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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Müller, Sigurd: Cave Clementem
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0420
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827

CavVClementem,

828

Von einem kleinen Bilde, die Anbetung der Könige
darstellend, früher dem Raffael zugeschrieben, jetzt als eine
freie, gleichzeitige Kopie der Predella im Vatikan ange-
sehen, schreibt der Verfasfer: „I/näorntion äos
N1N§68 68t NN6 60PN6 moäorno, prodntzlonrent Ü6
1'6ool6 cl'Ovortzoolc, äs 1n cslsdrs prsäslls äs
1'X88omp>tion, pnr Hnp>ÜL6l, pänoss uu^ourä'liui an
N1N866 än Vntionn." Das schöne Bildchen wnrde im
Jahre 1764 aus der damals versteigerten Sammlung
des Kardinals Valentis erworben; Rumohr hat es
(Schorn's Kunstblatt 1825, S. 345) als eine sehr
schöne, unzweifelhaft echte Jugendarbeit Raffael's be-
schrieben.

„8i 1s 8nint äonoliiin rsnoontrnnt 8nints
Vnns 68t änts äs 1497 — Pni vninsnisnt olisrolis
ostts änts — il ns pi6nt 6tr6 1'osnvr6 äs Rilippo
6ip>pi, p>nr 1n rni80n c^us Rilipipo stnit niort sn 1469.
II knuärnit änn8 es 0N8 l'nttritzner ü 80n 1118 RilippinoV
Das Bild trägt gerade im Vordergrunde nnd an einem
sehr auffallenden Orte die (auch von Crowe und Caval-
caselle citirte) Signatur: Rilipxinim äs Rlorsntin
N0660I.XXXXVII; es steht da mit scharfen, gol-
denen Lapidarbuchstaben von nicht geringer Größe. Der
französische Katalog nennt zwar als Urheber des Bildes
Filippo Lippi, 1460—1505; wußte aber Herr de Ris
nicht, daß auch der Sohn Fra Filippo's mit dem Namen
Filippo (nicht Filippino) getauft worden war, so sollten
ihm doch die Jahreszahlen des Katalogs verständlich
machen, daß derselbe nicht Fra Filippo meinen konnte.
Daß der Versasser die Signatur nicht gefnnden hat,
scheint um so auffallender, da er doch, wie er behauptet,
„n sxnmins nns n nns toutss 1s8 toiks^", die sich
in der Sammlung befinden.

Der englische Gruß von Don Lorenzo Monaco ist
nach Herrn de Ris „non rsNnnrss"; von Filippino's
Joachim nnd Anna sagt er, daß es „n sts roNnnrss
ä'uns Myon 1no1i6U8s: il sn rs^ks pien äs olio^s".
Auch von Luini's Sta. Katharina „rs^to psu ä6 0I1086".
Die Wahrheit ist, daß das erstgenannte, auf Holz ge-
malte Bild einmal zerbrochen und dann in der Art
zusammengefügt ist, daß man schon von der gegenüber-
stehenden Wand des Zimmers aus einen mißgefärbten
Streifen von 2—3 Centimeter Höhe die ganze Breite
der Tafel durchlaufen sieht. Filippino's Bild (Tempera
auf Holz) ist wohl konservirt zu nennen, Luini's zwar
verwaschen, doch nur in den Lasuren beschädigt und
nirgends übermalt.

„Ts ontnloAus nttrikus n Lu^nnonvullo nns
Visr^s Alorisu8S." Der Verfasfer thut hier dem
Katalog (er citirt die französische Ausgabe von 1870)
Unrccht und könnte folglich seine Korrekturen erspart
haben; der Katalog bemerkt nur, daß dieses Bilb „n
sts nttribus n UnAiinonvnllo".

Jan Steen's „Geizhals" wird von Herrn de Ris
als eine Figur äs Inos beschrieben. Wahrscheinlich
hat der Knochemnann, der neben dem Geizigen angebracht
ist, den gewissenhaften Forscher so erschreckt, daß fein
Auge ihn deshalb getäuscht hat. Mir ist wenigstens
die Fignr niemals anders als im strengsten Profil
erschienen.

Jakob van der Does „stnit nn nrtwts msäioors".
Die Arbeiten dieses Künstlers sind selten; doch dürfte es
wohl nicht allzu unbekannt sein, daß er an geistvoller
Auffassung, fcharfer Charakteristik, Feinheit der Farben-
töne und präcisem Ausdruck der verschiedenen Stosfe
(besonders der Wolle der Schafe) wenigen der besten
Thiermaler des 17. Jahrhunderts nachsteht. Daß
andererseits A. Verboom sich nur durch die Signatur
von Hobbema unterscheiden läßt, darin werden wohl
nur diejenigen mit Herrn de Ris übereinstimmen, die
wie er an Palamedes, Pieter Potter nnv Dirk Hals
keinen Unterschied bemerken.

Die beiden Bilder von N. Poussin sind nach Herrn
de Ris unechtes Zeug. Früher hat Niemand an ihrer
Echtheit gezweifelt; sie kamen nach Kopenhagen aus Ler
Sammlnng des Kardinals Richelieu, der wohl eben kaum
unechte Ponssin's mag besessen haben.

VondenBildernderkleinen, aber auserlesenenSamm-
lung des Grasen Molkte-Bregentved erwähnt
der Verfasser nur 16, darunter zwei von Hobbema (vas
eine ist ein Kapitalbild); „^s ns 8ui8", sagt er, „nn
nämiratour pN88ioii6 äs Notzlismn. X mon 86N8,
on n knik nutour äs son nom p>1ii8 äs llruit, 111'il
n'on msrits; — 1s elinrms lui mnnc^us nd^olumsnt".
— Armer Hobbema! —> Die Perle der Sammlung,
Eudamidas'Teskament von N. Poussin, ist eine Kopie;
„il 68t imp088idl6 ä'^- rsoonnuitro un soup äo
pinssnu äonns p>nr 1s Uou88in. Im touslis 68t
^>0866 nvso UN6 ro^ulnrits, UN6 SA'nlitä, UN6 lour-
äsur rslntivs, c^ui inäic^uont 1u muin snlms ä'un
oopi^ts päutot c^us 1'nAltntion toiffoui'8 (!!!) un psu
kksvr6U86 äu orsnt6ur." Zeichnete sich denn nicht, wie
es Gott und Jedermann weiß, eben Poussin's Malweise
durch die obengenannten „Kopisteneigenschaften" aus?
Bekanntlich waren die Kunstsorscher lange darüber unge-
wiß, wohin N. Ponssin's berühmtes Gemälde: „Das
Testament des Eudamidas" zuletzt gekommen, nachdem
es ungefähr im Jahre 1760 von Marcenay de Guy in
der Sammlnng eines gewissen Beauchamp gestochen
worden war (Katalog der Moltke'schen Sammlung,
S. 83). Noch vor 1780 wurde die hier erwähnte Tafel
der Moltke'schen Galerie von einem nach St. Petersburg
durchreisenden Kunsthändler hier in Kopenhagen einem
Grafen Moltke für ungefähr 4000 Reichsmark ver-
kauft; nie hat es meines Wissens bisher ein wirklicher
Kenner als Kopie angesehen. Wenige Tage vor seinem
 
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