tapfre Landsoldat," als Teukmal der Schlacht bei
Friedericia ausgeführt; der Krieger, in der Hand einen
Buchenzweig haltend und den Fuß auf einen Mörser
setzend, sollte zugleich den Sieg und die Hoffnung auf
Frieden auSdrücken, brachte es jedoch nur zu cincr genre-
haftcn Wirkung. Ein zweites in die jüngste Geschichte
des Landes eingreifendes Werk Bissen's ist der „Löwe
von Jdsted," welcher durch Beiträge von ganz Dänemark
auf dem Flensburger Friedhof errichtet wurde. Jm
Jahre 1864 wurde er zerstört und später stückweise nach
Berlin geschlcppt. Die letzte Arbeit des Meisters war
die Reiterstatue König Friedrich's IV., welche binnen
Kurzem in Bronzc gegossen werden wird. Aus früherer
Zeit nennen wir nock die sitzende Statue Oehlenschlägers
nnd die stehendc Figur Friedrich's IV., die jedoch beide
trotz dcr meisterhaften Ausführung Manckics zu wünschen
übrig lasien. Ein sehr werthvolles Werk ist dagegeu die
vor dem Eingang in die Frauenkirchc ftehende kräftigc
Gestalt des Moses. Eine ganz bescnders glückliche Ader
besaß Bissen für die Porträtdarstellung. Geistreiche Auf-
faffung und feine Dctailarbeit vereinigen sich hier iu
mustergiltiger Weise. Die weichen Formen des Kinder-
gesichts, die beseelte Schönheit der Ingend, die charakter-
vollen Züge dcs Mannes, — Alles wußte sein Meißel so
wahrheitsvoll und mit einem von Thorwaldsen geerbten
idealen Anhauch darzustellen, so daß fast jedes dicser Werke
ein echtes Kunstwerk zu nennen ist. Eine große Zahl
solcher Büsten hat der Meister hinterlaffen, welche ab-

gesehen von ihrem ästhetischen Werth auch durch die merk-
würdigen Menschen unserer Zeit, welche sie darstellen, ein
historisches Jnteresse beanspruchen dürfeu. — Alle wahren
Kunstfreunde Däneniark's beweinen in dem Verstorbenen
einen der trefflichsten Künstler ihres Vaterlandes.

Louis-Dcnis Caillouctc, ein französischer Bildhauer^
Schüter von Cartellier imd Girodet, starb am 8. Februar in
Paris, wo er im Jabre 1790 geboren wurdc. Er beschickie
den Salon zucrst im Jahre 1822 niit einer BUste von Jakob
Ruysdael, welche für das Muscum des Louvre erworbcn
wurde. Für die Kirche St. Ambroisc zu PariS lieferte er
cine Madoiinenstatue und eine allegorische Figur „der Glaube",
für den Palast dcr Tuilerieen cine Psyche in Marmor, ferner
(1867) ein Nelief, die Architektur darstellend, für die Haupl-
treppe des Louvre-Muscums. Jm Garten des Luxembourg
sieht man von ihm eine Statue der Maria von Medicis.

Scbastia» Habcnschndcn, Maler und Bildhauer, bc-
rübnit namentlich durch scine zahlreichen trefflichen Thicrdar-
stelluilgen, starb in München am 7. Mai 55 Jahre alt.

Charlcs Mcryon, Kupferstcchcr und Nadircr, geboren
1821 in Paris ist am 13. Februar in Charcnton gestorbcn.

Vermischte Luilsliiachrichten.

* Wicner Knnstauktioncn. Es hat ganz den Anschein,
als ob durch die so glänzend ausgefallene Arthaber'sche Ver-
stcigerung eine förmliche Saison von Kunstaultioncn für Wien
eingeleitet worden sei. Am 29. und 30. April folgtc jener
Bersteigerung eine zweite, ebenfalls von Herrn Kaeser veran-
staltete, auch von Werken moderner Meistcr, mit glcichfalls
Lberraschcnd güustigem Erfolg. Die Hauptbestandtheile der
Sammluug siammten aus dem Besitze des verstorbenen Fabri-
kauten Lcistier, dazu kamcn Zuschüsse aus dem sonstigen
Wiener Privatbesitz, zum Theil von bedcutendem Werth. Die
Ealcrie des Belvcdere, ueulich wiederholt aus dem Feide ge-
schlagcu, crstand dieSmal nach hartcm Kampf das Hauptbild
der Auklion, Danhauser's „Testamentseröffnung", für 5005
Gulden. Von den übrigen Preiscn sderen Listc bei dcm Auktio-
nator zu haben ist) seicn erwäbin: Gauermaiin „Kampf
zwischeu Bärcn und Hundcn" 3537 Gulden (Käufcr Hr. Fr.
v. Klein), Schmitson „Römische Heerde" 1101 Guldcn.
(derselbc), Verboekhoveu „Kuh und Schafc mit schöncr
! Pcrspektive" >730 Gulden (Frhr. v. Liebieg), Marco, zwei
^ ideale Landschasten, 1100 uud >160 Guldeii (HH. Sarg und
v. Wodiancr), Verbvckhovcn „Hcerde im Wasser" 2165
I Gulden (Freih. v. Liebieg), Verschuur „Fuhrmann mit
! Pferden" 1050 Gulden (Hr. Rogge) und Leman „Duell zwi-
scheu Coligny und dcm Duc de Guise" 1000 Gulden (Hcrr
v. Wodianer). — Am 26. Mai und folgenden Tagen steht
uns ferner eine grosie Verstcigerung von Werken altcr Mei-
! ster bevor, ebenfalls von Hrn. Kaeser geleitet. Auch dazu
steuerten besonders die Leistler'schen Erben bei, außerdcm der
j Wiener Kunsthandel und einzelne Liebhaber. Mehrere der
! zum Aufschlag kommenden Bilder gehörtcn der Herzogin von
Berry. Wir ncnnen einen I. Wcenix, Stilllebcn, aus dcr
besten Zeit des Meisters (todter Hase uud Geflügel neben
j ciner Vase). cinen reizenden kleinen Hobbema (Baumreiche
Landschaft mit Teich), zwei Originalskizzen von Paolo Vero-
nese zu Bildcrn in dcr Casa Morosini, cincn sehr schöncn
I. Ruysdael (Marine mit bewegter See), das Altarbild
von Givv. Bellini aus dcr Äapclle des Pal. Veiidranün,
eine Originalskizze von Rubens, cndlich die gewählte Kol-
lektion von Kuriositäten, Kästcn, Elfenbeinsacheii, Gläscrn rc.
Näheres im Anktioiiskatalog.

" Der Photograph Iägermaycr in Wicn (Wiedener
Hauptstraßc 25) hat von einer kürzlich unternommcncii Neise
nach Dalmatien ir Ä. zwci grosze Ausnahmcn dcs Diocletian-
palastes zu Spalatro mitgebracht, welche das sür die
Geschichtc der spätrömischcn Architektur so wichtige Denkmal
in ausgezeichncter Wcise vergegenwärtigen. Beide geben An-
sichten des Hofcs mit der dem Andenken des Kaisers Franz I.
gcwidmctkn Jnschrift au dem eincu der großen Prachtthore;
rcchlS und links ziehen sich die schlankcn Säulcnreihen mit dem
in charakteristischer Wcise gcstaltetcn gebogcnen Gebälke hin.
Die Blätter cmpfchlen sich bei ihrer Größc iiamcutlich anch
für dcn kunsthistorischen Unterricht.
 
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