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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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182

Schulc", „Ruhe »ach der Arbeil" uud „Christiuorgeu" (bci
Hrn. Felluer) und aus des MeisterS späterer Zcit u. A.
„Die unterbrocheue Wallfahrt" (auS der Sammluug dcs
Hrn. Drasche), dazn eine Auswahl reizender kleiner Straß-
gschw andtner, mehrere Canon's, vonFr. Friedländer:
„Die Strategen," von Ed. Ritter: „Der Scgen während
dcr Fahrt" (Sammlung des Grafen Braida), von Leop.
Löfflcr: „Die ertapptcn Schulknabcn" u. v. a. Auch Thier-
und Genremalerei waren durch mehrere der sckönsten Gauer-
mann's, Marko's, und durch Beiträge von R. v. Haauen,
Hansch, C. Bühlmcier, Dallingcr u. A. so stattlich ver-
treteu, daß gewiß mancher dcr fremdcn Bcsucher scine mitgc-
brachten Vorstellnngen vou der Wicner Schule dadurch in
vortheilhafter Weise berichtigt hat. Auf einige ausgestellte
Werke jüngerer Künstler, wie z. B. auf Sig. L'Allemand's
vortreffliche „Schlacht bei Kollin", werden wi'r bei der Bespre-
chung der allgemeincn deutschcn Ausstellung znrückkommen
könuen.

Loillr>irren;rii.

-s- Bcrlin. Die königliche Akademic der Künste hiclt
wie alljährlich am 3. August im laiigcn Saalc der Akademie
eine öffentliche Sitzung, in wclcher uach cincm Bericht
deS Sekretärs, Professor vr. L. F. Gruppe, die Prcisver-
theilung an die Schüler der verschicdencn Klassen und an die
Theilnehmer der Konkurreuzen um die Reiscstipeudien statt-
fand. Den Preis in der akademischeu Konkurrenz für Ge-
schichtsmalerei über das Thema: „Tobias wird von scincm
hcimkchrendcn Sohue vou sciner Blindheit geheilt" hal dic Aka-
demie nach mehrmaliger Abstimmuug deni Maler Koska aus
Ratibor zuerkannt, jedoch für einen zwciten Bewerber, deu
Maler Paul, beim Miniftcriuin cine Lffentlichc Belobuug
beantragt, welche auch nebst eincr Gratifikation von 200 Tha-
lern bewilligt wordeu. Der crstc Sicger zeichnct sich durch
korrekte und sicherc Zcichnuug aus, währcud cr sich iu Bczug
auf dic Farbe uoch als licf iu dcu Nutimentcu stcckend ans-
gewiesen und für das eigenthümlichc Lebcn der Farbe auch
iiicht einen Schimmer von Vcrständniß bclüudet hat. Der
zweite Sieger ist iu malcrischer Haltuug und koloristischem
Gesühl dcm erstcn wcitaus überlcgen, cr briugt cs in dicser
Hiusicht sogar, absolut belrackitet, zu einer ancrkenuenswerthen
Wirkung, doch hat cr der Gefahr nicht genügcud widerstandcn,
die Zeichnung zn Gnnsten der Farbe etwas zu vernachlässigcn:
er zeichnet nicht falsch, aber nicht präcis. Dieser Umstaud
hat, vom Standpunkle der Akademie wohl nicht mit Unrccht,
schließlich gegcn ihn entschiedeu, während absolut als künst-
lcrische Leistuug betrachtct, sein Bild das seines Konkurrcuten
ohne Frage ans dem Feldc schlägt. — Es waren sodann zwei
Michael-Beer'sche Preise zu vergeben, ciner in der Geschichts-
malerei uur für jüdische Bewerber, der andere in der Bild-
hauerei für Bewerber aller Bekcnntnisse. Jener war gar
nicht ambirt worden, dagcgen war die zweile Koukurrenz die
glänzendstc, die die Akademie seit langer Zcit in ihrcn Auna-
leu zu verzcichncu gehabt hal: acht Bewerber mit rccht re-
spektablcn Arbeiten waren in den Wcltkampf eingetreten. Sic
hatten ein klciues Relief, das Lpfer Noah's nach dcr Sind-
flnth darstellend, und cine lcbeusgroßc Figur odcr Grnppe
nach freier Wahl des Gegcnstandes zu liefern. Den Prcis hat
der Bildhauer Tendlau mil cinem kolossalcn Achilleus, der
deu Patroklos bctrauert, davongetragcn. Er konnte ihm, un-
beschadet der Tüchtigkeit aller Koukurrenzarbeiteii, nur, abcr
sehr lebhaft durch den Bildhauer Schaper aus Berlin (be-
kannl dnrch eine große scbr schönc Gruppc des Dionusos, der
die Ariadnc tröstel. und jüngst mit deni ersten Aecessit in der
Uhland-Konkurrenz ausgezeichnet, in der nach dem Urtheil
aller Zuverlässigen und selbst einiger MitkontNrrentcn künst-
lerisch seine Skizze die hervorragendste war und nur der trocke-
uen Porlrätireue in dem Modell von Kietz weichen mußte,)
mil seinem Siegfried, der in das Drachenblut zu steigen im
Begrifs ist, streitig gemachl werden. Jn dem Relief war
scine klare nnd feiu abgewogene Dispofition den wirren, in
mehrcren Plänen in die Tiefe gruppirten Massen Tendlau's
gauz entschieden vorzuziehen. Dennoch soll der akademischcn
Jury kein unbediugter Vorwurf gemacht werden, daß sie dem
kühnen frischen Wurfe des Letzteren den Vorzug gegeben hat
und sich nicht dadurch hat beirrcn lasscn, daß das Werk eigent-
lich cin großes Fragezcichen ist, denn den Gegeustand zu er-
ralhen ist unmöglich. Uns hat es unangenehni an die fertige,
aber oberflächliche Routine der modernen französischen Plastik

gcmahnt. die durch anfsallende Stelluugen, materielle Größc
und fast brüskc Virtuosität zu crsctzen sncht, was ihr an wabr
haft plastischcr Empfindnngswcise und wcrthvollen Jdeen ab-
gehl: und eS ist in so fern zn bedauern, daß durch cin Ur-
Ibeil dcr Berliuer Akademic zu Guusten jcncr Eigcnschaften von
diescu abgcsehen wordeu, dnrch dic die Berliner Bildhaner-
schule ans dcr Pariser Ausstcllung wicdcrum ihre nubcstrittcne
Superiorität, bcsonders auch den Franzosen gegcnüber, in
glänzendster Weise Lehauptet hat.

U. LI. Dcr Schliisttcrmiil dcr Berliucr Dombaiikon-
kurrciiz ist zwci Tage vor Ausgabe dicscr Nummcr dcr Kunst-
chronik, am 12. August eingelrctcn. Es ist in trefseudstcr
Weise von kompetcntester Seite auf die schou bcgaugeucn Miß-
griffe hingewiesen wordcu: dcnnoch wollen wir hoffen, daß der
Ehrgeiz nnd dcr PatrivtismuS der deutschcu Architektcn recht
viele bedcntcndc Kräfte auf den Kampfplatz gerufen haben mag.
Mehr aber noch hoffcn und wünschen wir, daß dic Sache
nicht wiedcr als geheime Kabinetsfrage behandclt wcrdc, daß
man nicht wieder init Hiiitansetzung aller schuldigen Rück-
fichten cin bedaucrliches vnit aoooinyli hinstelle, daß mau
nicht wicdcr an bcdcutsamster Stcllc cin unbcdeutendcs Bau-
werk als ciu ucueö ArmuthSzeuguiß für uuscrc in ihrcn Spitzcu
wahrlich nicht zu verachtcnde zcitgcnössische Kunst schaffc.
Schon cntfalict das RathhauS, allmählich der Vollenduug eut-
gegcuschrcitcud, sciue nngcschlachtcn rothcn Masseu, schou
steigt die Nationalgalerie als ein trauriger kkebergriss cincr
übcrlcbtcu Vcrgangcuhcit und dilcttantischcr Bcvormuuduug
dcr Kuust in die des Bcsscrn sich bcwußte Gcgcnwart cmpor.
Berlin ver^ichtct gern darauf, durch cinen in der Mitte
zwisckicu bcidcu sich crhcbcndcn, ihucn cbcnbürtigcn Dom dic
Kelte fcster gcschlosscn zn schcn. Zunächst stellc man die ein-
gclaufencu Eutwürfc öffentlich iu einer dcr Wichtiglcit uud
Schwicrigkcit der Sachc entsprecheudeu würdigen Wcisc aus
nud lassc vor gcfälltcm EulscheidnugSspruch die Kritik, zu der
hicr sebr verschicdcuc Krcise bercchtigt sind, frci uud ofscn zu
Worte lomincn. Das cigcuc Ikrthcil durch das audcrc zu
korrigircu ist sür kciiic noch so sichere Antorität uuehreuvoll,
schmachvoll abcr, des Maugels an Einsicht und Vcrständniß
nnd dcr cigcnwilligcn Ueberhcbung durch Jahrhundcrtc gc-
zichcu zu wcrdcu.

* Ncnc Mnsccil iu Wicu. Die Jnrh zur Bcnrtbciliing
der iuzwischen theilweisc iimgearbeitetcn Konkursprojcktc sür
die ueucn Wicner Musecu ist am 8. d. M. wieder zu cincr
Sitzung zusammcngetreten nnd zwar verstärkt durch dic Hrn.
NöSncr und Schwcudcnwcin an Stcllc dcö vcistorbcnen
van der Nüll. Dic Einsctzung ciucs ucncn iutcrnativnalcu
SchiedSgerichts, wie es die gesammtc Lffentliche Mcinuug nach
dem nnglückseligcn Sprnchc dcr Jury im vorigcn Jahrc
forderte, ist also nicht beliebt wordcu. Mau erzähll sich auch
von sataleu Beschräulnngen der Kompetenz dieser uenen Auf-
lage dcr altcn Jury uud von sonstigcn Dingeu, die nicht cben
hoffnungerweckclld kliugcn. Doch wartcu wir dic wcitcrc Eul
wickeluug dcr Vcrhandlungeu ab!

Lnilüiiiiterricht.

8n. Leipzig. Dic Borbildcrsnmmliiiig für Kuust
gcwcrbe, cinc Älnstalt, dcren Zlistandelommen nnd Organi-
sation dcn »iiauSgcsetzteu Bemühuligeu des k)r. Lllbcrt von
Zahn, jetzigcu DirektorS des Mnseums in Wcimar, zu danken
ist, wurde vor KNrzciu dcr öfscntlichen Bcnutznng übcrgcben.
Gleich von vorn hcrcin stellte sich dic überaus gelungene, für
dcn praktischcn Gcbrauch zweckmäßigc uud begnemc Aulage
des vcrdienstlichcu kluternehnicns heraus, welchcS mit geringen,
von einer Anzahl Privatpersoncn anfgebrachten Mittclu (in
Geld nnd Geschenken von eiusckilägigcn Büchern und Kupfer-
werkenj iu's Leben gerufen, den Kcim eincr lebcnsvolleu und se-
geusreichen Entwickelung in sich trägt. An freiwilligen Beiträgcn
wurden 500 Thaler jührlich, vorlaufig auf 3 Jahre, gezeichnet
und damil zunächst Il3 Mappcn mit über 7000 Blättcrn
sowie eiuc Anzahl von Hand- nud Lehrbücheru beschafst, welche
den Gewerbtreibenden aller Art Gelegenheit gebcu, sich über
das Formen- und Farbenwesen in den technischen Künstcn
alter und neuer Zeit Belehruug und Ausknnft zu holen.
Das Aufstellungslokal ist so eingerichtet, daß ek Platz nnd
Mittel zum Zeichnen und Bauscn gewährt. Vorläufig ist
dic Saiumlung nur au zwei Werkcltagcn und am Sonutag
Morgen zur Benutzung geöfsnet; doch wird der Eiser, mit wel-
 
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