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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0121
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Korrespondenz.

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schaften, die sie sonst noch beigesteuert hat, scheinen
uns weit unter dem Niveau zu stehen, auf dem sich die
erste Ausstellung des Vereins zu halten gewusst hat.

Zum Glück haben andere Mitglieder nicht nur dieses
Maß inne gehalten, sondern auch zum Teil noch über-
schritten. Max Pietschmann's Porträt des Malers Otto
Fischer, das den Künstler am Meeresstrand stehend zeigt,
verdient z. B. namentlich wegen der prächtigen Beleuch-
tung hohes Lob, und wenn man näher zusieht, wird
man auch den Frauenkopf des Künstlers als das, als
was er sich giebt, als eine überaus geschickt gemachte
Beleuchtungsstudie anerkennen, während seine Landschaft
mit dem Bach, der durch eine von Bäumen umsäumte
Wiese hinabeilt, etwas zu deutlich nach dem bekannten
Goppelner Rezept der Schule für Frühlingsbilder schmeckt
und zu wenig Eigenes besitzt. Hermann Ritter bietet mit
seiner Elblandschaft, in der das rot angestrichene Häus-
chen der Dampfschiffslandungsbrücke dominirt, ein kolo-
ristisches Prachtstück, in dem das Problem der sonnigen
Beleuchtung auf das Glücklichste gelöst ist. Eine ähn-
liche Aufgabe hatte sich Hermann Mangelsdorf gestellt,
als er daran ging, das Spiel der Sonne und das Glitzern
der verschiedenen vom Sonnenschein erzeugten Lichter
auf den Brettern der alten Kötzschenbrodaer Badean-
stalt in einem Aquarell wiederzugeben. Wir zweifeln
sehr daran, dass ein anderer Beschauer jemals den-
selben Vorwurf in solcher Beleuchtung sehen wird,
können aber nicht leugnen, dass der subjektive Eindruck,
den der Künstler von seinem Motiv gehabt hat, äußerst
wirksam von ihm verarbeitet worden ist, so dass wir es
hier freilich nicht mit einer realistischen Studie nach der
Natur, sondern mit einem etwas kühnen, in der Gesamt-
durchführung aber fesselnden Experimente, die Wirkung
der hellsten Mittagssonne im Bilde festzuhalten, zu thun
haben. Uberhaupt ringen viele Angehörige der Dredener
Secession mit heißem Bemühen und jeder in seiner Art
darnach, das Licht der Sonne, wenn sie am höchsten
steht, in ihrer Wirkung auf die Landschaft darzustellen.
Stremel hat dies in mehreren kleinen Erntebildern ge-
than, die sämtlich mehr oder minder als gute Lösungen
der Aufgabe angesehen werden können. Unger ver-
sucht dasselbe an südlichen Motiven, kommt aber dies-
mal nicht genug über das reinstoffliche, um nicht zu
sagen, geographische Interesse des Vordergrundes heraus.
Von Pepino, der eine auf dem Berge liegende alte Stadt
in Abendbeleuchtung malte, lässt sich diesmal kaum
ein Fortschritt melden, während uns Walter Scholz mit
seiner Aussicht der Treppe zur Dresdener Terrasse, auf
der eine elegant gekleidete Dame herabsteigt, weit besser
als mit vielen seiner früheren Arbeiten zusagt. Paul
Baum's Winterlandschaft erinnert lebhaft an sein Bild
gleichen Inhalts in der Dresdener Galerie, gefällt uns
aber wie dieses weit weniger, als seine Schilderungen
niederländischer Wasser- und Wiesengegenden oder seine
flotten Zeichnungen, von denen die von Arnold jüngst

| veranstaltete Ausstellung von Handzeichnungen wahre
i Perlen aufwies. Ebenso bleibt Max Oiese in seinen beiden
winterlichen Landschaften weit hinter der Wirkung
zurück, die er mit seiner groß angelegten Zeichnung im
letzten Vierteljahrsheft erzielt hat, während Oskar Seidel
in seinem frischen, von den Strahlen der Sonne durch-
fluteten Waldbilde, dessen Mitte ein dunkler Weiher
einnimmt, die beste Leistung bietet, die wir bisher von
ihm zu Gesicht bekommen haben. Wilhelm Claudius
steuerte zwei kleinere Gemälde bei, einen Blick auf die
engen Straßen einer alten Stadt und eine Landschaft
am Flussufer, auf dem sich drei einzelne Pappeln von
dem dunkeln Waldhintergrunde abheben. Das letztere Bild
zeigt einen feinen Silberton, wie man ihn als charakte-
ristisch für die Münchener Diezschule kennt, ist aber
zu glatt und peinlich gemalt, um für die Dauer fesseln
zu können. Wie prächtige Motive für den Landschafts-
maler aus dem Studium der Dresdener Heide zu gewinnen
sind, kann man am besten an Hans Täger's Waldpartie
ersehen, an der uns nur das etwas aufdringliche Gelb
der Bäume in der Nähe des an einer Waldstraße ge-
legenen, halbverfallenen Hauses stört. Einen eigenen
Geschmack verraten wiederum die beiden Landschaften der
Frau Emilie Mediz-Pelikan. Sie besitzt eine Vorliebe für die
Ausschmückung des Vordergrundes mit bunten Blumen und
scheint uns in der Durchführung der einzelnen Exemplare
leicht zu viel zu thun und darüber die einheitliche Gesamt-
wirkung aus den Augen zu lassen. Wo sie sich vor diesem
Fehler hütet, gerät ihr alles vortrefflich, z. B. ein Blatt
mit knorrigen Waldbäumen, das ein geschultes Auge für
scharfe Charakteristik verrät. Dasselbe Lob verdient
das jedenfalls ungemein ähnliche Porträt ihres Gemahls,
des Malers Mediz, das viel malerischer empfunden ist
als so manche Bildniszeichnung ihres Mannes, der sich
dieses Mal in dem Porträt Oerhart Hauptmanns offen-
bar arg verhauen hat. Mit gemischten Gefühlen stehen
wir auch vor den beiden Bildern Karl Bantzer's, der
noch immer als der Führer der ganzen Gruppe jüngerer
Dresdener Künstler besondere Beachtung verdient. Seine
echt deutsche Hügellandschaft mit Gebüsch, Wiesen und
Feldern ist eine vorzügliche Terrainstudie und mit vielem
Verständnis für das rein Landschaftliche durchgeführt, aber
sein Waldarbeiter, der über dein Schärfen seiner Säge
alles andere zu vergessen scheint, hat uns kalt gelassen,
obwohl wir eigentliche Mängel an diesem Freilichtbild
nicht zu nennen wüssten. Erwähnen wir dann noch
zwei kleinere Landschaften von Emil Glöckner, von
denen uns die beiden Arbeiterinnen auf dem Felde am
meisten zusagen, so haben wir alle Hauptstücke der
Ausstellung namhaft gemacht und können uns begnügen,
zum Schluss auf zwei Specialisten des Vereines hin-
zuweisen, von denen der eine das Tierbild, der andere
das Blumenstück ebenso eifrig wie glücklich kultivirt.
Der erste ist Richard Müller, der bereits durch seine
Marabus in den Vierteljahrsheften unsere Aufmerksamkeit
 
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